„Entdecke die Welt“: Auf ins Abenteuer

von | 17.11.2021 | Buchpranger, Kinder- und Jugendbücher, Sach- und Fachbücher, Sachbücher für Kinder

Fabelforscher Christian geht selbst beruflich ab und zu auf Expeditionen. Im Kindersachbuch „Entdecke die Welt – Abenteuer, die unsere Welt verändert haben“ von Anton Hallmann hat er nachgelesen, was andere vor ihm auf ihren Reisen erlebt und gefunden haben.

Die Kinder Emma und Louis nehmen die Leserinnen und Leser in diesem Buch mit in die Geschichte großer Entdeckungen. Sie begleiten die Konquistadoren, suchen mit James Cook Australien und umrunden mit Clärenore Stinnes im Auto die Erde.

Geschichte divers gedacht

Natürlich geht es in „Entdecke die Welt“ um die großen Stars unter den Entdeckerinnen und Entdeckern wie Neil Armstrong, Amelia Earhart oder Charles Darwin. Aber Moment mal, wer bitte schön war denn Egeria, wer Bungaree und wer Sacagawea?* Hier stehen auch die unbekannteren Persönlichkeiten im Mittelpunkt: Der Autor stellt Helferinnen und Helfer vor und erzählt auch davon, was Frauen und Indigene in der Entdeckungsgeschichte geleistet haben.

Zum Beispiel wird Gudrid Thorbjarnardóttir vorgestellt, die um das Jahr 1000 mit Leif Eriksson nach Neufundland kam, dort ein Kind zur Welt brachte und nach ihrer Rückkehr nach Island noch eine Pilgerreise bis nach Rom unternahm – für die damalige Zeit verdammt abenteuerlustig! Diese Diversität ist toll, denn sie präsentiert Vorbilder, die in den staubigen Geschichtsbüchern nicht auftauchen und die Kinder doch unbedingt brauchen.

Anton Hallmanns Illustrationen…

Die Illustrationen sind ebenso divers wie die vorgestellten Persönlichkeiten, insbesondere Emma als Schwarzes Mädchen, das die Welt erforscht. Die beiden Kinder findet man auf jeder Doppelseite, wo sie immer wieder in Sprechblasen lustige Kommentare einwerfen. Zum Beispiel, wenn Emma sich über die Entdeckung der Süßkartoffel freut. Das lockert den Seitenaufbau auf.

Die Bilder sind modern gestaltet, durch die großen Flächen sehr klar und ansprechend, was auch an den warmen Farben liegt, die Anton Hallmann ausgewählt hat. Die Entdeckerinnen und Entdecker werden in Szenen in Aktion, aber oft zusätzlich in Vignetten dargestellt. Sie stehen klar im Vordergrund des Buches.

…und Texte

Ab 8 Jahren kann man Hallmanns Ausführungen gut folgen: Schwierige Begriffe wie „Dynastie“ werden erklärt und Regionen, Flüsse und anderes werden auch für Kinder gut verständlich im Text verortet. Ein kleines Manko sei aber doch noch zu nennen: Die Kartenausschnitte, die auf den jeweiligen Seiten Orientierung bieten sollen, sind teilweise relativ klein. Gerade unbekanntere Regionen lassen sich darauf nicht immer gleich zuordnen.

Die Texte sind chronologisch angeordnet und stellen so gut dar, wie die Entdeckungsgeschichte sich logisch weiterentwickelt hat: von den Entdeckungen der einzelnen Kontinente über deren detaillierte Erforschung bis in die Tiefsee und ins Weltall. Und dass noch immer viele unbekannte Regionen auf uns warten, verrät der Autor im Nachwort. Unter dem Polareis, im Meer, aber auch an Land sind noch viele Tierarten unentdeckt und wer weiß, was im All alles auf uns wartet?

Dieses Sachbuch ist für kleine (und große) Entdeckerinnen und Entdecker absolut zu empfehlen.

Entdecke die Welt. Abenteuer, die unsere Welt verändert haben. Anton Hallmann. Kleine Gestalten. 2021. Ab 8 Jahren.

[tds_info]*Egeria war eine spanische Christin, die im 4. Jahrhundert durch Syrien, Ägypten und Israel pilgerte. Bungaree umsegelte Mitte des 19. Jahrhunderts als erster Aborigine Australien und half bei der Kartierung. Die amerikanische Ureinwohnerin Sacagawea begleitete Anfang des 19. Jahrhunderts Lewis und Clark als Übersetzerin.[/tds_info]

Christian Hohe

Christian Hohe

Christian ist als Ressortleiter des Filmtheaters in der Bücherstadt am liebsten im Kino zu finden. In der richtigen Welt erforscht er keine Fabeln, sondern die Meere.

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