Die Dichterin, Autorin und Buchhändlerin Alba Donati schreibt in „Ein Garten voller Bücher“ über ihre Buchhandlung – eine Buchhandlung, die sich über die Grenzen des toskanischen 180-Seelen-Dorfes Lucignana zu einer ungewöhnlichen Attraktion mauserte. – Von Satzhüterin Pia
Alba Donati selbst ist Dichterin und Büchernärrin. Als sie beschließt, ihrem Traum von einer Buchhandlung in ihrem winzigen Heimatdorf Lucignana in der Toskana nachzugehen, begegnen ihrer Idee viele Menschen mit Kopfschütteln und Skepsis. Doch die Leidenschaft, die mit dem tiefen Wunsch Donatis einhergeht, macht es mit Hilfe von Crowdfunding und einer unverwüstlichen Dorfgemeinschaft möglich und so entsteht die „Libreria sopra la Penna”. Ein zwölf Quadratmeter kleines Cottage mit – noch viel wichtiger – einem zauberhaften Garten, das trotz aller Widrigkeiten (Feuer! Corona!) zu einem verzauberten Ausflugsort für lesende Menschen aus aller Welt wird.
Sanftes Tagebuch
In „Ein Garten voller Bücher“ erzählt Donati in einer Art Tagebuch von ihren Tagen und Erlebnissen im Zeitraum von sechs Monaten. Einblicke in ihr tägliches Leben und ihre Gedankenwelt machen das Buch zu einem authentischen Lesevergnügen. Gleichzeitig erfahren Leser*innen etwas mehr über die Entstehung der Buchhandlung, das eine oder andere zur familiären Vergangenheit oder einfach Dinge rund um das Dorf und die Menschen, die dort leben oder aber auch nur die Buchhandlung besuchen. Das Buch ist sanft und ruhig, stellenweise etwas zu ruhig.
Bibliophilie pur
Angefangen dabei, dass man gerade ein Buch liest, das von einer Büchernärrin geschrieben wurde und von einer Buchhandlung handelt, schwingt die Liebe zur Literatur auch sonst auf jeder Seite mit. Jedes Kapitel endet mit einer Liste, die die Bestellungen des Tages aufzeigt. Italienische Bücher, Weltliteratur und fast alles dazwischen. Dabei ist der Fokus der Buchhandlung spezieller als man es von hiesigen und besonders größeren Buchhandlungen kennt. Viele der Titel sind von Frauen geschrieben, handeln von der Natur oder aber der Liebe zur Literatur. „Ein Garten voller Bücher“ duftet schier nach Bücherliebe und weckt immer wieder die Neugierde auf die Titel, die bestellt werden, die Donati ihren Kund*innen empfiehlt oder in der Buchhandlung ausstellt.
Wunschlos glücklich?
Donati entführt uns in ihrem Buch in ihre Welt, man kann ganz eintauchen, entschleunigen und sich an den Ort wünschen oder gedanklich direkt einen Urlaub in der Nähe planen. Der Text lässt Bilder vor dem inneren Auge entstehen, aber oft hätte ich mir tatsächliche Bilder gewünscht. Wie genau sieht dieser märchenhafte Garten aus? Das Schaufenster? Die Bücherlager? Das Dorf? Außerdem werden zwar ein paar Einblicke in die Entstehungsgeschichte gegeben, aber an eine richtige Chronologie hält sich die Autorin nicht und hüpft je nach gedanklichem Übergang dann und wann in die Vergangenheit. Daher bleiben einige Fragen offen, was die Entstehungsgeschichte der Buchhandlung betrifft, und Leser*innen bekommen nicht unbedingt alles gedanklich zusammengesetzt. Die Menschen aus dem Umfeld werden immer wieder erwähnt, aber ich konnte mich oft nicht erinnern, wer das noch gleich war und mit wem zusammengehörte (was bei einem so kleinen Dorf theoretisch nicht sonderlich schwer sein dürfte). Auch die zeitliche Einordnung mancher Geschehnisse und Erzählungen verschwimmt insgesamt.
„Eine Buchhandlung für hundertachtzig Einwohner, den reinen Zahlen nach zum Scheitern verurteilt, die zu einer Weltbuchhandlung wird, die gegen den Wind segelt, ihre Mitmenschen im Schneegestöber aufliest und nach Hause bringt.“ (S. 166)
Am Ende hätte das Buch sicherlich noch etwas mehr gekonnt, aber wenn ich eines aus der Lektüre mitgenommen habe, dann dass die Autorin ihr Leben zu leben scheint, wie sie dieses Buch geschrieben hat: nach eigenem Wunsch und Willen. Und das ist am Ende einfach nett und authentisch.
Ein Garten voller Bücher. Mein toskanisches Märchen. Alba Donati. Übersetzung: Karin Diemerling. Berlin Verlag. 2023.
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