Das Gruselspiel „Re:turn – One way trip“ vom Entwickler Red Ego Games versetzt einen in die Rolle der jungen Saki. Diese muss das Mysterium hinter einem alten Zug lüften, um sich selbst und diejenigen, die ihr etwas bedeuten, zu retten. Geschichtenerzähler Adrian war mittendrin.
Eigentlich will Saki mit ihren drei Freunden Kanae, Yuuta und Kazuki sowie ihrem Verlobten Sen einen entspannten Campingausflug im Wald machen. Als Saki sich nach einem Beben alleine an ihrem Lagerplatz wiederfindet, begibt sie sich auf die Suche nach ihren Begleiter*innen. Dabei entdeckt sie im Wald einen alten Zug.
In der Hoffnung darin die anderen wiederzufinden, betritt sie diesen und steht bald einem Mysterium gegenüber, das Saki durch die Zeit in die Vergangenheit des Zuges schickt. Dort muss sie dahinter kommen, was den Insassen des Zuges zugestoßen ist. Auch wenn Saki nicht begeistert ist, sich mit dem Horrorzug auseinanderzusetzen, scheint sie keine Wahl zu haben, denn dieser will sie und ihre Freunde nicht mehr gehenlassen, bis entweder alle tot oder das Geheimnis gelüftet ist.
Knuffiger Look mit unheimlicher Atmosphäre
„Re:Turn – One way trip“ ist ein 2D Puzzleabenteuer, dessen Spielfiguren japanischen Chibis – geschrumpften Körpern mit großen Köpfen – nachempfunden sind. Der Look ist jedoch eher vergleichbar mit Link aus den neueren 2D-Zelda-Teilen („TloZ – A Link between Worlds“) sind. Man steuert (zu 95% des Spiels) Saki von links nach rechts und umgekehrt, löst Rätsel und interagiert mit anderen Figuren.
Auch wenn alles recht knuffig aussieht, ist die unheimliche Atmosphäre im Spiel gelungen. Der verfallene und düstere Zug in der Gegenwart transportiert ein schauriges man-will-nicht-hier-sein-Gefühl. Die Kehrseite: Die Vergangenheit versprüht einen luxuriösen Orient Express-Vibe. Zwar gibt es immer mal wieder Jump Scares und zwei kurze Verfolgungsabschnitte mit einem Monster, doch mehrheitlich lebt dieses Spiel von seiner drückenden Atmosphäre.
Der wahre Horror: Backtracking!
Auch wenn „Re:turn“ ein spannendes Spiel ist, dessen Geschichte Interesse an dem dahintersteckenden Geheimnis weckt, so kommt schnell seine anstrengende Seite zum Vorschein. Da man für das Lösen von Rätseln weit mehr als ein oder zwei Mal den Zug komplett durchqueren muss – in der Gegenwart ebenso wie in der Vergangenheit – stellt sich schnell eine gewisse Repetition ein.
Dies kann zu Langeweile und auch Frust führen, beispielsweise wenn etwas am anderen Ende des Zuges vergessen wurde, obwohl man bereits drei Mal hin und wieder zurückgelaufen ist. Selbst Saki kritisiert im Spiel einmal als Spielfigur das ständige Hin- und Hergerenne.
Charakterschwäche
Zwar ist das Backtracking das wohl dominanteste und auffälligste Problem, doch ein genauer Blick auf Saki und ihre Freunde sowie ihre Beziehung zueinander zeigt einen weiteren Schwachpunkt von „Re:turn“. Kaum einer der Freunde ist mit einem komplexen Charakter ausgestattet, was dazu führt, dass Spielende Verluste, Ängste und Sorgen kaum bis gar nicht nachvollziehen können. Im Gegensatz zu den (ehemaligen) Passagieren des Geisterzugs bleiben die Freunde blass und langweilig.
Gravierend kommt hinzu, dass Saki als Protagonistin den Horror und den Grusel im Zug nicht so wirklich rüberbringt. Verglichen mit dem, was sie erlebt, bleibt sie zu ruhig, während Panik und Verzweiflung angebracht wären.
Durchwachsen
Alles in allem ist „Re:turn – One way trip“ ein atmosphärisches Gruselspiel mit Dramaelementen. Der Schluss wirkt etwas überhastet, sodass man sich fragt, ob es das jetzt wirklich schon war. Dem Spiel hätte weniger Backtracking und mehr Charaktertiefe gut getan.
Wenn das Spiel für einige Euros bei einem Sale zu haben ist und man auf Geistergrusel steht, der von japanischer Folklore angehaucht ist, ist „Re:turn – One way trip“ einen Blick wert.
Re:turn – One way trip. Entwickler: Red Ego Games. Publisher: Green Man Gaming Limited 2020. Veröffentlicht auf: PC, PS4, Xbox One, Switch.
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