Stadtbesucherin Edith schlendert mit Anna Enquist durch die Straßen und bleibt stehen, weil das „Streichquartett“ sie zu einem Hausboot lockt.
Amsterdam. Ein Hausboot in einem der zahlreichen Kanäle bildet den Fixpunkt dieses Buches. Hier läuft alles zusammen: ein Paar – sie Ärztin, er Geigenbauer – ein Manager, eine Krankenschwester und der Direktor des Konzerthauses. Vier Personen mit sehr unterschiedlichen Lebensläufen, die sich zum Teil ein Leben lang kennen. In der Musik versuchen sie Antworten zu erhalten, sich selbst zu finden, den anderen zu begegnen und sich gegenseitig zu verstehen. Unter den anderen Protagonisten des Buches wird einem Musiker viel Raum gewidmet, den die drei Mitglieder des Quartetts noch aus ihrem Musikstudium kennen.
Im Laufe der Lektüre lernt man die verschiedenen Charaktere mit ihren teilweise sehr bedrückenden Schicksalen kennen. Die Autorin ist im Bereich Psychologie gut bewandert, das merkt man bald. Es ist nicht immer nur Wohlklang im Zusammenspiel der verschiedenen Charaktere und Stimmen im Quartett. Viele alltägliche Themen und Probleme, die alle Kulturkreise betreffen, kommen an die Oberfläche.
„Sie ist eins mit dem Klang, den sie erzeugt, und genießt das Zusammenspiel… Hierfür ist Musik gedacht, das weiß sie, Ruhe schenken, Harmonie, Frieden.“ (S. 237)
Aber im Leben geht es auch anders zu! Freundschaft, Liebe, Respekt, Hilfsbereitschaft kommen ebenso vor wie Gemeinheit, Gewalt, Hilflosigkeit, Angst, ausufernde Bürokratie. Auf die Wendung am Schluss, die im Laufe des Buches angedeutet wird, ist man auf keinen Fall vorbereitet… Wer neugierig ist, sollte das Buch auf alle Fälle lesen!
Streichquartett. Anna Enquist. Luchterhand Literaturverlag. 2015.
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