Auf Island hat es längst Tradition: Kein Weihnachtsfest ohne Buchgeschenk! Auch Satzhüterin Pia und Worteweberin Annika verschenken ihre liebsten Titel zum Fest der (Lese-)Liebe. Welche das sind, verraten sie hier.

„Die Lieblinge der BilderBuchBande“

In „Die Lieblinge der BilderBuchBande“ hat der NordSüd Verlag zehn seiner beliebtesten literarischen Figuren versammelt. Ein ideales Weihnachtsgeschenk für Kinder ab etwa 4 Jahren für schöne Vorlesestunden.

Der Regenbogenfisch neben Pauli, der Heule Eule und dem kleinen Eisbären – die Sammlung der „BilderBuchBande“ ist eine bunte Mischung von Geschichten und holt damit viele verschiedene Geschmäcker ab. Wer bereits den Jubiläumssammelband „BilderBuchBande. Die besten Geschichten aus 60 Jahren NordSüd“  von 2021 bei sich stehen hat, wird die eine oder andere Geschichte auch in diesem Sammelband wiederentdecken. Dieser Sammelband hier ist allerdings mit zehn Geschichten deutlich schlanker und bietet mehr Platz für schöne, großflächige Bilder, über die der Text in kleineren Häppchen verteilt wird.

Sich zusammen auf das Sofa zu kuscheln, vorzulesen und dabei die schön gestalteten und illustrationsreichen Seiten anzuschauen – ich persönlich kann mir besonders für verregnete, dunkle Herbst- und Winterabende nichts Schöneres vorstellen. Und mein 6-jähriges Kind liebt das zum Glück genauso. Wenn ihr selbst mal keine Stimme mehr habt, euch auch vorlesen lassen wollt, oder das Kind alleine im Bilderbuch blättern möchte: Erweitert wird das vielfältige Geschichtenangebot um die kostenlosen Hörbücher der Hörfux-Reihe, zu finden auf nord-sued.com. Persönlicher Tipp: Ladet euch die Geschichten herunter und packt sie auf einen Kreativ-Tonie. So können Kinder sich selbstbestimmt (Vor)Lesezeit verschaffen – denn der Erzähler liest nicht nur vor, sondern leitet richtig an, so dass Kinder beispielsweise auch wissen, wann sie umblättern müssen. (sp)

„Märchen von mutigen Mädchen“

Märchen sind ein wichtiger Bestandteil der Weihnachtszeit. Man denke nur an die vielen Verfilmungen, die jedes Jahr im Fernsehen laufen. Aber mal ganz ehrlich: Einige der Geschichten sind längst nicht mehr zeitgemäß, zu gruselig für den heutigen Geschmack und vermitteln Rollenbilder, die wir so nicht mehr vorleben wollen. Sandra Dieckmann setzt in ihren „Märchen von mutigen Mädchen“ auf eine behutsame Neuinterpretation der Grimm’schen Klassiker und räumt den weiblichen Figuren mehr Spielräume ein. Statt nur gerettet zu werden oder mitzulaufen, verfolgen Gretel, Rapunzel und Schneewittchen eigene Ideen und erhalten die Gelegenheit, Handlung zu tragen. Der Autorin gelingt es, dass der Kern der Märchen dennoch erhalten bleibt und diese Sammlung darum auch weiterhin die traditionellen Geschichtenschätze vermitteln kann – nur ohne den Staub der Jahrhunderte. Ein absoluter Pluspunkt sind Dieckmanns Illustrationen in warmen Tönen und fließenden Formen, die ebenfalls Traditionelles mit Modernem verbinden. Wenn unter dem Tannenbaum eine Märchensammlung liegen soll – egal ob für starke Mädchen oder starke Jungs –, dann kann ich „Märchen von mutigen Mädchen“ unbedingt empfehlen. (wa)

„Unter weitem Himmel“

Über einhundert Jahre trennen die deutsche Genetikerin Maris und den französischen Fischer Olier. Was die beiden verbindet: Als Fremde kommen sie in die isländischen Ostfjorde. Maris untersucht auf einem Bauernhof das Blut einer Schaf-Chimäre und stößt in alten Unterlagen auf das Tagebuch der jungen Krankenschwester Sólrún. Anfang des 20. Jahrhunderts begegnete diese bretonischen Fischern und verliebte sich in Olier, der mit verschiedenen Fischereibooten vor Island unterwegs war.

Berit Glanz überzeugt in ihrem dritten Roman „Unter weitem Himmel“ mit einer enormen Rechercheleistung, durch die unter anderem ein sehr reales Bild der französischen Fischer entsteht: den Naturgewalten ausgeliefert, stinkend und abgekämpft, aber dringend auf die Einnahmen aus dem Kabeljaufang angewiesen. Die Figuren sind liebenswert gezeichnet und ihre Schicksale durch die multiperspektivische Erzählung geschickt miteinander verflochten: Letztendlich sind sie alle von der Liebe bewegt. Durch die Zeiten gewährt Glanz ein Bild auf Identität, Heimat und Herkunft. Nebenbei gibt sie einen Einblick in das Leben auf Island als Migrant*in samt kulinarischer Absonderlichkeiten, Nationalstolz und Abgeschiedenheit. Hier spricht die selbst nach Reykjavík ausgewanderte Deutsche spürbar aus Erfahrung. Ein dichtes und packendes Lesevergnügen! (wa)

„Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich“

Eine junge Frau hat alles, was sie sich je gewünscht hat: Erfolg im Beruf, eine Familie, ein Zuhause – und doch ist da eine große Unzufriedenheit, obwohl sie objektiv betrachtet keinen Grund hat, unglücklich zu sein. Eines Nachmittags „flieht“ sie regelrecht in den Wald, auf der Suche nach Ruhe, und trifft dort auf einer Lichtung eine ältere Dame. Das Gespräch, das die beiden führen, hallt in der Protagonistin nach, bringt sie zum Nachdenken und Hinterfragen. Insgesamt gibt es vier Gespräche, an deren Ende die ältere Frau der jungen Frau eine Frage mit auf den Weg gibt.

Die Denkanstöße – vier Fragen – werden in einer kurzweiligen Geschichte verpackt. Das kleinformatige Buch umfasst nur etwa 120 Seiten, aber ist inhaltlich gehaltvoller als erwartet. Es geht um Achtsamkeit und Selbstreflexion im Alltag; darum, zu hinterfragen, ob ein Hetzen von Aufgabe zu Aufgabe wirklich erfüllend ist. Manches ist etwas vereinfacht dargestellt, weswegen das Buch eher etwas von Impulsgebung hat. Dazu passt auch, dass hier keine direkten Tipps gegeben werden, sondern mit Fragen gearbeitet wird, die zum Nachdenken anregen. Die vier Fragen lassen sich gut in einzelnen Abschnitten lesen, um auch selbst etwas Zeit für die Gedanken finden zu können, ehe man sich der nächsten Frage widmen kann.

„Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich“ ist ein feines, kleines Büchlein, das man nicht nur immer wieder gerne selbst zur Hand nehmen, sondern auch wunderbar verschenken kann. (sp)

  • Die Lieblinge der BilderBuchBande. NordSüd Verlag. 2025. Ab 4 Jahre.
  • Märchen von mutigen Mädchen. Text und Illustration: Sandra Dieckmann. Übersetzung: Ulrike Köbele. Thienemann Verlag. 2024. Ab 4 Jahren.
  • Unter weitem Himmel. Berit Glanz. Berlin Verlag. 2025.
  • Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich. Tessa Randau. dtv. 2020.

Bücherstadt Magazin

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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