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Um Kindern den Zugang zu verschiedenen Kunstformen zu ermöglichen und sie an die Geschehnisse der Kultur heranzuführen, inszenierte das Theater Duisburg an mehreren Terminen im Frühsommer eine Kinderoper zum berühmten Märchen von Hans Christian Andersen. Bücherbändigerin Elisabeth hat sich das mit einem Testpublikum im Schlepptau angesehen und zieht nun ein Fazit.
Die Oper. Eine musikalisch-darstellerische Kunstform, die sich nicht jedem erschließt. Große klassische Stimmen, ausgedehnte Gesangsdarbietungen und langgezogene Handlungen, die nicht selten in einer Tragödie enden. Was früher die hohe Kunst betuchter und gebildeter Leute war, findet heute nur noch innerhalb eines kleinen Klientels Zuspruch. Dies mag an den opernhaften Stimmen liegen, an der klassischen „Aufmachung“, die schon ziemlich „old school“ ist oder daran, dass ein großer Teil der Gesangsstücke in französischer oder italienischer Sprache verfasst wurden. Und selbst wenn man der verwendeten Sprache mächtig war, waren die Worte dennoch wegen verschiedener Koloraturen und übermächtigem Vibrato kaum zu verstehen.
Während Erwachsene aber schon fest geprägt in ihren Geschmäckern und Vorlieben sind, haben Kinder oft noch ein offenes Ohr für Neues und nehmen viele Dinge mit anderen Augen wahr, wenn sie etwas ansprechend und verständlich finden. Dieser Aufgabe hat sich das Theater Duisburg gewidmet und setzte die Kinderoper „Die Schneekönigin“ in Szene. Das berühmte Märchen von Hans Christian Andersen ist als bildhaftes Märchen gut geeignet, um es auf die Bühne zu bringen, aber funktioniert es auch für Kinder in einem typischen Opern-Setting, wo doch auch diese oftmals Fans der „einfachen“ Unterhaltung sind?
Das Erfolgsrezept zu kreieren ist in Duisburg gelungen. Man nehme eine kindgerechte Geschichte, ausdrucksstarke Sänger, ein ansprechendes Bühnenbild und ein klein wenig Witz in die Tragik. Schon kann man Kinderherzen für sich gewinnen. Doch eines nach dem anderen.
Eine Inszenierung für Kinderaugen
In Hans Christian Andersens „Die Schneekönigin“ werden Kai und Gerda vom Schicksal heimgesucht, als ein magischer Spiegel zerbricht und je eine Scherbe in Kais Auge und Herz versinkt, weswegen dieser blind für die Schönheiten der Welt und gefühlskalt wird. Die Schneekönigin ruft ihn und holt ihn zu sich in den eisigen Palast. Angelockt von ihrem Versprechen geht er mit ihr. Gerda kann ihn nicht einfach ziehen lassen und versucht ihm zu folgen. Dabei trifft sie auf eine Krähe, ein Rentier und andere Wesen und Gestalten, die ihr auf ihrer Suche helfen. Sie gelangt zum Palast der Schneekönigin. Doch wie soll sie es schaffen, Kai zu befreien?
Die Kinderoper zeichnet sich durch ausdrucksstarke Sänger aus, die durch ihre Gestik die Kinder ansprechen und das Voranschreiten der Handlung darstellen, auch ohne die gesungenen Worte zu verstehen. Die mitlaufenden „Untertitel“ sind gerade für jüngere Kinder zu klein und zu schnell, um sie mitlesen zu können. Doch die Kinderaugen sind ohnehin so auf die Bühne fixiert, dass die Untertitel nicht von Bedeutung sind. Bildhaft wird dargestellt, wie der Spiegel zerbricht, wie Kai die Rosen erst bewundert und dann herausreißt und zertrampelt. Unterstützt wird die rasante Darstellung von klaren, sich ändernden und groß aufgemachten Bühnenbildern und Kulissen. Zudem wurde das Stück auf kinderfreundliche Zeit gekürzt und die Szenen auf kurzweilige Länge reduziert. Lange Passagen, in welchen nicht viel Handlung passierte, finden daher so gut wie gar nicht statt.
Kinder und Kultur
Dass Kindern Kultur näher gebracht werden kann, wenn die Angebote da sind, hat das Theater Duisburg mit der Kinderoper „Die Schneekönigin“ bewiesen. Zwar wird es ohne Vorbereitung und Einführung in die Kunstform Oper den jungen Zuschauern trotzdem schwer fallen, sich darauf einlassen zu können. Vielleicht wird auch nicht jeder wiederkehren oder sich dafür begeistern können. Doch das Erweitern des Horizonts und des Allgemeinwissens und die Schaffung einer ortsnahen Möglichkeit dafür, sind wichtig für Kinder und ihre Entwicklung. Das Theater Duisburg hat nach diversen Erfolgen mit anderen Familien-Aufführungen einen weiteren Schritt in diese Richtung gemacht und es wieder geschafft, eine kindgerechte Adaption eines bekannten Märchens ins Haus zu holen. Für Kinder den Zugang ins Theater öffnen – mit der Kinderoper „Die Schneekönigin“ ist dies definitiv gelungen.
„Die Schneekönigin“ von Hans-Christian Andersen, Komponist: Marius Felix Lange, Inszenierung: Johannes Schmidt, Bühnenbild und Kostüme: Tatjana Ivschina, Orchester: Duirsburger Philharmoniker unter der Leitung von Lukas Beikircher. Weitere Informationen gibt es hier.
Bilder: Hans Jörg Michel
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