Gut oder böse, das ist hier die Frage

von | 04.03.2017 | Digitale Spiele, Entscheidungsbasierte Spiele, Spielstraße

Eine Explosion verleiht einem Kurier Superkräfte und legt damit den Grundstein für eine neue Spezies Mensch fest: den Conduits. In den Spielen der „InFamous“-Reihe, welche 2009 startete, begleiten wir zwei dieser Conduits, Menschen mit Superkräften, auf ihrem Weg, die Welt oder seinen Stamm zu retten. Dabei haben wir die freie Wahl, ob wir der strahlende Held oder ein rücksichtsloser Rowdy sein wollen. Geschichtenerzähler Adrian hat sich die Spiele angeschaut.

Alle beginnt damit, dass der Fahrradkurier Cole MacGrath eine mysteriöse Kugel ausliefern soll. Auf halbem Weg jedoch explodiert diese Kugel, tötet eine Menge Menschen und hinterlässt einen riesigen Krater. Im Zentrum dieses Kraters befindet sich eben jener Fahrradkurier namens Cole, als einziger Überlebender der Explosion. Bald schon findet Cole heraus, dass er Elektrizität nicht nur kontrollieren, sondern auch als Waffe einsetzten kann. Erst noch komplett verunsichert, macht er sich daran, seinen Ruf zu retten, denn er wird für den Tot tausender Menschen verantwortlich gemacht. Zudem will er dem Geheimnis der „Strahlenkugel“ auf den Grund gehen.
Dabei bemerkt er, dass er nicht der Einzige zu sein scheint, der durch die Explosion Superkräfte erhalten hat. Kleine Gangs in den einzelnen Stadtteilen erstarken unter der Führung mysteriöser Anführer, welche wohl auch einen Teil der Macht erlangt haben. So kämpft Cole sich Stück für Stück durch die Stadtteile und kommt schließlich einer viel größeren Gefahr auf die Spur. Der zweite Teil von „InFamous“ führt die Geschichte rund um Cole MacGrath weiter und setzt eben an jenem Ende von „InFamous 1“ an. Nun heißt es wirklich, die Welt zu retten, denn ein gigantischer Conduit zieht eine Spur der Vernichtung durch die USA und Cole scheint der Einzige zu sein, der ihn aufhalten kann.

Einige Jahre nach dem Ende von Teil zwei setzt in „InFamous: Second Son“ die Geschichte rund um den Indianer Delsin Rowe ein. Der rebellische junge Mann findet durch den Zusammenstoß mit einem entflohenen Gefangenen heraus, dass er ein Conduit ist, der scheinbar die Kräfte von anderen Conduits, hier dem Gefangenen, kopieren kann. Dies ruft die Conduit-Jägerin Brook Augustine auf den Plan, welche Delsin zu seiner Auseinandersetzung mit dem Flüchtigen befragt. Nachdem Augustine Delsin mit ihrer Kraft, welche sie dazu befähigt, überall, auch im menschlichen Körper, Beton wachsen zu lassen, gefoltert hat, fällt dieser in Ohnmacht. Als er wieder erwacht, stellt er fest, dass er nicht nur wieder geheilt ist, sondern auch, dass Augustin weitere Menschen aus Delsins Stamm mit ihren Kräften gefoltert hat und diese nun verkrüppelt sind und im Sterben liegen. Er sieht nun die einzige Möglichkeit darin, Brook Augustine zu finden, ihr die Kräfte abzunehmen und damit seinen Stamm zu retten.

Held oder Rowdy

Neben größeren Entscheidungen kann man auch durch seine Spielweise entscheiden, ob man ein Held sein will, oder rücksichtslos an sein Ziel kommt. So kann man sich bei einer Mission, wo es Teerventile zu schließen gilt, dazu entscheiden, ob man selbst das Ventil schließt und von der giftigen Brühe geblendet wird, oder einen Passanten zu dieser Handlung zwingt. Je nach Ausrichtung feiern einen die Passanten oder nehmen verängstig Reißaus. Auch welche Fähigkeiten man zu Verfügung hat, hängt von der jeweiligen Gesinnung ab. Als Held betäubt man eher, als Rowdy richtet man möglichst viel und großflächig Schaden an.

