Eine alte Villa voller seltsamer Düfte und mit einem großen Geheimnis im Keller. Worteweberin Annika hat in Anna Ruhes Roman „Die Duftapotheke – Ein Geheimnis liegt in der Luft“ hineingeschnuppert.
Luzie ist nicht besonders froh darüber, dass ihre Eltern mit ihr und dem kleinen Bruder Benno aufs Land in eine alte Villa gezogen sind. Klar, die beste Freundin in der Stadt ist jetzt verdammt weit weg und noch dazu scheint mit der klapprigen Villa Evie nicht alles zu stimmen. Zumindest behauptet das der Nachbarsjunge, und noch dazu riecht es einfach überall so merkwürdig. Und was hat es mit dem grimmigen Gärtner und der ehemaligen Besitzerin Hanne mit dem verlorenen Geruchssinn auf sich? Luzie, Benno und der Nachbar Mats beginnen, Nachforschungen anzustellen, und stehen plötzlich unter dem Gewächshaus in einer seltsamen Duftapotheke voll geheimnisvoller Flakons. Als einer davon verloren geht und daraufhin der ganze Ort verrücktspielt, ist schnelles Handeln gefragt.
„Die Augen sind der Schlüssel zur Seele, aber die Nase ist das Tor.“
Mit diesem Zitat eines ehemaligen Duftapothekers leitet Anna Ruhe in ihren spannenden Roman ein, in dem der sonst oft vernachlässigte Geruchssinn eine entscheidende Rolle spielt. Die Düfte in den Flakons haben nämlich magische Kräfte und können allerhand Chaos anrichten. Schön, dass bei Anna Ruhe das Zauberhafte fast naturwissenschaftlich begründbar erscheint. Luzie, die die Duftapotheke entdeckt, kann dadurch ein ganz normales Mädchen sein und keine Auserwählte mit Superkräften – trotzdem entdeckt sie die Duftapotheke für sich und – soviel darf hier schon verraten werden – wird später zur neuen Duftapothekerin. So zeigt sich, dass man vieles erreichen kann, wenn man nur mit offenen Augen (und einer offenen Nase) durchs Leben geht.
„Eine magische Mission für Spürnasen!“
Die Gestaltung des Romans mit dem glitzernden Umschlag und den schönen Illustrationen von Claudia Carls sowie einigen als Tage- und Rezeptbuch angelegten Seiten macht viel Spaß. Das trifft auch auf die Geschichte um Luzie und die Duftapotheke zu, die auch für geübtere LeserInnen nicht zu vorhersehbar ist. Nur die angedeutete Liebesgeschichte wäre nicht unbedingt nötig gewesen, wobei die wahrscheinlich für das jüngere Publikum genau richtig ist. Spannung entsteht dadurch, dass lange nicht ganz sicher ist, wer eigentlich die Bösen sind. Und auch das Geheimnis der Duftapotheke entschlüsseln die Kinder nur nach und nach.
Im September geht es weiter mit der von der Jury des Lesekompass ausgerufenen „magischen Mission für Spürnasen!“, denn dann erscheint mit „Die Duftapotheke – Das Rätsel der schwarzen Blume“ der zweite Teil. Zum Glück, denn so einige Fragen bleiben für Luzie und ihre Freunde ungeklärt, so dass auch die Fortsetzung viel Spannung verspricht.
„Die Duftapotheke“ ist ein schön gestalteter Kinderroman, der junge LeserInnen sicherlich gut unterhalten wird und noch dazu einige anschlussfähige Fragen wie die nach Unsterblichkeit aufwirft. Von anderen Kinderromanen des Genres hebt sich „Die Duftapotheke“ allerdings nicht sonderlich ab.
Die Duftapotheke – Ein Geheimnis liegt in der Luft. Anna Ruhe.
Mit Illustrationen von Claudia Carls. Arena. 2018.
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