Wusstet ihr, dass Monster in Wahrheit „überaus freundlich und ausgesprochen höflich“ sind? Luna, die Protagonistin in Tim Dowlings Bilderbuch „Die Wahrheit über Monster“, ist davon ziemlich enttäuscht. Denn eigentlich hat sie gehofft, neue Spielgefährten zu finden, die genauso ticken wie sie. Zeichensetzerin Alexa hat sich beim Betrachten des Bilderbuches mächtig amüsiert.
Lunas Geschichte beginnt mit einer dunklen Doppelseite, auf der sonst nichts zu sehen ist als zwei große, leuchtende Augen: „Gespenstisch glänzende Augen starren aus dem Dunkel der Nacht. Ist das etwa ein Monster?“ Beim Umblättern wird aufgelöst, dass es nur Luna ist, die gerne andere erschreckt, Unfug treibt und sich gerne benimmt wie ein ungezogenes Monster.
Eines Morgens stehen zwölf „merkwürdige Kreaturen“ vor Lunas Bett. Doch anstatt sich zu erschrecken, wie man es vielleicht erwarten würde, ist Luna begeistert und beginnt, Streiche zu spielen. Nur hat sie nicht damit gerechnet, dass diese Monster alles andere sind als ungezogen und fürchterlich. Im Gegenteil: Sie sind „höflich und wohlerzogen“. So schnell will Luna aber nicht aufgeben. Sie zeigt ihnen, wie man sich wie ein richtiges, ungezogenes Monster benimmt.
„Die Wahrheit über Monster“ veranschaulicht auf amüsante Art und Weise, dass ein Kind viel ungezogener, frecher, fürchterlicher und verrückter sein kann als ein Monster. Hier wird das Thema Angst verspielt angegangen: Luna fürchtet sich weder vor Monstern noch vor der Dunkelheit, denn sie hält sich selbst für ein Monster, das andere im Dunkeln erschrecken kann. Hierbei wird eine weitere Perspektive aufgezeigt: Luna ist für die Kreaturen so fremdartig, dass diese sich fragen, ob das Mädchen ein Monster sei.
Spannend sind außerdem Lunas Ideen, wo sie die Kreaturen verstecken kann. Sie überlegt sich, „wo ein Monster eigentlich hingehörte“ und versteckt sie schließlich in den Schränken und unter den Betten sowie weiteren dunklen Orten. Die Frage am Ende verweist einerseits auf das Thema Angst und spricht andererseits die Betrachtenden beziehungsweise Lesenden an:
„Vielleicht hast auch du ein Monster zu Hause? Aber keine Sorge, sie sind alle äußerst freundlich und überaus höflich. Vielleicht wollen sie ja das Frechsein bei dir lernen?“
Hervorzuheben sind neben der Aussage des Bilderbuches die ansprechenden Illustrationen, die auf jeder Seite Licht und Schatten, Dunkelheit und Helligkeit auf vielfältige Weise darstellen. Die fantasievollen, freundlichen Kreaturen sind ebenso wie die freche Luna auf Anhieb sympathisch. Es bereitet Freude, die Monster zwischen anderen Bildelementen zu entdecken und ihre Mimik und Gestik zu betrachten. Insbesondere die Mimik trägt einen großen Teil zur Komik bei.
„Die Wahrheit über Monster“ ist ausnahmslos allen frechen und nicht-frechen Kindern ab 4 Jahren zu empfehlen. Vor allem aber jenen, die sich vor der Dunkelheit und Monstern unterm Bett fürchten.
Die Wahrheit über Monster. Text/Illustration: Tim Dowling. Bohem. 2017.
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