Welche zwei Bilderbuchheld*innen gehen durch dick und dünn, erleben in kreativen Spielsituationen große Abenteuer und machen in einem neuen Band nun Omas Garten unsicher? Na klar, Kalle und Elsa. Jenny Westin Verona und Jesús Verona erzählen in „Kalle und Elsa klettern“ wieder von Freundschaft und dem Glück in kleinen Momenten. – Von Worteweberin Annika
Nachdem sie in den vorherigen Bänden in Kalles Garten einen Wolf und ein Krokodil besiegt, mit dem Bett in den Weltraum geflogen sind und am Strand mit Riesenwellen und einem tiefen Loch zu tun hatten, verschlägt der vierte Band der Reihe um Kalle und Elsa die beiden in Omas Garten. Wie in den vorherigen Geschichten wird aus dem immersiven kindlichen Spiel eine Abenteuerhandlung entwickelt: Im Gartenschuppen finden Kalle und Elsa nämlich Zaubersamen! Und als sie diese in die Erde stecken, beginnen bald riesige Pflanzen zu wachsen – und die Kinder werden klein wie Insekten! Sie klettern, wie könnte es anders sein, die Ranken empor und machen ungewohnte Begegnungen …
Ohne Geschlechterklischees
Die Bilderbücher des Verona-Ehepaares sind für die klischeefreien und diversitätsbewussten Illustrationen und Erzählungen schon oft gelobt worden. Auch hier sind es wieder die Details, die den Unterschied machen: Gleich auf der ersten Doppelseite zeigt Jesús Verona, wie Oma souverän mit dem Akkuschrauber werkelt. Anders als in vielen Kinderbüchern über das Handwerk ist hier eine (alte!) Frau selbstverständlich auch in der Lage, Werkzeuge zu verwenden.
Natürlich sind auch die Charaktere der Figuren entsprechend der Vorgeschichten weiter klischeefrei gezeichnet: Elsa verhält sich meistens mutig, stürzt sich in Abenteuer und ist diejenige, die Kalle aus einer brenzligen Situation rettet. Kalle hingegen handelt bedachter und sucht die Sicherheit. Gekonnt wird hier das gängige Märchen-Narrativ der Jungfrau in Nöten durchbrochen.
Mit Ornament
Jesús Verona zeichnet Omas Garten mit vielen Details in bunten, satten Farben. Die natürlichen Strukturen greift er insbesondere in den Szenen auf der Zauberranke durch Ornamente auf. Um Handlungsfolgen darzustellen, werden die Figuren auf den meisten Bildern mehrmals gezeichnet. Für Kinder unter 3 Jahren nicht ganz einfach zu verstehen, aber für ältere Leser*innen ergeben sich dadurch noch mehr Situationen, die entdeckt werden wollen: So spielen Kalle und Elsa mit dem Schneckenkindergarten, sind aber auch beim Öffnen der Schuppentür zu sehen.
Besonders interessant sind die Zeichnungen, in denen die Kinder in die Insekten- und Samenwelt abtauchen. Hier gehen wir auf Augenhöhe mit den Krabbeltieren und erleben den Garten aus einer neuen Perspektive. Dabei mischen sich die fantasievolle Spielwelt und die genaue Beobachtung. Ist die Zauberranke wirklich gewachsen, oder nur eine Vorstellung der beiden Freund*innen? Wer die Illustrationen genau betrachtet, findet Hinweise und kann erkennen, woran die Spielwelt angelehnt ist. Aber auch ohne diesen analytischen Blick bietet die Bilderbuchgeschichte ein liebevolles Abenteuer im Kleinen.
Ein ungewöhnlicher Weg zur Veröffentlichung
Weil die Reihe um die beiden Kindergartenfreund*innen Kalle und Elsa in Deutschland so beliebt ist, hat die Bohem Press aus Münster sich für einen vierten Band bei den Künstler*innen starkgemacht. „Kalle und Elsa klettern“ ist jetzt in deutscher Übersetzung von Karl-Axel Daude zuerst auf Deutsch erschienen – bleibt zu hoffen, dass der schwedische Verlag und viele weitere bald nachziehen werden!
Wer die anderen Bücher um die beiden abenteuerlustigen Kinder mag, wird auch „Kalle und Elsa klettern“ lieben. Zwar haben wir Erwachsenen Situationen und Muster wiedererkannt, aber der Band erzählt doch eine ganz neue Geschichte mit liebevollen Illustrationen, und ist auch bei meinen Kindern wieder sehr beliebt.
Kalle und Elsa klettern. Text: Jenny Westin Verona. Illustration: Jesús Verona. Übersetzung: Karl-Axel Daude. Bohem Press. 2025. Ab 3 Jahren.
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