Der Hobbit – Tove Jansson illustriert Mittelerde

von | 28.11.2025 | #buch&kunst, Belletristik, Buchpranger, Specials

Schon 1962 erschien eine schwedische Ausgabe von „Der Hobbit“ mit Illustrationen der Mumin-Schöpferin Tove Jansson. Mehr als 60 Jahre später kommt diese Ausgabe auch in deutscher Fassung heraus. Buchstabenakrobatin Melanie ist ein weiteres Mal in Tolkiens Welt eingetaucht und hat neue Blickwinkel kennengelernt.

Bilder und Visionen – geprägt vom Autor selbst

Viele, die an den Hobbit denken, haben Bilder von Alan Lee im Kopf – doch sicher nicht immer bewusst. Die Arbeiten des Künstlers zu J. R. R. Tolkiens „Der Hobbit“ und „Der Herr der Ringe“ gelten als die bekanntesten Illustrationen der Werke. Zudem waren es seine visuellen Ideen und seine künstlerische Gestaltung, die die Ästhetik der Filmadaption von Peter Jackson maßgeblich geprägt haben. Doch Lees zarte Bleistiftzeichnungen und die atmosphärischen Aquarellbilder sind nicht die einzigen Illustrationen zum weltbekannten Fantasyklassiker.

Erste Ausgaben von „Der Hobbit“ wurden mit Illustrationen veröffentlicht, die Tolkien selbst anfertigte. Darunter Thrórs Karte, eine Illustration des Düsterwaldes und weitere Abbildungen, die der Schriftsteller mal mit dem Bleistift gezeichnet, mal mit Tusche, Buntstift oder Aquarellfarbe gefertigt hat. Sie dienten Alan Lee als Vorlage und inspirierten seine Interpretation von Mittelerde.

Zwischen Tolkiens und Lees Illustrationen liegen nicht nur einige Jahre – Lees Hobbit-Illustrationen wurden erstmals 1997 veröffentlicht –, auch liegen zwischen ihnen weitere Künstlerinnen und Künstler, die sich der Gestaltung des Werkes angenommen haben, darunter: Tove Jansson.

Hobbit trifft Mumin, Mittelerde trifft Mumintal

Tove Jansson wird in erster Linie mit ihren Mumins assoziiert. Doch die mehrfach preisgekrönte finnlandschwedische Künstlerin schuf noch viele weitere Geschichten und Bilder – für Kinder und Erwachsene. Für die Illustration der schwedischen Ausgabe von Tolkiens „Der Hobbit“ wurde sie von Astrid Lindgren, zu dieser Zeit Verlegerin bei dem schwedischen Verlag Rabén & Sjögren, höchstselbst angefragt.

Gestalten schauen aus einer Höhle heraus.
© Tove Jansson/Klett-Cotta

Schon die Ausstattung dieser Ausgabe ist besonders: ein Halbleinenband, der Rücken blau, mit goldenen Lettern, das Cover in einem zarten Rosa – das ganz anders ist als die zumeist dunklen Töne, die mit Tolkiens Geschichte verbunden werden. Thrórs Karte auf dem Vor- und die Karte von Wilderland auf dem Nachsatzpapier,eine ganzseitige farbige Illustration noch vor Beginn der Erzählung und die übrigen feinen, in schwarz-weiß gehaltenen Illustrationen von Tove Jansson machen diesen „Hobbit“ zu einem wahren Schmuckstück.

Bereits das Cover ziert eine erste Illustration Janssons, die ihre unverkennbare Handschrift trägt: Eine Figur, die an Schnupferich aus dem Mumintal erinnert, doch zugleich einen ganz eigenen Charakter hat, im Hintergrund Berge, Drache Smaug und die Zwerge. Erinnerungen an das Mumintal und seine Bewohner*innen bleiben nicht aus, trotzdem ist diese Darstellung von Mittelerde keine Kopie von Janssons eigener Welt. Ihre Art der Illustration – träumerisch, filigran und voller verborgener Bedeutung – lenkt den Fokus auf die Poesie und das Staunen über die große Welt, die es nicht nur für den Hobbit zu entdecken gibt.

Der Wechsel aus kleinen Bildern, die Kapitelanfänge und Text schmücken, und den ganzseitigen Abbildungen begleiten Tolkiens Text auf schöne Art und Weise. Ihre Tiefe, eine Spur von Melancholie und das heroisch Abenteuerliche, das Jansson ebenfalls abzubilden vermag, fangen Stimmung und Handlungen geschickt ein. Die Kombination von Tolkien und Jansson, die auf den ersten Blick befremdlich wirkt, ist beeindruckend und unerwartet stimmig.

Eine Hobbit Illustration von Tove Jansson.
© Tove Jansson/Klett-Cotta

Für Fans, Sammler*innen und Neugierige

„Der Hobbit“ illustriert von Tove Jansson ist mehr als bloß eine weitere Ausgabe von Tolkiens Abenteuer. Hier treffen zwei fantastische Welten und zwei Künstler*innen aufeinander, aus deren Schaffen ein besonderes Leseerlebnis entstanden ist. Diese schöne Ausgabe lädt zum Verweilen ein und dazu das Gefühlvolle in den Figuren und hinter den Kämpfen Tolkiens zu entdecken. Eine absolute Empfehlung für Fans von Tolkien ebenso wie von Jansson, für Buchliebhaber*innen und Neugierige. Und ein schönes Beispiel dafür, wie das Zusammenspiel von Literatur und Kunst den Blick auf Bekanntes verändern kann.

Der Hobbit. Text: J. R. R. Tolkien. Illustration: Tove Jansson. Übersetzung: Wolfgang Krege. Klett-Cotta. 2025.

Der Hobbit. Text: J. R. R. Tolkien. Illustration: Alan Lee. Übersetzung: Wolfgang Krege. Klett-Cotta. 15. Auflage 2025.

Melanie Trolley

Melanie Trolley

Die Leidenschaft für das geschriebene Wort hat Melanie nach Bremen und dort an die Uni verschlagen. Das Studium der Germanistik hat ihr einen veränderten Blick auf Bekanntes ermöglicht, die Augen für Neues geöffnet und Begeisterung fürs Bilderbuch entfacht. Als Texterin arbeitet Melanie täglich daran, die richtigen Worte zu finden – im Beruf vorerst ohne literarische Berührungspunkte.

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