Wow. Ganz toll. Es ist Samstag, die Sonne gibt ihr Bestes und ich könnte auf der Fensterbank sitzen, meinen Krimi lesen, einen Kuchen backen oder was auch immer. Stattdessen hat mich meine Mutter überredet, mit ihr Eier zu bemalen. Und ich so: „Im Ernst jetzt? Eier bemalen… bin ich ein Kleinkind? Bin ich eine professionelle Eier-Bepinslerin? Nein.“ Die Euphorie meiner Mutter ist noch dazu nicht ansteckend. Die Musik, die uns in Osterstimmung bringen soll, versagt ebenfalls. Was ist überhaupt Ostermusik? Braucht man das? Wieder nein. Als sie dann „In der Osterhasenmalerwerkstatt“ von Rolf Zuckowski anmachen will, muss sie meinen pubertären Anfall aushalten. Zu Recht, finde ich.
Ich soll jetzt oben und unten ein Loch ins Ei stechen. Toll. Dank dem Rest meines Wutausbruchs habe ich dabei das erste Ei direkt kaputt gemacht. Das hat nicht dazu geführt, dass sich meine Laune gesteigert hat. Letztendlich hat es aber funktioniert. Mein nächstes Problem sind diese glibberigen, stinkenden Farbstäbchen. Wer kommt auf so eine Idee? Glibber will man zerquetschen und drauf herumdrücken und nicht blöde Eier damit anmalen. Wobei anmalen das falsche Wort ist. Man drückt den Stab ans Ei und versucht, so viel wie möglich an Farbe in kurzer Zeit darauf zu verteilen, bevor einem das Glibberding entgegenspringt und in meinem Fall mein T-Shirt ruiniert. Der Blick meiner Mutter, sagt: „Ich hab dir ja gesagt, du sollst kein weißes T-Shirt anziehen…“ und macht es nicht besser. Nach einer Stunde mit mehreren Nervenzusammenbrüchen und bitterbösen Blicken, die ich verschieße, trifft mich der Schlag.
Ich erwische mich dabei, wie ich Osterlieder mitsumme, mich hochkonzentriert den Eiern widme und mich über den Anblick erfreue, wie sie in den Kirschblütenästen auf dem Tisch wirken. Hoffentlich hat Mama das nicht gemerkt!
Als ich ihr einen verstohlenen Blick zuwerfe, schaut sie blitzschnell weg. Ihr amüsiertes Grinsen habe ich allerdings noch gesehen. Na gut, ich gebe es ja zu: So schlimm war es jetzt auch nicht. Mama kann sich das Lachen jetzt nicht mehr verkneifen und ich muss ebenfalls schmunzeln. Sie schleicht zum Handy und plötzlich ertönt in voller Lautstärke „So malen wir Hasen“. Mein Schmunzeln erlischt so schnell wie es gekommen ist.
Danke, Rolf!
Text: Poesiearchitektin Lena
Foto: pixabay.com
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