Feenstaub für die Ohren

von | 02.02.2019 | Auditorium, Hörspiele

Peter Pan, der Junge, der nie erwachsen werden möchte, bleibt auch in heutigen Kinderzimmern und Buchhandlungen ein Evergreen. Mit dem Hörspiel von Regisseurin Angeli Backhausen hat Worteweberin Annika eine Reise nach Nimmerland angetreten.

Eines Nachts taucht Peter Pan im Kinderzimmer der Familie Darling auf und nimmt Wendy, Michael und John mit ins Nimmerland, wo er mit den verlorenen Jungs ein Leben im Spiel führt. Ein bisschen Feenstaub genügt, und die Kinder schweben aus dem Fenster hinaus geradewegs hinein ins Abenteuer. Vom Nimmerland hatten sie schon lange geträumt und nun wird die Welt aus Indianerkämpfen und Piraten endlich Wirklichkeit. Und hier muss man immerhin nie erwachsen werden.

„Nichts auf Nimmerland ist wirklich, alles ist nur Spiel und Schein. Nur wer ewig spielt und jung bleibt, wird für immer glücklich sein.“

Doch irgendetwas fehlt im Nimmerland, denn auch wenn man normale Kinder mimt, kann man doch eine echte Familie nicht erspielen. Schließlich trifft der „Donnerschlag des Heimwehs“ die Kinder. Wird das Fenster zu ihrem Kinderzimmer offenstehen, wenn Wendy, Michael und John zurückkehren in ihr altes Leben?

„Keiner ist so cool wie ich!“

Die Bearbeitung von Karlheinz Koinegg setzt auf eine sanfte Modernisierung. Den meisten Kindern dürfte gar nicht auffallen, dass Peter Pan ursprünglich eher nicht das Wort „cool“ in den Mund genommen hätte und Mr. Darling wohl auch nicht davon gesprochen hätte, „einen drauf zu machen“. Doch auch für erwachsene Ohren gehen diese kleinen Verjüngungsspritzen auf in der schönen Arbeit von Regisseurin Angeli Backhausen und sorgen dafür, dass man der Geschichte besonders gut folgen kann.

Das Hörspiel ist aufwändig unterfüttert mit allerlei Geräuschen, die die Stimmung auf dem Piratenschiff oder im Indianerwigwam sehr authentisch malen und den Flug über Nimmerland zu einer wahren Achterbahnfahrt der Geräusche machen. Leichte Glocken-, Geigen- oder Klavierklänge liegen außerdem hinter einzelnen Passagen und vermitteln die Leichtigkeit von Feenstaub, die das Hörspiel ausmacht.

„Gegen das Erwachsenwerden hat sich noch kein Kraut gefunden. Irgendwann wirst du geboren, wächst und schließlich bist du Bankdirektor oder Weltumseglerin. Alle Kinder werden einst erwachsen. Alle bis auf einen.“

Andreas Fröhlich, vielen bekannt als Bob Andrews aus der Hörspielserie „Die drei ???“, führt als empathischer Erzähler durch „Peter Pan“. Heraus sticht außerdem Michael Kessler, der in seine leicht quäkige Stimme auf lustige Art Hooks Wahnsinn legt, wenn er zum Beispiel singt: „Doch die Kur für meine Krankheit ist der Kopf von Peter Pan.“

Doch auch die weniger prominenten Sprecherinnen und Sprecher wie Paula Fritz, die Wendy ihre Stimme leiht, überzeugen. Kilian Land transportiert mit seiner Stimme Peters Schwanken zwischen Junge und Mann. Peter Pan ist „weder gut noch böse, weder Kind noch Mann“. Seine Ambivalenz, die in vielen anderen Bearbeitungen untergeht, kommt im Hörspiel sehr deutlich heraus und auch seine eigene Vorgeschichte wird thematisiert.

Dieses „Peter Pan“-Hörspiel ist Feenstaub für die Ohren, ein Abenteuer für die ganze Familie und jeden, der sich im Herzen noch ein Stück Nimmerland bewahrt hat.

Peter Pan. J. M. Barrie. Bearbeitung: Karlheinz Koinegg. Regie: Angeli Backhausen. SprecherInnen: Andreas Fröhlich, Kilian Land, Paula Fritz u.a. Produktion: WDR. DAV. 2018.

 

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