Nach „Grischa“ und „Das Lied der Krähen“ bekommt das Grischaverse durch „Die Sprache der Dornen“ einen neuen Zuwachs. Sechs Märchen, zusammengefasst zu einem wahren Meisterwerk. – Von Bücherstädterin Jasmin
Zwei ungeliebte Kinder, die im Schatten ihrer älteren Geschwister aufwachsen. Ein kluger Fuchs, der durch Listigkeit überlebt. Ein armer Junge, der Hilfe von einem Fluss bekommt und noch drei weitere Märchen aus Semeni, Rawka, Kerch und Fierda, die von Liebe, Verrat, Vorurteilen und dem Anderssein erzählen, während sie einen in eine andere Welt entführen.
Ich muss zugeben, dass ich zu Anfang etwas misstrauisch war. Der Klappentext verrät nicht viel über den Inhalt und ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, das mehrere Erzählungen beinhaltet. Da mir die „Das Lied der Krähen“-Duologie aber sehr gefallen hat, gab ich dem Buch eine Chance.
Als „Die Sprache der Dornen“ ankam, fiel mir auf, wie schön das Cover aussieht. Goldene Tiere verschönern die Ecken und beim Durchblättern fällt auf, dass sogar der Text farbig ist, die Geschichten sind abwechselnd in Rot und in Blau gedruckt. Mit knapp 280 Seiten bekommt man es leicht innerhalb ein, zwei Tagen durch. Man benötigt kein Vorwissen über das Grischaverse, da die Erzählungen nichts mit den vorherigen Büchern von Leigh Bardugo zu tun haben. Auch zwischen den einzelnen Geschichten besteht kein Zusammenhang, weshalb man sie nicht in der gedruckten Reihenfolge lesen muss.
Die Märchen sind alles andere als die typischen „Ende gut, alles gut“- und „wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“-Märchen wie zum Beispiel Rotkäppchen oder Dornröschen. Leigh Bardugo erschafft eine düstere, fast unheimliche Atmosphäre, die Leserinnen und Leser fesselt und in ihren Bann zieht. Am besten ist dann tatsächlich die Auflösung, denn es endet nie so, wie ich es vermutet habe.
Jede Geschichte ist ihre eigene kleine Welt, die mit viel Mühe und Arbeit ausgeschmückt ist und selbst wenn die eine nicht so interessant ist wie die andere, ist sie doch einzigartig, mit einem unerwarteten Ende. Man kann die Märchen als Vorlesematerial nutzen, meiner Meinung nach ist dieses Buch aber eher an ein älteres Publikum gerichtet. Mir gefällt jede dieser Geschichten besser als die Grimm-Klassiker.
Die Sprache der Dornen: Mitternachtsgeschichten. Leigh Bardugo. Übersetzung: Michelle Gyo. Knaur. 2018.
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