Bei einem Ausflug nach St. Peter-Ording ist Seitentänzerin Michelle-Denise über diesen regionalen Mordfall aus der Feder von Tanja Janz gestoßen. In gemütlicher Atmosphäre begleitete sie die Protagonistin Ilva bei der Lösung des Falls.
Als Ilva Feddersen Hamburg verlässt, um zurück in ihre Heimat zu ziehen, ahnt sie noch nicht, wie turbulent es im beschaulichen Küstenort St. Peter-Ording zugehen wird. Bereits kurz nach ihrer Ankunft wird eine Leiche in den Dünen gefunden. Bei dem Toten handelt es sich um niemand geringeren als den Architekten eines kontrovers diskutierten Hotelprojekts in St. Peter-Ording. Zu Ilvas Entsetzen gerät ausgerechnet ihre Jugendliebe Eike, der als Umweltaktivist tätig ist, als Hauptverdächtiger ins Visier der Ermittlungen. Das kann die Lehrerin nicht so stehen lassen und geht gemeinsam mit ihrem Kollegen und ihrer besten Freundin auf die Suche nach dem Mörder.
Cosy-Crime an der Nordsee
„Willkommen in St. Peter-(M)Ording“ bildet den Auftakt zu Tanja Janz‘ Küstenkrimi-Reihe, die sich in St. Peter-Ording abspielt. Zur Orientierung ist auf der inneren Buchklappe eine farbige Karte von St. Peter-Ording abgebildet, in der die wichtigsten Handlungsorte der Geschichte hervorgehoben sind. Obwohl ich mich in dem Küstenort etwas auskenne, hat mir die Karte sehr dabei geholfen, die Entfernungen zwischen den beschriebenen Orten besser einzuordnen.
Wie das heimelig anmutende Cover bereits vermuten lässt, handelt es sich um einen Cosy-Krimi. Jedes einzelne Kapitel wird durch Orts-, Zeitangaben, der Beschreibung des Wetters oder Ausführungen sonstiger Besonderheiten wie zum Beispiel Bienensummen oder den Duft von schwarzem Holunder in der Luft eingeleitet. Diese Vorgehensweise empfand ich als sehr gelungen, denn ich wurde dadurch vor dem Lesen der Abschnitte bereits in die richtige Stimmung versetzt. Ich habe vor meinem geistigen Auge nicht mehr nur die Umgebung wahrgenommen, sondern diese gewissermaßen auch gefühlt. Gehört. Gerochen. Genossen.
Eine junge Miss Marple?
Die Protagonistin Ilva Feddersen ermittelt in Miss Marple-Manier auf eigene Faust und ist sich selbst der Parallelen zu Agatha Christies bekannter Ermittlerin durchaus bewusst. Ebenso wie Miss Marple hat Ilva Unterstützung aus dem Freundeskreis, der ihre Neugier auf die Lösung des Falls teilt. Während der Ermittlung entlockt sie der örtlichen Polizei galant alle relevanten und noch so geheimen Informationen, da ihr Bruder der zuständige Polizist ist und ihr keinen Wunsch abschlagen kann.
Tatsächlich musste ich selbst auch an die Miss Marple-Krimis denken, als ich den Küstenkrimi las, aber letztendlich scheinen mir die Unterschiede doch größer zu sein. Ein Faible für die Lösung von Kriminalfällen scheinen Miss Marple und Ilva gemein zu haben, aber da hört es fast schon auf mit den Parallelen. Im Gegensatz zu Miss Marple ist Ilva keine Seniorin, sondern erst 38 Jahre alt und steht als Lehrerin mitten im Berufsleben. Sie wohnt wieder bei ihren Eltern, um für ihre Mutter da zu sein, genießt es aber dennoch, von ihrer Mutter kulinarisch umsorgt zu werden. Zudem wird auch dem Liebesleben der Protagonistin neben der Haupthandlung Beachtung geschenkt.
Warten auf 2023
Ich habe nicht immer einen Bezug zur Protagonistin Ilva aufbauen können, da sie mir trotz einzelner Schilderungen früherer Erlebnisse in ihrer Heimat mit ihrer besten Freundin oder ihrem Exfreund auf der Gefühlsebene relativ fremd geblieben ist. Dennoch ist sie mir durch ihre norddeutsche, leicht unnahbare Art sympathisch.
Der Autorin ist ein heimeliger Küstenkrimi gelungen, den ich gerne an nasskalten Herbstabenden gelesen habe. Ich freue mich bereits auf den zweiten Band dieser Krimi-Reihe, der im März 2023 veröffentlicht werden soll und bin gespannt, welcher Fall dann auf Ilva zukommt.
Willkommen in St. Peter-(M)Ording. Tanja Janz. Ullstein. 2022.
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