Kosmischer Horror … wortwörtlich

von | 20.10.2020 | #Todesstadt, Digitale Spiele, Specials, Spielstraße

Als das Entwicklerstudio EA Redwood Shores 2008 das Sci-Fi-Horrorspiel „Dead Space“ auf den Markt brachte, wollte es damit die dichte Atmosphäre des Films „Alien“ mit dem actionorientierten Gameplay des Horrorspiels „Resident Evil 4“ kombinieren. Geschichtenerzähler Adrian sagt euch, warum dies mit Bravour gelungen ist.

Nachdem das Bergbauschiff USG Ishimura einen Notruf abgesetzt hat, wird das Team des Reparaturschiffs USG Kellion ausgeschickt, um das in Not geratene Raumschiff zu reparieren. Nach einer unvorhergesehenen Kollision sieht sich die Kellion jedoch gezwungen, auf der Ishimura notzulanden, was zu einem Totalschaden an dem Reparaturschiff führt. Die einzige Lösung für die Crew der Kellion ist nun die Instandsetzung der Ishimura.

Dies stellt sich aber schwieriger als gedacht heraus, denn kurz nachdem Isaac die Stromversorgung wieder instandgesetzt hat, greifen seltsam groteske Monster, sogenannte Necromorphs, seine Kameraden an. Anfangs nur bewaffnet mit einem Plasma-Cutter, eigentlich ein Werkzeug für den Rohstoffabbau, macht sich Isaac auf den Weg durch die engen Gänge der Ishimura, um diesem Irrsinn auf den Grund zu gehen.

Der Weg eines Spiels

Eigentlich war das Entwicklerstudio EA Redwood Shores bekannt für seine Lizenzspiele zu Filmen und Serien wie „James Bond“, „Der Pate“ oder den „Simpsons“. Jedoch bekamen sie bald Lust, an etwas anderem als Lizenzspielen zu arbeiten und wollten sich die Entwicklung eines dritten Nachfolgers von einem der wohl bekanntesten und prägensten Sci-Fi-Cyberpunk-Spiele der 90er Jahre angeln: „System Shock“. Dies gelang jedoch nicht.

Mit dem Erscheinen des vierten Teils der „Resident Evil“-Reihe kam Redwood Shores aber auf eine andere Idee und ließ von dem Plan, einen weiteren Teil von „System Shock“ zu entwickeln, ab, um sich einem eigenen Projekt zuzuwenden, welches 2008 als „Dead Space“ veröffentlicht wurde.

Weniger ist mehr

„Dead Space“ übernimmt sehr viel von seinem geistigen Vorbild „Resident Evil 4“. So etwa die enge über-die-Schulter-Position der Kamera, die den Spieler nah ans Geschehen und den Protagonisten, Isaac Clarke, heranführt. Gleichfalls das Zombie-Szenario, hier jedoch vom Mikrokosmos eines Dorfes hinein in den eines Raumschiffes.

Dennoch ergänzt „Dead Space“ einige Elemente, die für eine viel immersivere Gänsehautstimmung sorgt. Beispielsweise verzichtet das Spiel vollkommen auf ein HUD, in dem Leben, Energie und Munition angezeigt werden. Stattdessen wird Isaacs Lebensenergie auf einem Rückradähnlichen Balken auf dem Rücken seines Anzugs angezeigt und die Munition ist nur auf einem Display an der Waffe selbst zu sehen.

Leiser und lauter Horror

Ebenso wie die beklemmenden und klaustrophobischen Gänge, die mit Blut und Leichen bestückt sind, spielt auch das Sound Design stark mit der Psyche des Spielenden. Das komplette Fernbleiben von Musik verbreitet eine Stimmung des Alleinseins, jedoch signalisieren die immer wieder aufkommenden Umgebungsgeräusche das genaue Gegenteil. Irgendwo ertönt das Geräusch von Metall, das auf Metall geschlagen wird, irgendetwas krabbelt durch die Lüftungsschächte und von irgendwoher sind Schreie zu hören.

Gute Jump Scares

Obwohl man durch eben jene Geräuschkulisse in der ständigen Angst ist, dass einem gleich etwas ins Gesicht springt, hält „Dead Space“ sich stark zurück mit Horden von Gegnern, die einen durch die Gänge jagen. Stattdessen mündet jener aufgebaute Grusel in Jump-Scares, in denen man entweder kämpfen, wegrennen oder sich für eines von beidem entscheiden muss, und sorgt so nicht für Erleichterung, sondern noch mal für Herzklopfen.

Manchmal fällt die Entscheidung leicht, denn Munition für die unterschiedlichen Werkzeuge, die Isaac als Waffen gegen die anstürmenden Necromorphs benutzt, ist keine Massenware. Da überlegt man sich zweimal, ob es sich lohnt einen Gegner zu bekämpfen oder seine Munition lieber für einen anderen Kampf aufzuheben. Doch man sollte auch nicht zu knauserig sein, denn der Inventarplatz ist ebenso begrenzt und die Entscheidung, ob man nun Heilung oder Munition für die benötigte Schlüsselkarte liegen lässt, fällt nie leicht.

Unheimlich gutes Monsterdesign

Auch wenn sich „Dead Space“ von seinen Gegnern und dessen Verhalten sehr am Zombie-Genre inspirieren ließ, schafft das Spiel eine Glanzleistung, wenn es darum geht, Bekanntes neu zu interpretieren.

Die Necromorphs sind allein in ihrem Aussehen der Stoff, aus dem Alpträume sind und jede Form scheint grotesker als jene davor. Ob Humanoid mit verdrehten Gliedern und messerscharfen Zähnen und Klingen, oder groß und bullig wie ein Gorilla.

Doch wie besiegt man solche Monstrositäten? Denn wie gesagt, Munition ist rar gesät. Wer hier nicht den Funknachrichten seiner Crewmitglieder lauscht oder dem Blut an den Wänden etwas Aufmerksamkeit schenkt, wird schnell an seine Grenzen geraten. „Cut off their limbs“ – „Schneid ihnen die Gliedmaßen ab“ – steht blutig an den Wänden und diesen Rat sollte man auch befolgen. Denn hier bringen Kopfschüsse gar nichts, sondern nur das Abtrennen von Armen und Beinen.

Purer Horror

Das Spiel „Dead Space“ bietet genau das, was sich Horrorfans wünschen: Grusel, Gänsehaut, Spannung und Nervenkitzel. Es besticht nicht nur im recht unverbrauchten Setting, sondern ebenso mit frischen Gameplay- sowie Design-Ideen und einer umfassenden und packenden Hintergrundgeschichte (Lore) rund um Monster, Kulte und einem mysteriösen Artefakt, das nur „der Marker“ genannt wird.

Dead Space. Entwickler: EA Redwood Shores. Publisher: Electronic Arts. 2008. FSK 18. Erschienen auf: PS3, Xbox, Windows. Gespielt auf: PS3.

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Adrian Ziebarth

Adrian Ziebarth

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