Story und Gameplay

Im Großen und Ganzen sind die Geschichten um Cole MacGrath, Delsin Rowe und Co. spannend und actionreich erzählt. Je nachdem wie man sich entscheidet – Gut oder Böse – reagieren die Nebencharaktere auf einen und dies beeinflusst auch das Ende. Durch all die verschiedenen Möglichkeiten und Entscheidungen, welche man hat und was daraus resultiert, gibt es bei den Spielen einen hohen Wiederspielwert. Zwischensequenzen werden, wie es sich für eine Superheldengeschichte gehört, immer wieder in comicartigen Bildern erzählt und geben dem Ganzen einen gewissen Charme.
Obwohl Cole im ersten Teil noch ziemlich hölzern und emotionslos wirkt, öffnet sich sein Charakter im Folgetitel soweit, dass man diesen Typen beinah mögen könnte. Delsin wirkt Streckenweise immer mal wieder wie ein Kind in der Trotzphase. So könnte man sich hier und dort mal dabei ertappen, wie man Delsin zuruft: „Jetzt sei doch mal vernünftig!“

Vom Gameplay her fühlt sich InFamous größtenteils wunderbar an. Klettern und Kämpfen wirkt flüssig und unkompliziert. Selbst Zielen mit dem Controller ist trotz fehlendem Autoaim – das Ziel beim Zielen gleich im Fokus zu haben – unkompliziert. Es macht richtig Laune mit den Kräften herumzuhantieren und gerade als Rowdy Chaos zu stiften. Das Einzige, was mir leicht sauer aufstößt, sind die Nebenmissionen. Nicht, dass sie schlecht wären, doch wenn man zum gefühlt tausendsten Mal eine Hausfassade von schwer auffindbaren Wanzen befreit, stellt sich irgendwann die Frustration ein. Etwas Abwechslung hätte da gut getan. Zudem wirkt die Spielweise als Rowdy eher wie ein leichter Spaßmodus, da man auf nichts, wie etwa auf das Überleben von Passanten, Rücksicht nehmen muss und um einiges schneller an Stärke gewinnt.

Supergut oder Superschlecht?

„InFamous“ erzählt mal eine etwas andere Heldengeschichte. Beide Protagonisten arbeiten sich vom gefürchteten Bio-Terroristen hoch zum strahlenden Weltenretter – oder zum rücksichtslosen Chaoten, der dann schließlich auch die Welt rettet. Es ist auf jeden Fall eine Empfehlung für alle Fans von Superheldengeschichten und sorgt für mehrere Stunden Spaß. Trotz Comicgrafik stimme ich, aufgrund der Möglichkeit eines sehr rücksichtslosen Spielstils gegenüber Unschuldigen, der Altersempfehlung von 18 Jahren durch die USK zu.

InFamous. Entwickler: Sucker Punch Production. Publisher: Sony Computer Entertainment. Mai 2009. Plattform: Playstation 3 exklusiv. / InFamous 2. Entwickler: Sucker Punch Production. Publisher: Sony Computer Entertainment. Juli 2011. Plattform: Playstation 3 exklusiv. / InFamous: Second Son. Entwickler: Sucker Punch Production Publisher: Sony Computer Entertainment. März 2014. Plattform: Playstation 4 exklusiv.

Ein Beitrag in der Reihe um entscheidungsbasierte Spiele.

Bücherstadt Magazin

Bücherstadt Magazin

Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Newsletter

Erhaltet einmal im Monat News aus Bücherstadt. Mehr Informationen zum Newsletter gibt es hier.

Wir sind umgezogen!

Wir sind vor einer Weile umgezogen und müssen noch einige Kisten auspacken. Noch steht nicht alles an der richtigen Stelle. Solltet ihr etwas vermissen oder Fehler entdecken, freuen wir uns über eine Nachricht an mail@buecherstadtmagazin.de – vielen Dank!

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner