Wir können alles sein

von | 04.11.2021 | Auditorium, Hörbücher

Anfang 2014 wurde Julia Engelmann durch die virale Verbreitung ihres Auftritts beim Bielefelder Hörsaal-Slam in den sozialen Medien bekannt. Auch Büchertänzerin Michelle-Denise war damals beeindruckt von dem Beitrag der Slammerin und schwelgte nun, 7 Jahre später, mit dem Hörbuch „Die Baby-Trilogie“ in vergangenen Zeiten.

Bereits optisch überzeugt die Hörbuchtrilogie direkt. In einem ansprechenden Schuber befinden sich die einzelnen CDs in separaten Hüllen mit farbenfrohen Designs. Das innenliegende Booklet hält zudem eine kurze Einführung von der Autorin, kleine Zeichnungen und ausgewählte Texte zum Nachlesen bereit.

„Die Baby-Trilogie“ vereint die ersten drei Bücher von Julia Engelmann aus den Jahren 2014 („Eines Tages, Baby“), 2015 („Wir können alles sein, Baby“) und 2016 („Jetzt, Baby“). Jedes Hörbuch umfasst eine Gesamtlaufzeit von circa 60 Minuten und beinhaltet gesammelte Texte, die von der Slammerin selbst eingelesen wurden. Gerade zu Pandemiezeiten empfand ich es besonders schön, die Texte nicht zu lesen, sondern von der Autorin selbst vorgetragen zu hören. Engelmanns ausdrucksvolle und mitreißende Betonung der einzelnen Passagen macht es leicht, ihr konzentriert zuzuhören. Die Zeit verging dabei regelrecht wie im Flug.

Das Lebensgefühl einer Generation

Inhaltlich behandelt die Erfolgsautorin große Themen wie die Suche nach Glück, Liebe, Wünsche und Träume, Freisein, Traurigkeit sowie Loslassen. Engelmann versteht das Lebensgefühl einer ganzen Generation. Ihre Texte greifen Selbstzweifel, aber auch Hoffnung und Zuversicht gekonnt auf. Sie versteht es inhaltlich und akustisch, den Hörenden mit ihrer Stimme Mut zu machen, und gibt anderen Menschen das Gefühl, verstanden zu werden. Es ist ok, sich in einer beruflichen und privaten Selbstfindungsphase zu befinden – wir können alles sein und alles erreichen.

Veränderter Bezug zu den Inhalten

Als ich Engelmanns erste Texte hörte, war ich 26 Jahre alt. Sie traf für mich den Nerv der Zeit. Ich konnte mich in ihre Thematiken einfühlen und fand mich größtenteils in ihrer Gedankenwelt wieder. Nun, sieben Jahre später, bin ich bereits über 30 Jahre alt und musste feststellen, dass Julia Engelmann zwar immer noch eine großartige Slammerin ist und ich ihren Werken immer noch gerne zuhöre, jedoch nicht mehr dieselbe Nähe dazu herstellen konnte wie damals.

Mir ist beim Zuhören nach und nach bewusst geworden, dass ich mich mittlerweile in einer neuen Lebensphase befinde und dabei bin anzukommen. Vorbei die Zeit als Single in den Zwanzigern, die Auseinandersetzung mit dem Erwachsenwerden, dem Freiheitsdrang und dem Hadern mit sich selbst. Größtenteils konnte ich mich mit den Texten einfach nicht mehr identifizieren, weil ich schlichtweg aus einigen Themen rausgewachsen bin.

Nichtsdestotrotz ist „Die Baby-Trilogie“ eine schöne Geschenkausgabe mit eindrucksvoll vorgetragenen, tiefgründigen Texten, die ich besonders Hörenden in den Zwanzigern ans Herz legen möchte.

Die Baby-Trilogie. Performt von Julia Engelmann. Der Hörverlag. 2021. Ca. 191 Minuten.

Bücherstadt Magazin

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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