Im Lande Mordor, wo die Schatten drohen

von | 20.01.2017 | Digitale Spiele, Spielstraße

Mit dem Spiel „Mittelerde: Mordors Schatten“ schließt Warner Bros. die Lücke zwischen „Der Hobbit“ und „Der Herr der Ringe“. Aus der Perspektive des Waldläufers Talion erleben wir nicht nur den Beginn von Saurons Rückkehr nach Mordor, sondern gehen auch dem Ursprung des Einen Ringes auf den Grund. Geschichtenerzähler Adrian ist Talion hinter das Schwarze Tor gefolgt.

Als ein Schatten den Himmel verdunkelt, bricht die Hölle über die Waldläufer vom Schwarzen Tor herein. Angeführt von den drei schwarzen Hauptmännern – der Schwarzen Hand, dem Turm und dem Hammer – sind Saurons Legionen gekommen, um sich die Ländereien um den Schicksalsberg herum wiederzuholen. In diesem aussichtslosen Kampf muss der Waldläufer Talion erst mit ansehen, wie seine Frau und sein Sohn getötet werden, und schließlich selbst sein Leben lassen. Jedoch ist dies nicht sein Ende, denn der Geist eines mysteriösen Elben namens Celebrimbor ergreift von seinem Körper besitz und holt ihn zurück von den Toten. Angetrieben von Rachegefühlen und ausgestattet mit neuen Fähigkeiten, machen sich Talion und der Elbengeist auf, die schwarzen Hauptmänner zu stürzen und zu erfahren, was es mit dem seltsamen Pakt auf sich hat, durch den Talion wiederbelebt wurde.
Dabei stoßen sie auf mehr oder weniger zu erahnende Verbündete. So unter anderen auf die menschlichen Bewohner der Ebenen von Udûn und auf den ehemaligen Waldläufer Hirgon. Aber auch ein Ork namens Ratbag tritt an Talion heran und verspricht diesem, ihm bei seinem Feldzug zu helfen, wenn er ihm im Gegenzug beim Aufstieg innerhalb der Armee der Orks behilflich ist.

Das fehlende Stück Geschichte

Wie bereits erwähnt, füllt die Geschichte von „Mittelerde: Mordors Schatten“ die Lücke zwischen den zwei großen Tolkien-Geschichten. Durch die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Tolkien-Verfilmungen – Peter Jackson, Middle-Earth Enterprises und etwa Weta Workshop – ist dem Team von Monolith gelungen, eine fesselnde und glaubhafte Geschichte zu erzählen. Auch die Nebencharaktere, obwohl sie nicht viel Screentime haben, sind gut geschrieben und tragen zur Atmosphäre der Geschichte und dem Setting bei. Das noch nicht komplett zerstörte Land um das Schwarze Tor herum zu erkunden, sorgt für mehrere Stunden Spielspaß. Allein die Aussicht von einen der Türme über die weiten, fast malerischen Graslandschaften der Küstenregion am Núrnenmeer ist einfach schön.
Durch Sammelobjekte, wie etwa spezielle Waffen, Geschirr und Sonstigem, was in Mordor herumliegt, erfahren wir zudem noch weitere Details über das Land sowie die Menschen und Orks, die darin leben. Mit Hilfe von Gollum decken wir immer weiter die Vergangenheit des Rachegeistes Celebrimbor auf, der scheinbar mehr ist als ein einfacher Elbenkrieger.

Eine eigene Armee und das Nemesis System

Durch die Hilfe von Celebrimbor stehen Talion nicht nur die Menschen von Mordor zu Seite. Es ist ebenfalls möglich, sich innerhalb der Armee der Orks eine eigene Armee zusammenzusuchen. Mit der Fähigkeit „Brandmarken“ können wir etwa die Kontrolle über einen Feind übernehmen, ihn verhören oder eine Todesbotschaft an einen Vorgesetzten Ork überbringen. Bedrohte Orks rüsten ihre Leibwächter auf, bringen aber mehr Erfahrung und bessere Runen, mit denen man zusätzliche Fähigkeiten erhält.
Die Welt von „Mittelerde: Mordors Schatten“ wirkt sehr atmosphärisch und nachvollziehbar. Hierzu trägt das sogenannte Nemesis System bei, welches auch die Orks nicht nur wie namenloses Schlachtvieh für Talion wirken lässt. Sind wir etwa einem Ork schon einmal begegnet, wurden von ihm getötet oder haben sein Leben verschont, so erinnert sich dieser an jene Tat und trägt nebenbei vielleicht noch Narben von letzten Aufeinandertreffen mit sich.

Meucheln in Mordor

Um den Release herum hatte das Spiel den Beinamen „Assassin’s Creed: Mittelerde“, da es einige Ähnlichkeiten mit dem Meuchelspiel von Ubisoft haben sollte. Als jemand, der recht vertraut mit den Assassin’s Creed-Teilen ist, kann ich diese Bezeichnung größtenteils entkräften. Ich muss gestehen, dass etwa das Schleichen in „Mittelerde: Mordors Schatten“ um einiges besser von der Hand geht als bei Assassin’s Creed. Es ist einsteigerfreundlicher und Schleichmissionen führen nicht zu Frust, sondern fördern den Drang, es noch einmal zu probieren oder einen anderen Weg zu nehmen.
Zwar wird Talion über die Zeit etwa mit Fast-Kills – ab einem Kombo-Wert von 30 können bis zu zwei Gegner sofort getötet werden – zu einem ziemlich blutrünstigen Kämpfer, sollten die Horden an Gegnern jedoch zu groß werden (was durchaus vorkommen kann), so unterliegt er dennoch recht schnell.

Mein Fazit

Mit „Mittelerde: Mordors Schatten“ hat Entwickler Monolith ein schönes und glaubhaftes Stück Mittelerde geschaffen. Es sorgt für mehrere Stunden Spielspaß und bis auf den enttäuschenden Endkampf, welcher mit ein paar Quicktime-Events abgefrühstückt wurde, bietet es eine packende Geschichte und ein gutes Kampfsystem.
Ich empfehle jedoch die Finger von der PlayStation 3-Version zu lassen, da das Spiel dort mit matschigen Grafiken und Ladezeiten von bis zu drei Minuten eine ziemliche Katastrophe ist. Trotz der Altersempfehlung von 16 Jahren würde ich wegen des hohen Grads an Gewaltdarstellung eher zu einer Empfehlung ab 18 Jahren raten – auch wenn es „nur“ Orks sind.

Getestet auf der PlayStation 3 und der PlayStation 4.

Mittelerde: Mordors Schatten. Monolith Productions (Entwicklung). Warner Bros. Interactive (Publisher). 2014. Für PC, PS3, PS4, Xbox 360, Xbox One.

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