Reisen und Motorradfahren: Zwei Leidenschaften, die sich ausgesprochen gut verbinden lassen. Satzhüterin Pia erinnert sich an eine Zeit, in der sie auch gelegentlich davon träumte, mit Motorradreisen Geld zu verdienen – weiter gekommen als Schweden ist sie bisher jedoch nicht, und Geld gab es dafür auch keines. Erik Peters dagegen hat dies als „Berufsreisender“ bereits viele Male getan, in „Himalaya Calling“ schreibt er aber von einem ganz besonderen Abenteuer: Er und sein Freund Alain sind auf dem Landweg zu den höchsten Pässen der Welt gefahren – natürlich mit den Motorrädern.
„Himalaya Calling“ ist ein Reisebericht und Bildband für leidenschaftliche Motorradfahrer:innen, so viel steht fest. Erik Peters hat inzwischen mehrere Bücher sowie Filme über das Reisen mit dem Motorrad geschrieben beziehungsweise gemacht und toppt dies nun mit „Himalaya Calling“.
„Der Himalaya ruft“
Einige Reiseberichte kommen in Zeitschriften wie „Motorrad“, „Touren fahren“ oder „Motorrad & Reisen Classic“ unter, andere brauchen deutlich mehr Platz, um erzählt zu werden. 28.000 Kilometer durch 14 Länder zu fahren, das gehört eindeutig in die Kategorie „mehr Platz“. Insgesamt waren Erik und Alain mit ihren Yamahas 6 Monate unterwegs und haben am Ende entsprechend viel zu berichten. Und auch wir Leser:innen machen auf den knapp 240 großformatigen Seiten eine spannende Reise mit, so dass der Einstieg mit einem Kennenlernen der beiden Reisenden gut: Wir lernen anfangs diejenigen kennen, die wir auf ihrer Fahrt begleiten und erfahren, wie die beiden Männer sich kennengelernt haben und wie es dazu kam, dass sie eine derart wahnwitzige Reise unternahmen.
Die Reise ist geprägt von Extremen und Superlativen, was auch schon die Kapitelüberschriften deutlich machen. Es gibt „erste Härteprüfung[en]“ oder auch „eine Woche hinter Stacheldraht“. Erik und Alain erfahren neue Grenzen bei „1000 Kilometer Schlaglochwahnsinn“ und durchqueren das „Land der hohen Pässe“. Der Reisebericht ist leichtfüßig und fesselnd geschrieben, die beiden Männer sind direkt sympathisch. Wenn Erik Peters zwischen trockenen Fakten zur Reise spannende Informationen zu Ländern, Strecken und Städten, zu den Menschen und Kulturen oder auch die eine oder andere lustige Anekdote einstreut, ist gute Unterhaltung garantiert. Oft bewegen die Freunde sich auf der Reise auch abseits üblicher Tourismuspfade – nicht nur, weil sich auch untypische Reiseländer auf der Route befinden – und geben zudem Tipps und Infos zu kulinarischen Spezialitäten der jeweiligen Länder.
Beeindruckende Reise, beeindruckender Bildband
Der mitreißende Reisebericht wird durch ebenso ausdrucksstarke Bilder begleitet. Die vielen Extreme der Reise, die unglaublichen Landschaften und Eindrücke sowie die pure Freude der beiden Fahrer werden durch Text und Bild gleichermaßen vermittelt. Großformatige Landschafts- oder auch Detailaufnahmen, Bilder von beiden Motorradfahrern, den Menschen oder per Drohne von den Strecken, ergänzen den Text sehr gelungen. Überhaupt sind die Aufnahmen durchgehend stimmungsvoll, so dass allein das Durchblättern des Bildbandes große Freude und noch größeres Fernweh weckt.
Es gibt nur zwei Dinge, die aus meiner Sicht nicht ganz rund sind: Liest und betrachtet man das Buch gleichermaßen gründlich, fällt auf, dass viele Informationen repetitiv sind: Neue Informationen bekommen wir Leser:innen in den Bildunterschriften oder Zitaten, die die Seiten auflockern und ergänzen, nämlich nicht geboten. Hier wird nur noch einmal benannt, was schon im Text steht. Als „Komplett-Leserin“ hätte ich mir hier etwas mehr Abwechslung und Ergänzungen gewünscht. Außerdem sind manche Seitenübergänge unglücklich geraten. Es werden beispielsweise mitten im Satz die Seiten gewechselt, aber bevor es weitergeht, kommt eine Doppelseite mit Bildern. Mehr als einmal musste ich zurückblättern, um den Anschluss wieder herzustellen. Über die Bildseiten kann man nämlich nicht einfach hinwegblättern, sie sind einfach zu schön geworden!
Ein Muss für Fans des motorisierten Zweirads und des Reisens – bringen Leser:innen beides mit, sorgt dieser Reisebericht für extremes Fernweh und weckt eine große Lust, eigene Abenteuer zu erleben: „Mit ein wenig Mut fangen die besten Geschichten an“, gibt uns Erik Peters am Ende mit auf den Weg. Ich habe mehr denn je große Lust, ein eigenes kleines Abenteuer auf dem Zweirad zu erleben.
Himalaya Calling. Mit dem Motorrad auf dem Landweg zu den höchsten Pässen der Welt. Erik Peters. National Geographic. 2021.
0 Kommentare