Krankenhaushorror: „Fragile – A Ghost Story“

von | 28.10.2020 | #Todesstadt, Filme, Filmtheater, Specials

In der spanisch-englischen Co-Produktion „Fragile – A Ghost Story“, welche auch unter dem Titel „Mercy Falls – Geisterwache“ bekannt wurde, erzählt Regisseur Jaume Balagueró eine Geschichte über Wut, Besessenheit und Liebe. Geschichtenerzähler Adrian hat sich dem Horror gestellt.

Eigentlich ist die Räumung des baufälligen Kinderkrankenhauses Mercy Falls, auf den englischen Isle of Wight, schon längst überfällig. Nur im ersten Stock befinden sich noch einige Kinder, die dort als Patienten untergebracht sind. Doch je näher die baldige Auflösung des Krankenhauses kommt, desto mehr häufen sich seltsame Vorkommnisse. Dinge gehen ohne Grund zu Bruch und Geräusche sind aus dem bereits vor Jahren geschlossenen zweiten Stock zu hören. Auch Angestellte und Kinder kommen zu schaden.

In dieses Krankenhaus wird die Pflegerin Amy (Calista Flockhart) gerufen, um dort als Nachtschwester auf die Kinder aufzupassen, bis diese vor einem nahenden Sturm evakuiert werden. Während Amy sich einlebt und mit der Patientin Maggie (Yasmin Murphy) anfreundet, kommt sie Stück für Stück dem Geheimnis hinter den mysteriösen Ereignissen auf den Grund.

Horror bis in die Knochen

Der spanische Regisseur Jaume Balagueró, der mit dem Film „REC“ einige Jahre später dem Found-Footage-Genre ein Revival bescherte, schafft es, mit den schummrigen Krankenhausgängen und einer stimmungsvollen Soundkulisse eine dichte und schaurige Horroratmosphäre zu schaffen, die von dem grauen, englischen Wetter unterstützt wird.

Gerade jene ruhigen Szenen, in denen mehr die Bilder sprechen, steigt die Spannung und ein ungutes Gefühl breitet sich aus. Allein der Moment, wenn Amy unfreiwillig zum ersten Mal einen Blick auf den modrig-staubigen zweiten Stock erhascht, sorgt schon für einen unheilvollen Schauer, auch wenn dort nichts Seltsames zu sehen ist.

Atmosphärische Darstellung

Kinder in Horrorfilmen bergen häufig das Risiko, dass der für sie geschriebene Charakter für Kopfschütteln sorgt. So ist es für erwachsene Drehbuchschreibende eine Herausforderung, das Kindliche einzufangen. Balagueró, der am Schreiben des Drehbuchs beteiligt war, schafft es die Rollen der Kinder, allen voran Maggie, glaubhaft kindlich zu gestalten. Somit reißt das Auftreten der Kinder in keinem Moment aus der Atmosphäre, sondern unterstützt diese.

Figuren mit Charakter

Ebenso fügen sich die anderen Figuren passend in die Handlung ein. Angenehm ist die Menschlichkeit, die die einzelnen Charaktere transportieren. So etwa bei Amys Kollegin Helen (Elena Anaya), die anfangs eher unsympathisch, schnippisch und streng rüberkommt, was sich später als Überspielen der eigenen Angst vor den unheimlichen Vorkommnissen herausstellt. Gleichwohl bei Doktor Robert Marcus (Richard Roxburgh), der Amy seine Hilfe bei Problemen anbietet, merkt man bald schon seinen inneren Kampf an: Er kennt die Geräusche aus dem zweiten Stock, versucht diese zu rationalisieren und je näher er dem Übernatürlichen kommt, desto wütender wird er. Viele dieser Gefühlsregungen der Figuren funktionieren durch sehr wenig Exposition. Allein durch ihr Handeln und das, was sie sagen, drückt sich dies aus.

Gelungener Horror

„Fragile – A Ghost Story“ ist ein wirklich gelungener Film für Fans von Krankenhaus- sowie Bodyhorror. Sowohl atmosphärisch als auch vom Schauspielerischen her kann der Film überzeugen und baut angenehm Spannung auf, die für ein flaues Gefühl in der Magengrube sorgt.
Auf jeden Fall eine Empfehlung.

Fragile – A Ghost Story. Regisseur: Jaume Balagueró. Drehbuch: Jaume Balagueró, Jordie Galcerán. u.a. Mit: Calista Flockhart, Yasmin Murphy, Richard Roxburgh. Splendid Film GmbH. Deutschland. 2006. FSK 16.

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