Adventskalender zum Hören

von | 01.12.2018 | Auditorium, Hörbücher

Kann man trauern und trotzdem Weihnachten feiern? Die Familie des Ich-Erzählers in Maja Lundes „Die Schneeschwester“ muss sich davon erst noch überzeugen lassen. Worteweberin Annika hat sich mit dem Hörbuch, gelesen von Axel Milberg, auf Weihnachten eingestimmt.

Das erste, was Julian von Hedvig sieht, ist ihre plattgedrückte Nase am Schwimmbadfenster. Als er herauskommt, erwartet sie ihn – die beiden werden Freunde. Hedvig plappert wie ein Wasserfall, möchte unbedingt schwimmen lernen und liebt Weihnachten so sehr, dass sie sogar die Besenkammer weihnachtlich dekoriert. „Du ahnst ja gar nicht, wie ungeheuer herzzerreißend froh ich bin, dich getroffen zu haben“, verkündet sie Julian in ihrer ulkigen Art, sich auszudrücken.

Weihnachten und der Umgang mit Trauer

Froh ist Julian allerdings auch, denn Hedvig bringt ein Strahlen in sein ansonsten tristes Leben zurück. Im Sommer ist seine große Schwester Juni gestorben und seitdem ist in Julians Familie nichts mehr, wie es früher war. Praktisch alle Bilder von Juni sind verschwunden, es wird nicht mehr gelacht, die kleine Schwester Augusta fährt nicht mehr aus der Haut. Julian hat oft das Gefühl, seine Eltern wären ausgetauscht worden. Kann noch mal alles werden, wie es früher war? Und vor allem: Kann es noch Weihnachten geben nach einem so schrecklichen Ereignis? Früher nämlich war Weihnachten Julians Lieblingszeit, immerhin fällt sein Geburtstag mit Heiligabend zusammen. Dieses Jahr aber könnte das Fest zu seinem zehnten Geburtstag ausfallen…

Auf berührende Weise wird hier das Thema Tod angesprochen und die Arten, wie Familien damit umgehen können – insbesondere mit dem Tod von Kindern. Das ist natürlich sehr traurig, aber so viel darf man schon verraten, am Ende findet Julian einen Weg, mit dem Tod seiner Schwester umzugehen. Auf Grund der teilweise doch ernsten Thematik würde ich die Geschichte ab zehn Jahren empfehlen.

Die Hörbuchversion

Das Hörbuch zu „Die Schneeschwester“ hat Axel Milberg eingelesen, den man zum Beispiel als Kommissar Borowski im Kieler Tatort kennt. Die Rolle des neunjährigen Julian liest Milberg mit viel Empathie, so dass man beim Zuhören wunderbar mitfühlen kann und stellenweise zu Tränen gerührt wird. Schön auch, dass es sich um eine vollständige Lesung handelt, so dass nicht durch Kürzungen Lücken in der Geschichte entstehen.

Mit etwas unter vier Stunden füllt das Hörbuch bequem einen winterlichen Nachmittag – durch die Aufteilung in 24 Kapitel kann man es aber ebenso als Adventskalender nutzen. So kann man sich von Tag zu Tag auf einen neuen Abschnitt der Geschichte freuen, und gleichzeitig jeden Tag ein bisschen auf das Fest vorbereiten. Denn natürlich thematisiert „Die Schneeschwester“ auch Weihnachten:

„Weihnachtsstimmung ist ein weiches und warmes Gefühl, das in den Zehen kribbelt und das Herz ein klein Wenig schneller schlagen lässt, jedoch nicht so schnell, dass es unangenehm wird. […] Weihnachtsstimmung bringt dich zum Singen, zum Lachen und dazu, einen Kloß im Hals zu haben, alles zugleich. Wenn die Weihnachtsstimmung eine Farbe hätte, wäre sie ein warmes Gelb, obwohl Weihnachten rot ist, denn die Weihnachtsstimmung flammte in meinem Inneren wie eine Fackel.“

„Die Schneeschwester“ ist eine schöne Einstimmung auf die Weihnachtszeit, die sich gut zum gemeinsamen Hören oder Lesen in der Familie eignet.

Die Schneeschwester. Maja Lunde. Aus dem Norwegischen von Paul Berf. Gelesen von Axel Milberg. Der Hörverlag. 2018.

 

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