Die Erde steht vor dem Zerfall

von | 22.06.2021 | #BKtastisch, Belletristik, Buchpranger, Specials

Das Einzige, was noch Hoffnung schenkt, ist die Kolonialisierung eines anderen Sonnensystems. Die wertvolle Fracht, bestehend aus drei Millionen befruchteter Embryonen, macht sich auf die 109 Jahre dauernde Reise. In „Exodus 2727: Die letzte Arche“ und „Exodus 9414: Der dunkelste Tag“ von Thariot begibt sich Wortspieler Nico mit auf die Expeditionen der USS London und USS Boston.

„Exodus 2727: Die letzte Arche“

In einer entfernten Zukunft, in der es hochentwickelte Künstliche Intelligenz und sich selbst instand haltende Drohnen gibt, begleiten wir die Schiffsärztin Jazmin Harper. Auf ihrer Mission eine neue Heimat für die Menschheit zu finden, passieren immer eigenartigere Geschehnisse und die Besatzung geht sich gegenseitig an die Gurgel. Jazmin beginnt langsam, an sich selbst zu zweifeln, wäre da nicht die Bord-KI, genannt Mutter, und der leitende Techniker Denis Jagberg. Theoretisch hätten sie sieben Jahre nach dem Aufbruch ihren ersten Einsatz gehabt, aber alles kommt ihnen seltsam vor. Nicht nur dass Jazmin nach dem Cryoschlaf mit schlohweißem statt pechschwarzem Haar wach wurde, scheint die USS London auch länger unterwegs zu sein als sieben Jahre. Werden sie die neue Heimat erreichen?

Und dann gibt es noch den Geschichtsstrang von Atticus Finch, Jazmins Halbbruder, der uns immer mal wieder aus den spannenden Kapiteln mit Jazmin zurückholt. Dieser Strang spielt zu der Zeit, als die USS London und USS Boston noch beide auf der Erde sind und auf den Start vorbereitet werden. Eigentlich ist Finch Polizist, doch nach einem nicht genehmigten Alleingang wird er suspendiert. Um doch noch wieder in den aktiven Dienst zurückkehren zu dürfen, haben sein Vorgesetzter und der Bürgermeister von London ein Abkommen: Er soll den Erfinder der beiden Raumschiffe live im Fernsehen interviewen. Dies passt ihm allerdings gar nicht, denn der Erfinder ist kein geringerer als sein ungeliebter Vater.

Alles in allem fand ich den ersten Teil super geschrieben und bin bei jedem Kapitel um Jazmin mehr und mehr in die Geschichte eingetaucht. Nur die Story um Finch hätte man meiner Meinung nach auch weglassen können. Diese war zwar auch interessant, da wir etwas Hintergrundwissen um Jazmin und ihren Zwillingsbruder erfahren konnten, allerdings hat es sich in diesen Abschnitten häufig gezogen und wir wurden jedes Mal aus einem der spannenderen Kapitel herausgerissen. Sowohl die Art der Charakter- und Umgebungsbeschreibung als auch die verschiedenen Dialogstile, fand ich sehr ansprechend. Der Autor Thariot hat beiden Erzählerfiguren gekonnt eine eigene Stimme gegeben. Nachdem ich den ersten Teil in wenigen Tagen durchhatte und vor einem Cliffhanger stand, war für mich klar: Ich will wissen, wie es weiter geht.

„Exodus 9414: Der dunkelste Tag“

[tds_warning]Achtung: Spoiler![/tds_warning]

Auch im zweiten Teil begleiten wir Jazmin und Denis, nachdem sie realisiert haben, dass sie schon viel länger unterwegs sind, als sie eigentlich dachten. Als einzige Überlebende der gesamten Besatzung, beschlossen beide, die Mission, das Alderamin-System zu finden, als gescheitert zu erklären und dem Sog des Schwarzen Lochs, in dem die USS London steckt, zu entkommen und zur Erde zurückzukehren. Aber auch die Rückkehr zur Erde soll keine leichte Reise sein, denn die Flucht aus dem Schwarzen Loch ist doch schwerer als gedacht. Während sie durch Meteoritenstürme navigieren, hält plötzlich eines der entgegenkommenden Objekte auf sie zu und es kommt zur Kollision. Im Inneren: eine androide Lebensform. Ist diese der Schlüssel zur Rettung – oder führt sie doch zum Untergang?

Während wir im ersten Band nur von der Existenz von Maximilian Harper, Jazmins Zwillingsbruder, der auf der USS Boston dient, erfahren haben, begleiten wir ihn im zweiten Band auch auf seiner Reise. Das Ziel ist dasselbe wie einst seine Schwester, mit dem Unterschied, dass er es erreicht. Während die Wissenschaftler auf der Erde nach Sternenkarten den Weg berechnet haben, hat die Besatzung der USS Boston eine Alternative zur üblichen Navigation entwickelt, die letztendlich zum Erfolg führt. Wenn auch mit rund 200 Jahren Verspätung. Indes hat die Menschheit es allerdings durch den technologischen Fortschritt auf der Erde geschafft, das Alderamin-System bereits zu besiedeln. Und so werden Max und die Crew der USS Boston in Empfang genommen.

Auch den zweiten Teil habe ich in wenigen Tagen weggelesen. Dieser gefiel mir durch die beiden actionreicheren Handlungsstränge sogar noch besser als der erste Band. Was mich jedoch hier gestört, aber auch zeitgleich motiviert hat, war, dass wieder an den spannendsten Stellen der Handlungsstrang geändert wurde. So spannend wie der erste Band endete, ging der zweite weiter. Von mir gibt es für diese Dilogie eine ganz klare Empfehlung für alle, die auf actiongeladene Science-Fiction-Romane stehen.

Exodus 2727: Die letzte Arche. Thariot. Fischer Tor. 2019. // Exodus 9414: Der dunkelste Tag. Thariot. Fischer Tor. 2020.

[tds_note]Ein Beitrag zum Special #BKtastisch. Hier findet ihr alle Beiträge.[/tds_note]
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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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