Rassismus ist in Deutschland Alltag. Ein Satz, den niemand gerne hören oder für wahr halten möchte, aber für nicht-weiße Menschen in Deutschland ist es genau das allzu oft: Alltag. Satzhüterin Pia hat „exit Racism“, geschrieben und gelesen von Tupoka Ogette, aufmerksam gehört und viel über rassismuskritisches Denken gelernt.
Tupoka Ogette ist Trainerin und Beraterin für Rassismuskritik und Antirassismus im deutschsprachigen Raum und seit „exit Racism“ auch Autorin. Das 2020 erschienene Hörbuch hat sie selbst eingesprochen und damit ein besonders authentisches Hörerlebnis geschaffen.
Im Buch führt sie die Hörerinnen und Hörer an das Thema Rassismus heran und begleitet sie auf ihrer Reise raus aus „Happyland“. So bezeichnet die Autorin den Zustand eines Menschen, bevor er oder sie sich mit dem Thema Rassismus auseinandersetzt – denn zurück geht es nicht mehr. Ogette stellt Hintergrundwissen über die Geschichte des Rassismus‘ bereit und öffnet Stück für Stück die Augen für den strukturellen und institutionellen Rassismus, mit dem wir alle aufgewachsen sind und den wir (unbewusst) weiterleben.
Lehrreich, schmerzhaft, gut
Das Hörbuch ist sehr kurzweilig und durch unterschiedliche Stile und Textarten aufgelockert. Neben den grundlegenden Informationen gibt es zum Beispiel Übungen und weiterführende Buchempfehlungen, Artikel, Videos und Bilder (per QR-Code im Buch, per vorgelesenem Link im Hörbuch). Die Perspektive Ogettes wird durch sogenannte Rassismus-Logbücher ergänzt. Hierbei handelt es sich um (anonymisierte) Tagebucheinträge von ehemaligen Studierenden Ogettes, die über ihren eigenen Weg, ihre eigene Auseinandersetzung mit Rassismus geschrieben haben. Gelesen werden diese von anderen Sprecher:innen als Ogette.
Sich klar zu werden, wie sehr wir alle rassistisch sozialisiert sind, kann hart sein, denn oftmals sind in unseren Köpfen mit Rassist:innen die expliziten, offenen Rassist:innen des rechten politischen Lagers verknüpft. Damit konfrontiert zu werden, dass es Rassismus überall gibt und er nur allzu oft unbewusst reproduziert wird, kann eine schmerzhafte Erkenntnis sein. Hier können die Erfahrungen der Studierenden helfen, aufzuzeigen, dass man nicht allein damit ist und es andere Wege damit umzugehen gibt als ablehnende white fragility.
Kleines Hörerlebnis, große Wirkung
„Exit Racism“ ist sowohl für alle, die einen ersten Schritt hin zur rassismuskritischen Denkweise machen wollen, als auch für diejenigen, die sich bereits ausführlicher mit diesem Thema beschäftigt haben, eine wertvolle Lektüre. Ogette hat durch das Arrangement aus persönlichen Erfahrungen, allgemeinen Fakten und verschiedenen Perspektiven ein Buch geschrieben, das viel Stoff zum Nachdenken bietet. Sie gibt ihren Leser:innen Handlungsoptionen mit auf den Weg und erleichtert den Zugang zum Hinterfragen eigener und allgemeiner Denk- und Handlungsweisen. Goodbye Happyland!
Exit Racism. Tupoka Ogette. Struck & Tatze. 2020.
[tds_note]Ein Beitrag zum Themenjahr #OwnVoicesBK. Hier findet ihr alle Beiträge.[/tds_note]
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