Kindgerechte Action

von | 16.09.2017 | Buchpranger, Graphic Novels, Comics, Manga

Auch die DC Super Hero Girls müssen sich mit Prüfungsstress herumschlagen, während sie Superschurken bekämpfen. Wie sie das unter einen Hut bekommen, hat sich Wortklauberin Erika im 2016 veröffentlichten Comic genauer angeschaut.

Spätestens seit dem 2005 erschienenen Film „Sky High“ von Mike Mitchell aus dem Hause Disney und der TV-Serie „Smallville“ (2001-2011) ist klar, dass Superhelden auch eine Schule besuchen müssen. Umso angenehmer ist es dabei, wenn die Schule insbesondere für die besonderen Bedürfnisse von zukünftigen Heldinnen und Helden eingerichtet ist.
Nein, ausnahmsweise geht es nicht um die Schule der X-Men. Vielmehr versetzen die Texte von Shea Fontana bekannte Superheldinnen und Superhelden aus dem DC Universum zurück in die Schulzeit. Die kurz angelegten Geschichten drehen sich um das Leben und die Freundschaft von Supergirl, Batgirl, Poison Ivy, Katana, Wonder Woman (die hier noch ein Wonder Girl ist), Bumble Bee und Harley Quinn.

Kurze Geschichten, große Story

Die episodenhaft angelegten Geschichten konzentrieren sich jeweils auf eine der Superheldinnen. Während Supergirl mit ihrer Prüfungsangst umzugehen lernen muss, muss Poison Ivy nachsitzen und Katana spielt mit Beast Boy Verstecken. Doch eine nach der anderen verschwindet spurlos von der Bildfläche, und es wird klar, dass die knapp 125 Seiten Comic eine größere Geschichte verbindet. Wie kann die Stadt ohne ihre Heldinnen, die den Tag retten, den Tag überstehen? Und werden die Superheldinnen ihre Abschlussprüfungen bestehen?

Superheldinnen für junge Leserinnen und Leser

Die DC Super Hero Girls machen die Heldinnen, die momentan über die Kinoleinwände spazieren, auch für junge Leserinnen und Leser greifbar. Sie sind Heldinnen, aber sie müssen zur Schule, sie haben Angst vor Prüfungen und wünschen sich Freunde. Daneben retten sie nicht selten auch den Tag.
Diese Zugänglichkeit wird nicht zuletzt von den Zeichnungen von Yancey Labat unterstützt: Sie holt die Heldinnen heraus aus der übersexualisierten Darstellung, die nicht nur in Filmen wie „Suicide Squad“ (2016) und „Wonder Woman“ (2017) das Bild dominiert. Die Superheldinnen werden jünger, kindlicher, angezogener. Dabei bleiben ihre Heldenattribute, wie Wonder Womans goldenes Lasso, durchaus erhalten und beweisen, dass Heldinnen nicht immer knappe Kleidung tragen müssen, um den Tag zu retten.

Kindgerechte Action

Die überschaubaren Panels sparen nicht an (kindgerechter) Action. Das macht den Comic geeignet für große und kleine Comicfans und insbesondere Fans von Superheldinnen. Er lädt ein, den Tag damit zu verbringen, darin zu blättern. Auch die Übersetzung der Texte aus dem Englischen von Claudia Weber ist gelungen.
Auf eingefleischte Comic-Fans der DC-Originale mag der Comic schal wirken und gewisse Charaktere verfälschen. So wirkt es im ersten Moment etwas befremdlich, die Schurkinnen Harley Quinn und Poison Ivy in der Schule zu sehen, während sie normalerweise Batman Paroli bieten. Sie bleiben schelmisch, frech und listig, tun aber zugleich Gutes und kämpfen gegen Schurken, mit denen sie sonst zusammenarbeiten.

„DC Super Hero Girls“ bietet einen gelungenen Einstieg in die Welt der sonst dunkel gestalteten Superheldencomics. Der Band ist bewusst für junges, weibliches Publikum angelegt und spricht mit Sicherheit ein breites Publikum von Eltern und Kindern an. Ob sich nicht ein Kulturschock ergibt, wenn der Blick dann in ‚richtige‘ Superheldencomics von DC fällt, muss sich allerdings zeigen.

DC Super Hero Girls. Prüfungsstress & Superschurken. Übersetzung: Claudia Weber. Illustration: Vancey Labat. Panini. 2016.

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