Für Gott und Vaterland

von | 10.05.2020 | Filme, Filmtheater

Mit dem Kriegsdrama „Hacksaw Ridge“ adaptierte Regisseur Mel Gibson 2016 das Leben des US-Soldaten Desmond Doss, der mehrere Schlachten im zweiten Weltkrieg schlug. Die Besonderheit: Doss tat dies, ohne je eine Waffe in die Hand genommen zu haben. Geschichtenerzähler Adrian war von dieser Ausgangslage fasziniert.

Desmond Doss (Andrew Garfield) wächst in einer strenggläubigen Familie auf. Diese leidet stark unter dem alkoholkranken Vater Tom (Hugo Weaving), ein Veteran des ersten Weltkriegs. Die immer wieder auftretenden Gewaltausbrüche des Vaters sorgen bei Desmond für den Entschluss, nie eine Waffe anzufassen. Dennoch meldet er sich bei der Armee. Das Festhalten an seinem pazifistischen Dogma bringt ihm dort jedoch nicht nur Freunde ein.

Blut und Schweiß

Regisseur und Schauspieler Mel Gibson gilt in der Filmbranche nicht als unumstritten. Mit „Braveheart“ bewies er 1995 sein Händchen für epochale Meisterwerke, in „Die Passion Christi“ sorgte die Verarbeitung seiner konservativen religiösen Ansichten für mehr Skandal als Erfolg. In „Hacksaw Ridge“ überrascht Mel Gibson zwar anfangs, verfällt dann aber wieder in eine masochistisch-sadistische Gewaltdarstellung.

Die erste Hälfte zeigt das Leben von Desmond in seiner Familie. Gewaltdarstellungen gibt es immer mal wieder, jedoch eskalieren diese nie zu einer Gewaltorgie. Erst ab der zweiten Hälfte des Films, sobald Doss nach Okinawa kommt, nimmt der Gewaltgrad und das Blutvergießen rasant zu. Dort sollen die US-Soldaten die namensgebende Hacksaw Ridge – eine Felsenklippe – einnehmen.

Darstellungen

Bis auf zwei Charaktere, Vater Tom und Desmond Doss selbst, ist der restliche Cast schauspielerisch eher laues Mittelfeld. Auch wenn Tom-Darsteller Hugo Weaving nur in der ersten Hälfte zu sehen ist, imponiert er mit einer grandiosen Darstellung eines verbitterten, alkoholkranken Kriegsveteranen. Andrew Garfield präsentiert seine Rolle als Desmond Doss und dessen pazifistische Einstellung authentisch und nachvollziehbar.

Ebenso spielt die Darstellung von Religion in „Hacksaw Ridge“ eine prägnante Rolle. Während Mel Gibson diese in der ersten Hälfte passend in die Geschichte miteinbaut, kommt in der zweiten Hälfte Gibsons eigener theologischer Anspruch durch. So gibt es immer wieder Szenen, in denen Desmonds Charakter beinah Jesusgleich dargestellt wird und vor allem im letzten Viertel mehr wie ein Heiliger wirkt als wie ein Mensch.

Knapp vorbei

Auch wenn Mel Gibson mit „Hacksaw Ridge“ bildtechnisch ein eindrucksvolles Werk geschaffen hat, scheitert der Film daran, in die Fußstapfen großer Anti-Kriegsfilme wie etwa „Der Soldat James Ryan“ zu treten. Zwar wird die rohe Brutalität des Krieges unangenehm gut präsentiert, jedoch büßt der Film durch eine Schwarz-weiß-Inszenierung – Amerikaner: gut, Japaner: böse – und Gibsons Drang zur Heiligendarstellung seine anfangs aufgebaute Ernsthaftigkeit ein.

Hacksaw Ridge. Regie: Mel Gibson. Drehbuch: Robert Schenkkan, Andrew Knight. Mit: Andrew Garfield, Hugo Weaving, Vince Vaughn u.a. Universum Film. USA. 2016. FSK 16.

 

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