Einmal Held im Lieblingsbuch sein

von | 13.04.2019 | Auditorium, Hörbücher

Stellt euch vor, ihr könntet in euer Lieblingsbuch springen und den Verlauf der Geschichte verändern – würdet ihr es tun? Protagonist Owen ergreift die Möglichkeit und setzt damit etwas in Bewegung, was er so nicht beabsichtigt hat. Zeichensetzerin Alexa ist mitgesprungen.

Als Owen herausfindet, dass Bethany in Bücher springen kann, sieht er seine Chance, den Helden in seinem Lieblingsbuch zu retten. Wie könnte er zulassen, dass sein Held den Tod findet und die Geschichte ohne ihn weitergeht? Was hat sich der Autor nur dabei gedacht?! Anfangs noch skeptisch, lässt sich Bethany überzeugen, ihn mit ins Buch zu nehmen, nicht ahnend, was Owen vorhat. Schließlich passiert aber genau das, wovor sie gewarnt hat: Sie beginnen, die Geschichte zu verändern und bringen dadurch alles durcheinander.

Erinnert „Weltenspringer“ zu Beginn noch – etwas zu sehr – an Cornelia Funkes „Tintenherz“, entwickelt sich die Geschichte um Owen und Bethany zu einem eigenständigen, spannenden Abenteuer. Die Bausteine der Geschichte sind bekannt: Es gibt die Guten und die Bösen, (fragwürdige) Magie und – bedingt durch das Weltenspringen – jede Menge intertextueller Verweise. Besonders interessant ist die Thematisierung der Fiktion: wie die Figuren innerhalb der Geschichte reagieren, als sie erfahren, dass sie nur erfunden sind und ein Autor ihren Weg vorbestimmt hat. Was ist Fiktion überhaupt? Und was Realität? Können erfundene Figuren genauso „real“ sein wie nicht erfundene? Und was bedeutet es, „erfunden“ zu sein? So heißt es an einer Stelle, Bethany solle mehr „erfunden“ sein, weniger „real“, damit sie nicht so verkopft an die Situation herangeht.

Das Hörbuch wird spannend und überzeugend gelesen von Rainer Strecker, der auch schon die Tintenwelt-Trilogie eingesprochen hat. Er versteht es, Abschnitte durch Betonungen hervorzuheben, nachdenklich erklingen zu lassen und durch Heben und Senken der Stimmlage auf angenehme Weise Anfang und Ende zu verdeutlichen. Die Zuhörerinnen und Zuhörer werden auf diese Weise stets mitgenommen und können sich von der Stimme bis zum Ende der Geschichte tragen lassen.

Es handelt sich hierbei um eine gekürzte Lesung von etwa 306 Minuten Laufzeit, wobei die Kürzungen beim Hören nicht auffallen. „Weltenspringer“ ist damit ein Tipp für alle, die gerne Geschichten lesen oder hören, in denen Bücher und deren Welten thematisiert werden, wie zum Beispiel in Cornelia Funkes „Tintenwelt“-Trilogie und Kai Meyers „Die Seiten der Welt“.

Weltenspringer. James Riley. Übersetzung: Gabriele Haefs. Sprecher: Rainer Strecker. Hörbuch Hamburg. 2016.

 

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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