Drachen sind faszinierende Geschöpfe und Zeilenschwimmerin Ronja ist sich sicher, dass sie gern mal einem begegnen würde, und gleichzeitig froh, dass es wohl doch nur Phantasiewesen sind. Für die Geschwister Johann und Janka aus Valija Zincks jüngstem Roman „Drachenerwachen“ werden Drachen jedoch plötzlich zur Realität.
Johann und Janka finden ihre Nachbarin Frau Tossilo eigentlich ganz furchtbar unfreundlich. Doch als sie eines Tages seltsame Geräusche aus deren Wohnung hören, klingeln sie besorgt und staunen nicht schlecht, denn in Frau Tossilos Wohnung ist ein Drache geschlüpft. Zu dritt kümmern sie sich um Kurmo, wie sie den schnell wachsenden Drachen taufen. Allerdings wird die Wohnung mitten in Berlin schnell zu klein und Kurmos Ausflüge sind schwer geheim zu halten. Das ruft bald einen Energiekonzern auf den Plan, der Anspruch auf den Drachen erhebt.
„Drachenerwachen“ lässt sich wunderbar flüssig lesen und ist sprachlich altersgerecht und nicht übertrieben einfach gehalten. Gemeinsam mit dem leicht glänzenden Einband und Annabelle von Sperbers Schwarz-Weiß-Illustrationen zu Beginn jedes Kapitels, ergibt sich optisch wie sprachlich ein ansprechender Eindruck.
Inhaltlich bin ich leider weniger überzeugt. Die Handlung folgt einer klaren Linie und hat einen schönen Spannungsbogen. Aus ‚erzähltechnischer‘ Sicht gibt es also nichts auszusetzen. Persönlich konnte ich allerdings nicht viel mit der Verknüpfung von so unterschiedlichen Themen wie Drachen, Energiegewinnung und Science-Fiction-Technik anfangen. Gerade für diese ungewöhnliche Verbindung wird Valija Zinck jedoch von vielen Seiten gelobt. Unter anderem zählt „Drachenerwachen“ zu den prämierten Titeln des Leipziger Lesekompass 2019 in der Altersgruppe 10 bis 14 Jahre. Zweifellos ist die ungewöhnliche (und unerwartete) Verbindung von Themen eine innovative Herangehensweise, die technische Neuerungen einschließt. Somit ist „Drachenerwachen“ sehr aktuell und orientiert sich an unserem technisch geprägten Alltag.
„Drachenerwachen“ sorgt sicherlich für Lesespaß und zeigt Valija Zincks erzählerisches Talent. Ob auch der Inhalt gefällt, ist eine reine Geschmacksfrage.
Übrigens: Ein zweiter Teil mit dem Titel „Drachenleuchten“ ist bereits geplant.
Drachenerwachen. Valija Zinck. Illustration: Annabelle von Sperber. Fischer KJB. 2018. Ab 10 Jahren. Erhältlich in der Buchhandlung deines Vertrauens.
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