Wenn es kalt wird, will man nichts lieber, als sich in dicken Socken und warmen Strickpullis einzumummeln. Zum Glück liefert Elka Evalds genau die richtige Kinderlektüre ab 8 Jahren: Schön schrullig kommt ihr Kinderbuch „Omas Wolle-Gäääng, oder: Wie wir das goldene Schaf fanden“ daher. – Von Bücherstädterin Vera
Wills Oma Gertie ist gestorben und sie hinterlässt ihm und seiner Familie einen ganzen Haufen Selbstgestricktes. Aber warum stehen plötzlich fünf fremde Omis vor der Haustür und stellen sich als Gerties Strickkränzchen vor? Davon hat Oma noch nie etwas erzählt! Ob sie wohl sonst noch Geheimnisse hatte? Langsam kommt Will dahinter, dass in den quietschbunten Mützen, Socken und Schals echte Magie steckt. Daher passt es ihm gar nicht, dass der zwielichtige Mister Fitchet es auch auf die alten Stricksachen abgesehen. Eine ganz linke Masche, ahnt Will. Als sich plötzlich alle Erwachsenen in der Stadt sehr merkwürdig verhalten, können ihm nur noch die resoluten Damen des Strick-Clubs helfen.
„Vielleicht würde dieser Sommer, der so traurig begonnen hatte, ja doch noch ganz lustig werden.” (S. 44)
Ein Kinderbuch rund um stricknadelklappernde Omis in der Kleinstadt – das klingt erst einmal nicht so spannend. Aber das Buch wird aus der Sicht vom neugierigen Will erzählt, der schnell hinter das Geheimnis von Omas Hobby kommt. Wer hätte denn nicht gern Strümpfe, mit denen man schneller laufen und höher hüpfen kann? Oder einen Klorollen-Hut, der verlorene Gegenstände aufspürt? Es fällt leicht, sich in Will hineinzuversetzen, und auch seine kleine Schwester trägt zur eher lustigen statt trübsinnigen Grundstimmung des Romans bei. Die fünf schrillen Omis des „Wollknäuels“, wie sie sich nennen, sind eine Mischung aus Bilderbuch-Großmüttern und ziemlich coolen Socken, die mit flotten Sprüchen auf den Lippen zeigen, dass mehr in ihnen steckt als man vermutet. Dennoch fällt es anfangs schwer, die Gruppenmitglieder auseinanderzuhalten, was das sonst flüssige Lesen ein wenig ins Stocken geraten lässt.
„Könnten Sie mir das Stricken beibringen?”
Die Omas strahlten um die Wette.
„Wir dachten schon, du fragst nie”, sagte Ida. (S. 68)
Evalds verliert trotzdem nicht den Faden: Nach und nach strickt sie eine Geschichte rund um magische Geheimbünde (oder -bündchen?), die in einem Abenteuer endet, das der „Suche nach dem goldenen Vlies“ in nichts nachsteht. Abgerundet mit britischem Charme und witzigen Illustrationen (von denen das Buch durchaus mehr vertragen hätte), hinterlässt „Omas magische Wolle-Gäääng“ ein wollig warmes Gefühl.
Natürlich kommt das Buch nicht ohne die ein oder andere Botschaft aus: Durch die gesamte Geschichte zieht sich die Erkenntnis, dass mit Liebe handgemachte Dinge grundsätzlich besser sind als Massenware aus der Fabrik. Auch, dass gute Gaben nicht zu bösen Zwecken missbraucht werden dürfen, ist eindeutig. Eher leise kommt daher, wie man den Tod einer geliebten Person verarbeitet – Will verbindet sich mit den Menschen und Dingen, die seine Großmutter zurückgelassen hat und kommt ihr so näher.
Bücherstädterin Vera (die begeistert Socken strickt) empfiehlt dieses Buch als leichte Kinderlektüre für kalte Nachmittage. Sie weiß: Magie steckt in kleinen Dingen, und wer weiß? Vielleicht steckt auch in deinem Pulli ein bisschen magische Wolle …
Omas magische Wolle-Gäääng, oder: Wie wir das goldene Schaf fanden. Elka Evalds. Illustriert von Teemu Juhani. Aus dem Englischen von Sandra Knuffinke und Jessika Komina. Fischer Sauerländer. 2021. Altersempfehlung des Verlags: ab 8 Jahren.
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