Womit wird man berühmt? Mit Musik, sportlichen Erfolgen, Literatur, wissenschaftlichen Durchbrüchen – oder Diebstählen?! Worteweberin Annika hat sich im Kindersachbuch „Die berühmtesten Diebstähle der Welt“ schlau gemacht.
Soledad Romero Mariño erzählt von neun großen Coups: der Planung, dem Ablauf und der Polizeiarbeit. Ob nun der Raub der Mona Lisa aus dem Louvre, die Entführung eines Flugzeuges zur Erpressung einer großen Geldsumme oder ein Hackerangriff auf eine Bank in den Neunzigern – die vorgestellten Verbrechen sind vielfältig. Im Laufe der 150 Jahre, die das Buch abdeckt, haben sich natürlich auch die Methoden der Diebe verändert.
Gleiches gilt für die Sicherheitssysteme, die überlistet werden müssen. So mussten die Einbrecher, die 2003 ins Diamantenzentrum von Antwerpen eindrangen, zum Beispiel an einer drei Tonnen schweren Tür, Kameras, Bewegungsmeldern, einem Codeschloss und Wärme- und Lichtsensoren vorbei. 1971 hingegen konnte ein bis heute Unbekannter mit einem Koffer mit einer vermeintlichen Bombe an Bord eines Flugzeuges spazieren – heute undenkbar.
Echte Verbrechen
Diebstähle sind faszinierend, auch wenn sie nicht in Robin-Hood-Manier durchgeführt werden, sondern die Kriminellen sich schlicht bereichern wollen. Aber die Verbrechen erfordern Kreativität, Akribie und Planung. Mehr darüber zu erfahren macht Spaß und motiviert dazu, selbst um die Ecke zu denken (wenn auch nicht gerade mit dem Ziel, Juwelen und Kunstwerke zu stehlen). Außerdem ist es inspirierend zu lesen, wie hartnäckig manche der Diebe gearbeitet haben. Als Kind hätte mich dieses Sachbuch daher sicherlich ebenso begeistert wie nun als Erwachsene. Wer (Kinder-)Krimis oder Geschichten wie „Lupin“, die „Ocean’s“-Filme und „Die Unfassbaren“ mag, wird auch hier auf seine Kosten kommen.
Dazu gibt es lustige Fun Facts wie die Tatsache, dass die Postzug-Räuber 1963 in ihrem Versteck mit echten Scheinen Monopoly spielten – und auch deswegen überführt wurden. Trotzdem: Neben den spannenden Verbrechen ist die nicht immer erfolgreiche Arbeit der Polizei eher Nebensache. Etwas frustrierend fand ich, dass manche Verbrechen schlicht nicht aufgeklärt wurden und man noch heute keine Ahnung hat, wer dahintersteckt oder wie genau es möglich war. Aber ja: Während uns im Krimi immer ein Verbrecher serviert wird, zeigt dieses Buch das „echte Leben“.
Wow!
Das wirklich Besondere an „Die berühmtesten Diebstähle der Welt“ ist eindeutig die Gestaltung. Die Seiten sind wie Artikel in alten Tageszeitungen aufgemacht, die über die Diebstähle berichten. Zwischenüberschriften, hervorgehobene Zitate und Schritt-für-Schritt-Beschreibungen des Ablaufs geben eine klare Struktur. Dazu laden detaillierte Skizzen und Bilder der Personen und Gegenstände dazu ein, sich die Coups genau vorzustellen.
Die Kapitel inklusive der dazugehörigen Illustrationen beschränken sich jeweils auf ein Farbschema. Zum Beispiel sind die Seiten über den „Bankraub des Jahrhunderts“ in Nizza 1976 komplett in Grüntönen gestaltet, während der Diebstahl der Mona Lisa aus dem Louvre 1911 in Rot und Blau gehalten ist. Diese Aufmachung unterscheidet das Buch stark von anderen Kindersachbüchern und macht einfach Laune. Hier kann man stundenlang stöbern!
Die berühmtesten Diebstähle der Welt. Soledad Romero Mariño. Illustration: Julio Antonio Blasco. Übersetzung: Manuela Schomann. Kleine Gestalten. 2022. Ab 10 Jahren.
[tds_note]Ein Beitrag zur Themenwoche Sachbücher für Kinder. Hier findet ihr alle Beiträge.[/tds_note]
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