Dirigent der Wörter: Antoine Laurain auf Lesereise

von | 23.06.2016 | Buchpranger

Antoine Laurain 1

Ein französischer Autor auf Lesereise in Deutschland: Antoine Laurain machte sich hierzulande mit seinem Roman „Liebe mit zwei Unbekannten“ einen Namen. Jetzt war er mit seinem auf Deutsch neu erschienenen Roman „Der Hut des Präsidenten“ in einigen Niederlassungen des institut français unterwegs, zum Beispiel in Frankfurt und Düsseldorf. Worteweberin Annika war in Bremen dabei.

Ein Hut auf Irrwegen durch die französische Gesellschaft der 80er Jahre, das ist kurz gefasst die Geschichte des Romans „Der Hut des Präsidenten“, aus dem Laurain einige Ausschnitte präsentierte. Alles beginnt damit, dass der französische Präsident François Mitterand eines Abends im Restaurant seinen schwarzen Hut liegen lässt und sein Tischnachbar sich nicht lange bitten lässt, bis er sich die präsidentielle Kopfbedeckung zu eigen macht. Während diese von Kopf zu Kopf weiter wandert, entfaltet sie bei jedem ihrer Träger eine besondere Kraft, scheint es.

Laurain liest gestenreich und melodisch, wie ein Dirigent der Wörter, der mit einzelnen Bewegungen der Hand die Sätze auf ihren Platz verweist. So, wie Antoine Laurain vorliest, bekommt man gleich Lust, das Buch in einem Stück zu Ende zu lesen. Da er selbst kein Deutsch spricht, liest er auf Französisch die ersten Kapitel des Romans – wer mag, kann die deutsche Übersetzung parallel mitlesen. Dies ist sicherlich eine koordinatorische Herausforderung, aber die meisten im institut français kommen zum Glück auch ohne Übersetzung ganz gut mit.

Im Anschluss dürfen in der kleinen, fast familiären Runde, Fragen gestellt werden. Wie er auf die Idee gekommen sei? „Parce-que je suis bon,“ erklärt Laurain. „Weil ich gut bin.“ Dann packt er aber doch noch die richtige Geschichte aus: Im Café vergaß er eines Tages selbst seinen Hut, und trotz der Plakate, die er aufhängte, um ihn wiederzufinden, kam der Hut nie wieder zu ihm zurück. Natürlich begann er sich Gedanken zu machen, was aus dem Hut geworden sein könnte. Trotzdem ist die Geschichte frei erfunden, erklärt er. Aber sie hätte so passieren können.
Nicht wenige Leser hätten zum Beispiel direkt das (erfundene) Lokal wiedererkannt, in dem Mitterand in der Geschichte seinen Hut liegen lässt. Sie erinnerten sich daran, ihn selbst dort getroffen zu haben. Laurain erzählt außerdem von einem Freund, der tatsächlich in Besitz von Mitterands Hut gekommen sei. Ein Bild des Hutes ziere nun das Titelbild der französischen Ausgabe des Romans. Und auch im richtigen Leben habe der Hut wohl Glück gebracht, so Laurain, immerhin sei sein Buch ein Bestseller geworden.

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