*Rezension ohne Spoiler
Neulich las ich die Aussage, Klassiker würden weithin gemocht, aber kaum jemand lese sie. „Der Zauberer von Oz“ erschien ursprünglich 1900 in englischer Sprache und ist seither eines der einflussreichsten Kinderbücher. Der Autor Lyman Frank Baum hatte doppelten Erfolg, denn er veröffentlichte ein Stück Weltliteratur, welches auch noch bis heute adaptiert und wahrgenommen wird.
Die Abenteuer der Protagonistin Dorothy werde ich an dieser Stelle nicht zusammenfassen, denn wer sie einmal gelesen hat, vergisst sie nicht so leicht. Alle anderen erwarten fantastische Wendungen und Anlässe zum Weiterdenken. Skurrile Charaktere und eigenartige Welten transportieren den Charme älterer Fantastik, wie er von „Alice im Wunderland“ und „Der kleine Hobbit“ bekannt ist.
Märchenhaft ist das Buch allemal. Die Erzählweise und die Themen sind zwar nicht mehr aktuell, aber zumindest moderner als die allseits bekannten Geschichten von verwunschenen Prinzen. Zwischen den Seiten weht ein Hauch Nostalgie und trägt Lesende in eine Zeit, in der Kinder noch über feine Kleidung anstatt über größere Bildschirme staunten. Doch Aktualität ist relativ und der Fantasie ist keine Grenze gesetzt, Verbindungen zum 21. Jahrhundert herzustellen. In diesem Sinne ist der Text ähnlich einem feinen Wein gut gealtert. Abgesehen vom Zielpublikum wird so auch das Kind im Herzen Erwachsener einen Wert in diesem Buch erkennen.
Die Erstausgabe wäre ohne die Bebilderung William Wallace Denslows sicher nicht so erfolgreich gewesen. In dieser Neuauflage nehmen die Illustrationen von Lisbeth Zwerger ebenfalls einen wichtigen Platz ein. Sie füllen große Teile und nicht selten ganze Seiten und bereichern das luftige Layout um dezente Aquarellfarben und feine Linien. Meine Lektüre war trotz der Vielzahl an Bildern ungestört, denn bildlich wird oft nur angedeutet, was im Text steht. Dieser maßvolle Umgang mit dem Text gibt der eigenen Fantasie Raum und befriedigt dennoch die Schaulust. Die sorgfältige Gestaltung und die Übersetzung Alfred Könners in ein wortreiches Deutsch geben der alten Geschichte ein neues Gewand, das sich sehen lässt.
Ich danke dem NordSüd-Verlag für das Rezensionsexemplar, denn es hat mir einen neuen Zugang zu diesem Text verschafft. Wenn einst die Leute stolz auf ihre Erstausgaben waren, so bin ich froh, dass ich mal (meinen) Kindern dieses Buch zeigen kann.
Seitenkünstler Aaron
Der Zauberer von Oz. Autor: L. F. Baum. Übersetzung: A. Könner.
Illustration: L. Zwerger. NordSüd Verlag. 2015. Ab 7 Jahren.
Ein Hauch Nostalgie ist immer gut 😉 !!!
Auf jeden Fall! 🙂