Ein Dschinni zum Verlieben

von | 12.03.2019 | Filme, Filmtheater

Mit „Disney’s Aladdin“ entführte uns der Merchandise-Gigant 1992 in die orientalische Stadt Agrabah und in eine Welt voller Magie, fliegender Teppiche, in der die Freundin einem immer treu bleibt; egal wie oft sie belogen oder hintergangen wird. Und natürlich mit Dschinni und dem Affen Abu! Geschichtenerzähler Adrian und Geschichtenzeichnerin Celina haben sich durch das Auf und Ab dieser Disney-Trilogie gewühlt.

„Disney’s Aladdin“ erzählt die Geschichte des namensgebenden, verwaisten und verarmten Straßenjungen Aladdin, der seinen Lebensunterhalt mit Stehlen verdient. Doch Aladdin träumt von einem Leben im Palast. Wiederum träumt Prinzessin Jasmin davon, dem Leben im Palast zu entkommen und somit auch den ständigen Heiratsanträgen, welche ihr Vater für sie arrangiert.

Durch einen Zufall treffen Jasmin und Aladdin aufeinander und freunden sich an. Aber auch der böse Großwesir Dschafar hat es auf den Straßenjungen abgesehen, denn er sieht in Aladdin eine Chance, die sagenumwobene Wunderlampe aus der Schatzhöhle zu holen. Jedoch behält Aladdin durch die Hilfe seines Affen Abu die Lampe und befreit den darin eingeschlossenen Dschinni, im Original gesprochen von Comedy-Legende Robin Williams. Mit den drei Wünschen, die er nun frei hat, sieht er die Chance, das Herz von Jasmin für sich zu gewinnen. Doch Dschafar will weiterhin die Lampe in seinen Besitz bringen.

Das Böse kehrt zurück; oder: Wie man eine Fortsetzung verhunzt

Der zweite Teil, „Dschafars Rückkehr“, setzt direkt dort an, wo der erste geendet hat, und ist so extrem mies – Geschichte und Zeichnungen –, dass er einen ziemlichen Bruch in die magische Welt von Agrabah schlägt. Dschafars geldgieriger Papagei und Partner Jago will nach der Niederlage des Großwesirs wieder im Palast leben und sich nun den „Guten“ – also Aladdin und Jasmin plus Anhängsel – anschließen. Dabei steht er natürlich vor der Vertrauensfrage, denn schließlich war er in der Vergangenheit kein Heiliger. So muss Jago beweisen, dass er seinem ehemaligen Partner Dschafar abgeschworen hat, indem er dabei hilft, ihn endgültig zu vernichten. Dieser hat sich nämlich mithilfe des Banditenführers El Fatal, der charakterlich mehr strohdumme Marionette als ein normaler Mensch ist, aus seinem Gefängnis befreit und will nun seinen Platz im Palast zurück.

Drei Hochzeiten und ein Vaterkomplex

Im dritten Teil, „Aladdin und der König der Diebe“, wollen Aladdin und Jasmin endlich heiraten. Allerdings wird die Zeremonie durch den Überfall der 40 Räuber gesprengt und es kommt zu einer kompletten Verwüstung. Grund scheint ein Zepter zu sein, welches der König der Diebe haben will. Allerdings scheitert dieser und die Eindringlinge fliehen. Als sich das Zepter als Orakel herausstellt, erfährt Aladdin, dass sein Vater noch lebt und bei den 40 Räubern ist.

Zu seiner Überraschung findet er heraus, dass sein Vater gar nicht wie vermutet ein Gefangener der Räuber ist, sondern der Anführer. Trotz allem will Aladdin seinen Vater zurück nach Agrabah holen, was jedoch einiger Überwindungen bedarf.

Träume, Gier und Familie

Der erste Teil von „Aladdin“ spielt wunderbar mit dem Thema Wünschen und damit sind nicht nur jene gemeint, welche ein Dschinni erfüllen kann. Sowohl Aladdin als auch Jasmin träumen von einem Leben außerhalb ihrer jetzigen Umstände und erhoffen sich dadurch eine Verbesserung, was der jeweils andere nicht verstehen kann. Es heißt nicht umsonst, dass man eine Weile in den Schuhen des anderen gehen soll, um zu wissen, wie dieser sich fühlt.

Im zweiten Film wünscht sich Jago ebenfalls eine Verbesserung seiner Lebenssituation, jedoch stützt er diese auf Gier nach Reichtümern und Macht. Auch wenn er eine klar sichtbare Charakterentwicklung durchmacht und sich schließlich seinen Wunsch erfüllen kann, bleibt das ganze recht oberflächlich. Es ist kaum möglich, sich in die Figur von Jago hineinzuversetzen. Zudem bleibt die Moral ziemlich auf der Strecke. Natürlich hilft Jago Aladdin und den anderen, Dschafar zu besiegen, zieht zurück in den Palast und erfüllt sich seinen Traum vom Schatz, doch es gibt keine Folgen für ihn und seine Gier. Schon im ersten Film basierte sein Charakter auf ständiger Gier und Machthunger und das ändert sich in keinem Teil. Und obwohl diese Eigenschaften ständig zu Problemen führen, kommt Jago immer damit durch.

