Knapp zehn Wochen ist es bereits alt: das erste Baby in der Bücherstadt! Auf Satzhüterin Pia kommt nun ganz neue Literatur zu – und auch wenn ihre kleine Tochter noch eher wenig Interesse an Büchern zeigt, stöbert Pia selbst neugierig in einem Fachbuch: „Das große Buch für Babys erstes Jahr“ ist laut Untertitel „Das Standardwerk für die ersten 12 Monate“.

Durch die Schwangerschaft habe ich mich gegoogelt. Ich weiß, soll man eigentlich nicht. Die Eigendiagnose mit Google hilft nicht immer, Sorgen und Ängste zu vermindern. Wir waren jedoch zu neugierig, was wohl jede Schwangerschaftswoche alles passiert und wie groß das Baby nun ungefähr sein dürfte (auch wenn ich den dusseligen Vergleich mit Obst und Gemüse beim besten Willen nicht nachvollziehen kann – auch nach fast 42 Wochen Schwangerschaft nicht. Können wir nicht einfach „zwischen 20 und 30cm sagen“ statt den Embryo mit einer Salatgurke zu vergleichen? Aber das führt hier zu weit).

Und schließlich war sie da: die kleine Tochter. Und ich nicht mehr schwanger. Und ich merkte, wie sehr ich mich auf die Schwangerschaft beschränkt und wie wenig Ahnung ich doch von einem Baby hatte! Meine schönen Treffer bei Google halfen mir nun nicht weiter und die Entwicklung eines Babys ist doch um einiges komplexer, als sich bei den üblichen Standardseiten über die jeweilige Schwangerschaftswoche zu informieren. Ich machte mich auf in die nächste Buchhandlung und stöberte mich durch die Elternratgeberecke – immerhin waren es schon weniger als bei den Online-Treffern, aber immer noch zu viele. Ich will ehrlich sein: Letztendlich ist es tendenziell eher eine Bauchentscheidung nach einigen durchblätterten Büchern geworden, als eine Entscheidung aufgrund sorgfältiger Recherche auf der Suche nach dem richtigen Ratgeber.

Umfangreicher Inhalt mit spannenden Aspekten

Gut 400 Seiten umfasst „Das große Buch für Babys erstes Jahr“– und entsprechend umfangreich ist auch der Inhalt. Die ersten Kapitel unter dem Titel „Willkommen im Leben“ widmen sich Themen von vor der Geburt über die Grundausstattung bis hin zu den ersten Schritten mit Baby – Pflege und Windeln, aber auch Themen wie Babymassagen oder ersten Reisen mit Kind. Am Ende findet sogar noch ein spannender Aspekt Platz, der gerade zu Zeiten der aktuellen Klima-Debatten sehr interessant sein dürfte: Auf einer Seite gehen die Autorin und der Autor auf „Die ökologische Verantwortung“ ein und stellen die Frage, was wir tun können, um zum Beispiel übermäßige Müllberge zu vermeiden und unseren Kindern so ein umweltfreundliches Verhalten vorzuleben und eine lebenswertere Umwelt zu hinterlassen. Eigentlich schade, dass es nur eine Seite füllt, wenn ich so darüber nachdenke!

Spezifischer geht es in den Bereichen „Stillen und Füttern“ und „Schlafen und Trösten“ weiter. Und viele Mütter werden mir hier zustimmen, wenn es beim Thema Stillen heißt: Aller Anfang ist nicht leicht. Denn obwohl Stillen eine der natürlichsten Sachen der Welt ist, ist es auch eine Fähigkeit, die Mutter und Kind erst erlernen müssen. Bei einigen funktioniert alles von Anfang an bestens, aber wer einmal ein Stillcafé besucht und mit anderen jungen Müttern gesprochen hat, weiß, wie selten das dann noch der Fall ist und wie vielfältig Stillprobleme auftreten können. Fragen nach dem richtigen Anlegen, verschiedenen Stillpositionen oder auch Stillen im Beruf oder im Ausland werden hier beantwortet. Auch den Themen Fläschchen, Zufüttern und Abstillen wird ausreichend Raum geboten.

Das zweite große Thema neben der Ernährung des Säuglings ist der Schlaf. Augenringe, Zerstreutheit, Gereiztheit – junge Eltern erkennt man in der Regel schnell an den üblichen Auswirkungen des Schlafmangels. Wenn man nicht gerade Glück hat und das Baby quasi von Anfang an einen guten Tag-Nacht-Rhythmus hat und schon nach einem Monat bis auf sehr wenige Ausnahmen fünf und mehr Stunden am Stück schläft (Danke dir, meine kleine Tochter!), ist das Thema Schlaf für die Eltern fast noch wichtiger, denn immerhin wird hier die Energie wieder aufgefüllt. Das Buch bietet Hintergrundinfos oder auch Tipps wie Rituale für eine gute Nacht.

„Monat für Monat“…

… heißt es für die nächsten 150 Seiten. Vom Neugeborenen bis zum zwölften Lebensmonat gehen die Autoren Nolte und Nolden auf Themen wie Reflexe, körperliche und geistige Entwicklung und Gesundheit ein. Darüber hinaus gibt es immer wieder „Extra für Mütter“-Kapitel, die auf körperliche Veränderungen eingehen. So lernen Lesende etwas über das Wochenbett und den neuen Körper oder auch Rückbildung und Meditation, wenn die Nerven doch mal zu sehr strapaziert werden sollten. Einige der Themen dürften auch etwas für die jungen Papas sein.

Im letzten großen Teilbereich geht das Fachbuch auf die Gesundheit des Babys ein. Vorsorgetermine, Impfen oder auch Unfälle und Verletzungen werden hier thematisiert. Dabei geht es weiterhin hauptsächlich um Hintergrundinformationen – die natürlich nicht den Besuch beim Arzt ersetzen, aber bei der Entscheidung helfen können, was wann zu tun ist. Wohlbemerkt ohne bei Dr. Google gleich das Schlimmste befürchten zu müssen! Auch die Homöopathie findet hier ihren Platz und wird besonders als ganzheitliche und sanfte Methode der Heilung dargestellt. Am Ende des Bereichs werden die wichtigsten Krankheiten von A bis Z aufgelistet und erläutert.

Benutzerfreundlich

Das ganze Buch ist übersichtlich aufgebaut und funktioniert prima sowohl zum Lesen von Anfang bis Ende als auch einfach nur zum Nachschlagen bestimmter Themen. Sehr schön und benutzerfreundlich sind die optisch hervorgehobenen Infokästen, die Tipps oder wichtige Informationen kurz und knackig beinhalten. Ganz hinten finden sich zum Nachschlagen Adressen und Links oder auch Bücher, die weiterhelfen.

„Das große Buch für Babys erstes Jahr“ ist ein umfangreiches, benutzerfreundliches und für mich bisher sehr hilfreiches Buch für Hintergrundwissen, mit Tipps und Tricks rund um die wichtigsten Bereiche mit Baby. Denn eines ist sicher: So viel Neues kommt wohl sonst niemals auf einen Menschen zu wie beim ersten Kind!

Das große Buch für Babys erstes Jahr. Dr. med. Stephan Heinrich Nolte, Annette Nolden. Gräfe und Unzer Verlag. 2013.

Foto: Satzhüterin Pia