Zum 65. Jubiläum von Astrid Lindgrens Lotta ist die Gesamtausgabe mit allen vier Büchern im Großformat erschienen. Zur Feier des Tages hat Lotta Seitentänzerin Michelle-Denise in die Krachmacherstraße eingeladen.
Lotta ist zwar erst fünf Jahre alt, aber laut eigener Aussage kann sie fast alles – im Geheimen. Ob Rad fahren, ihre erste eigene Wohnung beziehen oder die Rettung des Weihnachts- und Osterfests, Lotta findet tatsächlich immer einen Weg, die ihr gestellten Aufgaben zu meistern.
Ein Platz im Herzen
„Das große Buch von Lotta“ ist ein Sammelband, der die vier Bilderbücher „Lotta kann fast alles“, „Lotta zieht um“, „Na klar, Lotta kann Rad fahren“ und „Natürlich ist Lotta ein fröhliches Kind“ enthält. Protagonistin der Gesamtausgabe ist in jeder Geschichte, wie der Titel schon verrät, Lotta. Lotta lebt mit ihren älteren Geschwistern Jonas und Mia-Maria in der Krachmacherstraße in einem beschaulichen schwedischen Ort, der das ausgelassene Toben auf der Straße zulässt. Alle Geschichten spielen sich in dieser Straße ab und man begleitet Lotta circa ein Jahr, beginnend kurz vor ihrem fünften Geburtstag.
Während Jonas und Mia-Maria viel Zeit miteinander verbringen, da sie beide schon zur Schule gehen, fühlt sich Lotta meist ausgeschlossen von den beiden. Zu klein scheint die kleine Schwester zu sein, um zum Beispiel Rad zu fahren. In solchen Momenten reagiert Lotta nahezu immer trotzig und möchte ihre großen Geschwister vom Gegenteil überzeugen. Obwohl die kleine Protagonistin stets auf diese freche Art und Weise reagiert, schließt man sie doch nach wenigen Sätzen bereits ins Herz. Sie möchte als Persönlichkeit wahrgenommen werden und genauso viel können wie die anderen. Denn sie kann ja schließlich fast alles. Wenn auch nur im Geheimen. Diese Beschreibung von Lottas Fähigkeiten wird so oft wiederholt, dass sie schon wie ein Running Gag funktioniert und beim Lesen unterhält.
Unterschiedliche Zeichenstile
Abgerundet werden die Geschichten durch die Zeichnungen von Ilon Wikland, die eng mit Lindgren zusammengearbeitet und mehr als 30 ihrer Bücher illustriert hat. Auffällig ist bei diesem Sammelband, dass sich der Zeichenstil von „Natürlich ist Lotta ein fröhliches Kind“ stark von den anderen Geschichten unterscheidet. Während die restlichen Abenteuer mit klarer Linienführung und kräftigen Farben veranschaulicht werden, verwendet Wikland hier dunkle Aquarellmalereien, die teilweise leicht verschwommen wirken. Anfangs störte ich mich ein wenig an dieser bildlichen Umsetzung, da sie zu düster für ein fröhliches Kind, wie Lotta es ist, wirken und ich es schöner gefunden hätte, wenn alle Geschichten im gleichen Stil illustriert worden wären. Nach längerer Betrachtung begann ich jedoch Gefallen daran zu finden.
Einfach mal machen
Mit Lotta hat Astrid Lindgren eine charakterstarke Figur geschaffen, die man nicht so schnell vergisst. Sie lebt in ihrer eigenen Welt, in der alles möglich ist. Ein Plüschschwein ist ein Teddy und der verstaubte Dachboden von Tante Bergs Schuppen ist eine gemütliche Wohnung. Mit ihrer grenzenlosen Fantasie und ihrem starken Durchsetzungswillen ist für sie keine Aufgabe zu schwer. Einfach mal machen ist die Devise und dabei kann man in wahrsten Sinne des Wortes auch mal auf die Nase fallen. Auch wenn es weh tut, aus Fehlern, wie dem überstürzten Auszug aus der elterlichen Wohnung, kann man lernen. Lotta lehrt die kleinen und großen Leserinnen und Leser, dass man nie den Mut verlieren soll, etwas Neues zu lernen und auszuprobieren.
Das große Buch von Lotta. Astrid Lindgren. Illustrationen: Ilon Wikland. Übersetzung: Thyra Dohrenburg und Anna-Liese Kornitzky. Oetinger. 2021.
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