Achtzehnmillionenfünfhundertsiebenundvierzigtausenddreihundertundein Euro und achtundzwanzig Cent

von | 24.04.2017 | Belletristik, Buchpranger

Auf „Alle meine Wünsche“ von Grégoire Delacourt ist Worteweberin Annika in einer Bücherkiste gestoßen und versprach sich eine kurze, einfache Gute-Laune-Geschichte. Dass der Roman eigentlich viel mehr ist, hat sie positiv überrascht.

Jocelyne ist zufrieden: Ihr gefällt die Arbeit in ihrem Kurzwarenladen, ihr Blog über Knöpfe, Bänder, Handarbeiten und das Leben geht in Frankreich gerade durch die Decke und das Leben mit Ehemann Jocelyn hat sich eingependelt. Ja, die Kinder sind aus dem Haus und könnten sich ruhig etwas öfter bei ihr melden – ja, eigentlich hat Jocelyne nie ihre Träume gelebt und – ja, Jocelyn ist nicht unbedingt ihr Traummann. Aber was will man machen? Es könnte schlechter laufen! Und daran soll auch der unerwartete Lottogewinn nichts ändern, der Jocelyne eines Tages überrascht. Achtzehnmillionenfünfhundertsiebenundvierzigtausenddreihundertundein Euro und achtundzwanzig Cent. Den Scheck versteckt Jocelyne in einem Schuh und erzählt nur dem dementen Vater von ihrem Gewinn, denn alles soll so schön bleiben, wie es ist. Höchstens ein paar kleine Wünsche möchte sie erfüllen und schreibt Listen über Duschmatten und Sparschäler, die angeschafft werden müssten. Bis sie feststellt, dass genau solche kleinen Wünsche den Menschen am Leben halten. Also besser ganz weg mit dem Geld! Doch das geht schief, als ihr Ehemann den Scheck findet.

Auch wenn das Titelbild einen Wohlfühl-Roman verspricht, geht es in „Alle meine Wünsche“ nicht fabelhaft-fröhlich zu. Stattdessen schlägt der Ernst des Lebens zu und zeigt die hässliche Seite des Geldes auf. Damit ist der kleine Roman eine große Einladung, über die eigene Einstellung zum Geld nachzudenken: Was würde man selbst mit einem Lottogewinn anstellen? Was würde man auf seine eigene Liste schreiben? Und macht Geld dann eigentlich glücklich? Die Protagonisten in Delacourts Roman jedenfalls stürzt der Reichtum ins Unglück. „Alle meine Wünsche“ ist eine schöne kleine Lektüre, die trotz der wenigen Seiten für mehr reicht als ein Zwischendurch.

Alle meine Wünsche. Grégoire Delacourt. Heyne. 2014. 6. Auflage.

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