Die wahre Geschichte der ersten Geschlechtsumwandlung? Der Oscar prämierte Film „The Danish Girl“ beschreibt das Leben des dänischen Malers Einar Wegener, der zur Frau Lili Elbe wurde. Geschichtenpflückerin Rebecca hat sich die Inszenierung genauer angesehen.
In den zwanziger Jahren führen Einar Wegener und seine Ehefrau Gerda in Kopenhagen ein bewegtes Künstlerleben. Als die anfangs noch erfolglose Malerin Gerda ihren Ehemann bittet, als weibliches Modell namens Lili zu posieren, finden die daraus folgenden Portraits außergewöhnlich viel Anerkennung. Es scheint, als hätte Gerda endlich ihre Muse gefunden, die sie zu wahren Meisterwerken inspiriert. Währenddessen verspürt Einar immer öfter den Wunsch Frauenkleider zu tragen und beginnt, sich im eigenen Körper unwohl zu fühlen. Doch die Entwicklung Einars, der sich fortan als Lili bezeichnet und sein Wunsch, eine Frau zu sein, werden zu einer Zerreißprobe für Gerda und somit auch für ihre Ehe.
Nach langer Suche und einer Ärzte-Odyssee, finden Gerda und Lili Hilfe und Verständnis bei einem deutschen Arzt. Dieser bietet Lili die Möglichkeit, sich zu einer Frau umoperieren zu lassen. Doch der Eingriff wurde noch niemals durchgeführt und birgt einige Risiken.
Inspiriert durch die wahre Geschichte der Lili Elbe
Die tragische Geschichte der dänischen Malerin Lili Elbe und das damit verbundene Themas Transgender sind keineswegs einfach zu inszenieren. Doch hat es Tom Hooper mit zwei außergewöhnlichen Schauspielern in den Hauptrollen geschafft, die Entwicklung der Personen auf sehr sensible Art, natürlich und mitreißend darzustellen. Es gibt Passagen im Film, bei denen die Erzählstruktur unnötig in die Länge gezogen scheint. Doch sind es genau diese emotionalen Entwicklungsszenen von Lili, die sich im realen Leben über Jahrzehnte hinweg gezogen haben.
Einige Gegebenheiten wurden für die Inszenierung geändert. Zum einen die Tatsache, dass Einar Wegener sowohl mit männlichen als auch mit weiblichen Geschlechtsorganen geboren wurde, was ihn nicht transsexuell, sondern intersexuell macht. Auch Gerdas homosexuelle Seite kommt im Film nicht zum Vorschein. Abweichend zum realen Leben, in dem sich Gerda und Lili trennten und die Ehe wegen der geschlechtsangleichenden Operation vom dänischen König annulliert wurde, bleibt Gerda im Film bis zum Schluss an Lillis Seite.
Allerdings sind diese Veränderungen die Freiheiten des Regisseurs und für die Dramaturgie speziell am Ende des Films hilfreich. Die Geschichte von Lili regt zum Nachdenken an und ermöglicht einen Zugang zum Thema Transgender, gerade weil es nicht zu komplex mit allen Aspekten verfilmt wurde.
Hommage an Gerdas Liebe, Toleranz und Lilis Mut
Es ist nicht nur die Geschichte von Lili, die im falschen Körper geboren wurde, und ihres Mutes, sich selbst zu lieben und zu akzeptieren, in einer Gesellschaft, die sie nicht verstand. Gezeigt wird auch die aufopfernde Liebe Gerdas, deren Hingabe und Unterstützung für ihren Mann nicht aufhört, selbst als es für sie den Verlust des Menschen bedeutet, den sie am meisten liebt.
Für ihre Rolle der Gerda hat Alicia Vikander zu Recht einen Oscar als beste Nebendarstellerin gewonnen, obwohl Gerda eher eine Haupt- als Nebenrolle ist. Zwar hätte Eddie Redmayne ebenfalls den Oscar als bester Hauptdarsteller in der Rolle der Lili Elbe verdient, doch im Februar 2016 ging der Oscar (endlich) an Leonardo DiCaprio für seine Darstellung des Trappers Hugh Glass in „The Revenant“.
The Danish Girl. Regie: Tom Hooper. Drehbuch: Lucinda Coxen. Mit E. Redmayne, A. Vikander u.a. Universal Pictures, USA, 2015. Weitere Informationen zum Leben von Lili Elbe findet ihr hier.
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