Die Protagonisten des ersten Teils, Aladdin und Jasmin, treten hier klar in den Hintergrund und ihre Rollen werden für Jagos Charakterentwicklung zu „supporting characters“ – unterstützende Nebenfiguren – herabgestuft

Im Abschluss der Trilogie dreht sich alles um den Wunsch nach einer Familie. Nicht nur die langersehnte Hochzeit mit seiner großen Liebe Jasmin, sondern ebenso die Erinnerung an den Verlust seines Vaters Cassim beschäftigen Aladdin hier. Als er seinen Vater dann endlich findet, ist Aladdins Bestreben groß, ihn zurück in seine Welt zu holen und als seinen Vater erneut zu etablieren. Die erste Bitte von Aladdin an seinen Vater nach dessen Rückkehr nach Agrabah ist, dass Cassim an seiner Hochzeit mit Jasmin teilnehmen soll. Doch Cassim hat andere Pläne und ist hinter einem großen Schatz her, der ihm noch mehr Reichtum bringen soll. Je mehr Aladdin diesen Wunsch jedoch erzwingt, desto gefährdeter ist nicht nur die erneute Nähe zu seinem Vater, sondern auch die Hochzeit mit Jasmin.

Alles einsteigen! Es wartet eine qualitative Berg- und Talfahrt

Wie von Disney zu erwarten, ist der erste Teil vom selben qualitativen Standard wie die restlichen Klassiker – „Arielle“, „Mulan“, „Die Schöne und das Biest“ etc. – und wartet mit ebenso viel Liebe zu Details auf. Der Film und seine Zeichnungen sind gut gealtert und selbst der klar computeranimierte Eingang zur Schatzhöhle, ist aus heutiger Sicht immer noch respektabel. Obwohl Disney dem Thema seiner romantischen Komödien treu bleibt, verpacken sie es in solch einem angenehm anzuschauenden und fantastischen Gewand, dass die Zuschauer nicht das Gefühl haben, etwas Altbekanntes zu sehen.

Während der erste Teil mit seinen Animationen eine wundervoll magische Welt erzeugen kann, ist der zweite mehr ein Schatten dessen, was der erste erschafft. Die Charaktere sehen laienhaft gezeichnet aus und die Bewegungen sind alles andere als flüssig. Er gleicht sehr einem cash-grab – Geld aus dem Erfolg des ersten Teils schlagen wollen – und nicht mehr dem verzaubernden Standard, welcher Disney mit seinen Zeichentrickfilmen so erfolgreich gemacht hat. Kein Wunder, dass dieser Teil nicht in den Kinos, sondern Direct-to-Video erschien. So kehrt im zweiten Teil zwar Bösewicht Dschafar wieder zurück, jedoch hält sich hier Robin Williams als Dschinni von dem Film fern und übernimmt erst im dritten Teil wieder seine ikonische Sprechrolle.

Aus den Fehlern des zweiten Teils scheint Disney gelernt zu haben und so wartet „Aladdin und der König der Diebe“ mit einer ebenso ansprechenden und dem Erfolg des ersten Teils entsprechenden zeichnerischen Qualität auf. Neben der Animation reicht auch die Vater-und-Sohn-Geschichte an die Qualität des ersten heran und bietet einen berührenden und stimmungsvollen Abschluss der Reihe.

Musik

Musiktechnisch überzeugt „Aladdin“ mit wunderbaren Ohrwürmern, die einem scheinbar ewig im Kopf bleiben werden. Man nehme als Beispiel etwa das Intro „Arabische Nächte“. Die Lieder bieten eine angenehme Abwechslung zwischen ernst und gefühlvoll sowie lustig – letzteres vor allem von Dschinni. Zusammen mit der grandiosen, passend untermalenden Bebilderung der gesungenen Lieder schafft es Disney nicht nur in „Aladdin“, sondern allgemein in seinen Filmen, die Zuschauer abzuholen und in seine Welten zu entführen. Auch in dem nicht gut gelungenen zweiten Teil gibt es ein, vielleicht zwei Lieder, die catchen, jedoch sei hier gesagt, dass die deutsche Stimme von Jago wirklich nicht für Gesang geeignet ist und mehr für einen Schauer sorgt als für ein fröhliches Mitsingen.

Sind aller guten Dinge wirklich drei?

Während der erste Teil wohl ein zeitloser Klassiker bleiben wird, ist das große Manko der Trilogie, dass man den zweiten gesehen haben sollte, um hier und dort Neupositionierungen von einzelnen Charakteren im dritten Teil nachvollziehen zu können. Empfehlenswert ist es, sich die Zusammenfassung der Handlung einfach bei Wikipedia durchzulesen. Dies sollte komplett ausreichen, um den dritten Teil ohne Fragezeichen erleben zu können. Erster und dritter Teil dürfen jedoch in keinem gut geordneten DVD-/Blu-ray-Regal fehlen.

[tds_info]Disney spendiert „Aladdin“ noch dieses Jahr (im Mai) eine Realverfilmung – unter anderen mit Will Smith als Dschinni – in der Art von „Das Dschungelbuch“ oder „Die Schöne und das Biest“. Im Jahr 1986, bevor Disney seine „Aladdin“-Filme herausbrachte, gab es den Realfilm „Aladin“ mit Bud Spencer in der Rolle des Dschinni.[/tds_info]

 

  • Aladdin. Regie und Drehbuch: John Musker, Ron Clements. Mit: Robin Williams, Scott Weinger, Linda Larkin u.a. Walt Disney Studios. 1992. FSK 0.
  • Dschafars Rückkehr. Regie: Toby Shelton, Tad Stones. Drehbuch: Tad Stones, Mark McCorkle. Mit: Scott Weinger, Linda Larkin, Dan Castellaneta u.a. Walt Disney Studios. 1994. FSK 0.
  • Aladdin und der König der Diebe. Regie: Tad Stones. Drehbuch: Mark McCorkle, Robert Schooley. Mit: Robbin Williams, Scott Weinger, Linda Larkin u.a. Walt Disney Studios. 1996. FSK 0.
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