2019 wäre Heinz Erhardt 110 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass ist im Lappan-Verlag sein erstes Buch „Noch’n Gedicht“ in einer Neuausgabe erschienen. Fabelforscher Christian ist darin auf verstimmte Elefanten, polyglotte Katzen und allerlei allzu Menschliches gestoßen.
Schon als Kind haben mich Erhardts Gedichte in ihren Bann gezogen, unter anderem, weil sie mir eine der großen Fragen meiner Kindheit zu beantworten vermochten: warum die Zitronen sauer wurden. Die noch süßen Früchte traten vor Gott und forderten eine andere Farbe, das Gelb war ihnen zuwider.
„Gott hörte oben die Beschwerden
und sagte: ‚Daraus kann nichts werden!
Ihr müsst so bleiben! Ich bedauer!‘
Da wurden die Zitronen sauer…“ (S. 9)
Doch nicht nur göttliche Interventionen, auch kleine Alltäglichkeiten werden von Heinz Erhardt oft in wenigen, wortspielhaften Versen verdichtet. So etwa das allen wohlbekannte Phänomen der laufenden Nase.
„Wenngleich die Nas, ob spitz, ob platt,
zwei Flügel – Nasenflügel – hat,
so hält sie doch nicht viel vom Fliegen;
das Laufen scheint ihr mehr zu liegen.“ (S. 30)
Insgesamt finden sich in dem Band 130 der besten Gedichte des berühmten deutschen Humoristen. Jutta Bauer untermalt das Ganze durch Illustrationen, die in ihrer oftmals karikaturenhaften Einfachheit die kurzen Gedichte perfekt ergänzen. Dadurch wirkt das Buch sehr harmonisch und nicht überfrachtet; für die Leser liegt das Hauptaugenmerk ganz klar auf den Gedichten, die Bebilderung wirkt stets unterstützend und drängt sich nicht in den Vordergrund.
Der Band sei kleinen und großen Lesern, die die Gedichte von Heinz Erhardt (wieder-)entdecken möchten und gerne auch mal über einen Wortwitz im lyrischen Gewand lachen, wärmstens ans Herz gelegt. Eines wird auf jeden Fall deutlich: Heinz Erhardt darf sich nicht nur fürs Schäkern überm Bier, sondern vor allem wegen seiner Gedichte getrost ein Schäksbier nennen.
Noch’n Gedicht. Heinz Erhardt. Illustrationen Jutta Bauer. Lappan. 2019.
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