Das Streben nach Glück und Liebe

von | 23.11.2014 | Auditorium, Hörspiele

Wie auch schon in „Die Dame mit dem Hündchen“ thematisiert Tschechow in seinem Werk „Drei Schwestern“ neben dem Sinn des Lebens die unerfüllte, unglückliche Liebe. Unter der Regie von Gert Westphal entstand 2010 das Hörspiel dazu – ein Theaterstück für die Ohren. – Von Zeichensetzerin Alexa

Es ist, als würde man vor einer Bühne sitzen und das Geschehen live verfolgen. Unterschiedliche Sprecher und Musik bringen Abwechslung und lassen klare Bilder im Kopf entstehen. Protagonisten sind – wie der Titel schon verrät – drei Schwestern: Olga, Mascha und Irina. Anfangs scheinen sie noch glücklich, feiern den Namenstag, unterhalten sich mit Bekannten. Aber das Glück ist nicht von langer Dauer. Als ihr Bruder Andrej Natascha heiratet, verändert sich ihre Lebenssituation. Plötzlich hat sie das Sagen, lässt kaum mit sich reden und verbreitet schlechte Stimmung. Andrej, der sie über alles liebt, lässt alles geschehen, unterstützt sie auch noch dabei und merkt nicht, wie sehr er seine Schwestern damit verletzt.

Diese haben aber auch noch andere Probleme: Unerfüllte Liebe oder eine unglückliche Ehe. Sie alle versuchen, Liebe und Glück zu finden, philosophieren über Themen wie den Sinn des Lebens und die Arbeit. Denn arbeiten mussten sie aufgrund ihres Wohlstands in ihrem Leben nicht viel. Vielleicht würden sie in der Arbeit, in dem Sinn ihres Tuns, das Glück finden? Wenn sie wüssten, was sie bewirken und welchen Zweck ihr Dasein erfüllen sollte? Vielleicht würden sie ihr Glück in ihrer Heimat, in Moskau, finden? Doch trotz vieler Gespräche bewegen sie sich nicht, lassen sich alles gefallen und die Zeit verfliegen, als hätten sie Angst, ihren Mut aufzubringen.

Traurig und leblos scheint das Leben der drei Schwestern. „Das Leben entschwindet und kehrt niemals wieder. Niemals, niemals werden wir nach Moskau kommen. Ich sehe, dass wir nie hinkommen werden.“ Doch was hält sie davon ab? Die Entscheidung der Schwestern, alles beim Alten zu lassen und sich mit dem abzufinden, was man hat, mag auf die Zeit des Geschehens zurückzuführen sein. Aber auch heute noch ist diese Bequemlichkeit oder die Angst vor Veränderungen vorzufinden, weshalb das Stück als zeitlos empfunden werden kann.

Tschechow schuf mit „Drei Schwestern“ ein Werk, das alle wichtigen Fragen des Lebens – der Sinn des Lebens, Glück, Liebe, Hoffnung, Erfolg, Tod – vereint. Besonders interessant ist der Gedanke an die Zukunft: Heute schütteln wir den Kopf über das Verhalten der Menschen in der Vergangenheit, in der Zukunft wird man sich über unser Verhalten wundern. Und irgendwann werden sich die Menschen fragen, wie wir unter den heutigen Umständen überhaupt leben konnten. Eine spannende Vorstellung.

Drei Schwestern. Anton Tschechow. Regie: Gert Westphal. Christoph Merian Verlag. 2010.

[tds_note]Ein Beitrag zum Leseprojekt “Russische Literatur”.[/tds_note]

 

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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