Ab wann ist man „alt“? Wie fühlt sich Altsein an – und was soll das eigentlich sein? Zeichensetzerin Alexa ist diesen und weiteren Fragen in Franz Hohlers Gedichtband „Alt?“ begegnet.
Als Kinder fieberten wir jedem Geburtstag entgegen. Als Jugendliche konnten wir es kaum erwarten, im Kreise der Erwachsenen aufgenommen zu werden. Als Erwachsene sind wir uns gar nicht mehr so sicher, ob wir wirklich erwachsen sein wollen. Stets spielt das Alter in unserem Leben eine Rolle, nicht zuletzt, weil es mit Regeln, Verpflichtungen, aber auch Möglichkeiten und somit Freiheiten zusammenhängt. Davon abgesehen wird auch gerne der Spruch geäußert: Man ist so alt, wie man sich fühlt.
Täuschst du dich
oder zittert manchmal
die Hand ein bisschen
wenn du den Suppenlöffel hältst?
Alt?
Die Behauptung „Ich werde alt“ ist wohl selten auf das biografische Alter zurückzuführen, sondern mehr auf das derzeitige Befinden; meist sind es Situationen, in denen man etwas vergisst oder weniger leisten beziehungsweise vertragen kann als früher. Doch ab wann ist man wirklich „alt“? Das Alter hat viele Facetten, die bewusst oder unbewusst wahrgenommen werden können. Franz Hohler hat diese unterschiedlichen Aspekte in seinem neuen Gedichtband „Alt?“ verarbeitet. Hier geht es ums Älterwerden und den sich verändernden Blick aufs Leben. Alltäglichkeiten werden zu Wichtigkeiten, Natur und Ruhe ebenso. Spricht man vom Alter, ist auch das Thema „Tod“ nicht weit – und Müdigkeit.
Wie müde ist der alte Hund
er, der so kräftig war
sein Blick, wie hilflos, schlaff und wund
wie spröd sein dunkles Haar.
Jung und alt
Hohlers Lyrik sprüht vor Melancholie und Frische. Nicht nur thematisch schafft der Autor eine Brücke zwischen jung und alt, modern und klassisch, sondern auch sprachlich. Mal enthalten seine Verse Reime, mal bestehen sie aus einzelnen Wörtern, mal flattern sie in unterschiedlicher Länge ihren Lesern entgegen. Moderne Technik und weitere Sprachen finden hier ebenfalls Erwähnung und Verwendung. Unabhängig davon, wie die einzelnen Gedichte gestaltet sind, verbindet sie alle nicht nur das Thema: Die Leichtigkeit, mit denen es sprachlich verpackt wird, ist in jedem Gedicht zu spüren. Altsein und Altwerden muss nicht zwangsläufig altbacken sein. Und langweilig schon gar nicht. Das beweist der immer mal wieder durchschimmernde Humor in Hohlers Texten.
Apropos Humor: Der Besuch der Autorenseite www.franzhohler.ch ist ebenso zu empfehlen!
Alt? Franz Hohler. Luchterhand. 2017.
Ein Beitrag zum Special #philosophiestadt. Hier findet ihr alle Beiträge.
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