Märchen aus der Zaubererwelt

von | 07.06.2021 | #BKtastisch, Auditorium, Hörbücher, Specials

Während wir „Muggel“ mit Dornröschen und Co. aufwachsen, wird in der Zaubererwelt „Babbitty Rabbitty und der gackernde Baumstumpf“ vorgelesen. „Die Märchen von Beedle dem Barden“ brachte J.K. Rowling 2008 als Buch heraus. Satzhüterin Pia hat nun dem frisch erschienenen Hörbuch gelauscht.

„Die Märchen von Beedle dem Barden“ sind Leserinnen und Lesern der Harry Potter-Bände wohlbekannt. Zum Beispiel ist „Das Märchen von den drei Brüdern“ essenzieller Teil des Buches „Die Heiligtümer des Todes“. Darüber hinaus finden sich in dem Büchlein vier weitere Märchen. Sie sind allesamt nur kurz und vielleicht nicht weltbewegend. Durchaus interessant wird es aber durch die Kommentare von Albus Dumbledore, dem berühmtesten aller Schulleiter Hogwarts‘. Er hat allerlei Dinge zu den jeweiligen Märchen zu berichten – ob nun als Notiz nur für sich oder vielleicht für eine spätere Veröffentlichung, wer weiß.

Von hüpfenden Töpfen und glückverheißenden Brunnen

Den Auftakt macht die Geschichte „Der Zauberer und der hüpfende Topf“, in welcher ein kleiner vererbter Topf seinen neuen (und schlechteren) Herren zur Weißglut treibt und letztendlich dazu zwingt, Gutes zu tun (nämlich Muggeln behilflich zu sein). Dumbledores Kommentar zu diesem ersten Märchen schlägt einen Bogen von damaligen Hexenverfolgungen über eine muggelfeindliche Version des Märchens (der Topf vertilgt hier nicht-magische Menschen) bis hin zu einem Vorfahren der uns bekannten Malfoys, der schon damals zu den rassistischen magischen Menschen gehörte.

„Der Brunnen des wahren Glücks“ verspricht derjenigen Person, die in ihm badet, ebensolches zu finden: wahres Glück. Drei Hexen und ein Muggel machen sich aus unterschiedlichen Beweggründen auf den Weg zu dem Brunnen und finden ihr Glück, wenn auch nicht durch magische Kräfte des Brunnenwassers. Auch hier ist Dumbledores Kommentar aufschlussreich: So sei „Der Brunnen des wahren Glücks“ Teil der kurzen und nicht sehr ruhmreichen Theatergeschichte in Hogwarts. Eine amüsante Geschichte, die Fans der Harry Potter-Welt sicherlich erheitern dürfte.

Von haarigen Herzen und gackernden Baumstümpfen

Deutlich düsterer wird es in „Des Hexers haariges Herz“ – eine eindringliche Warnung vor schwarzer Magie. Ein junger und schöner Zauberer entfernt hierin sein Herz, um sich vor der peinlichen Abhängigkeit der Verliebten zu schützen. Das, nun ja, geht nicht sehr gut aus. Dumbledores Anmerkungen unterstreichen, dass ebendieses Streben nach Sicherheit (sich durch Magie unverwundbar zu machen) zur Selbstzerstörung führt. Stichwort: Horkruxe! Eine ebenfalls aufschlussreiche Geschichte für Liebhaberinnen und Liebhaber dieser Welt.

In „Babbitty Rabbitty und der gackernde Baumstumpf“ wird es wieder etwas lustiger: Es geht um einen törichten König, einen gerissenen Scharlatan und eine gewitzte Hexe. Der König möchte Magie erlernen (gleichwohl er eigentlich Hetzjagden auf alle magischen Menschen veranlasst), die ihm ein Betrüger vermeintlich beibringt. Als der König langsam dahinterkommt, wie lächerlich er sich macht, versucht sich sein angeblicher Lehrmeister zu retten. Dieser zieht das gackernde Waschweib Babbitty Rabbitty – ihres Zeichens eine Hexe – auf seine Seite und lässt sie die angeblichen Zauber des Königs aus einem Versteck heraus vornehmen.

Doch schließlich soll der König einen toten Hund lebendig zaubern. Das Ganze endet in einer Hetzjagd auf Babbitty, die sich, wie sich schließlich herausstellt, in ein Kaninchen verwandeln kann. Für ihre eigene Dummheit müssen die Muggel derweil teuer bezahlen (wortwörtlich, denn es ist zum Beispiel eine goldene Statue von Babbitty mit im Spiel). Zwei spannende Aspekte hebt Dumbledore in seinem Kommentar hervor: Tote können nicht wieder lebendig gemacht werden und Animagi können in ihrer Tiergestalt nicht sprechen.

Nett für Fans

Die Geschichten sind eine nette Ergänzung für Fans der Harry-Potter-Welt, mehr aber nicht. Das Hörbuch ist – genau wie das Buch – nur kurz, was auch ganz gut ist: Ganz einfach, weil es irgendwann zu anstrengend wird, den Geschichten, Kommentaren und Fußnoten gut folgen zu können. Gesprochen werden die Geschichten von unterschiedlichen Sprecherinnen und Sprechern (ebenso unterschiedlicher Qualität), während Dumbledores Kommentare immer vom selben Sprecher erzählt werden. Das erleichtert die Sache etwas, im Buch stelle ich es mir dennoch angenehmer vor.

Sprachlich und erzählerisch kommt es lange nicht an die Harry-Potter-Bände heran. Die Ausführungen Dumbledores reißen da nur wenig raus. Ich fand diese sprachlich und inhaltlich etwas schwach. Die für ein Hörbuch eher untypischen Soundeffekte weiß ich nicht so recht einzuordnen: Sind diese ernst gemeint? Dann sind sie einfach peinlich. Sollen sie den „Märchen-für-Kinder“-Charakter unterstützen? Auch dann wirken sie eher satirisch. Ein Beispiel aus dem Babbitty Rabbitty-Märchen: „daraufhin sackte auch der König auf die Knie [billig klingender Soundeffekt]“. Naaaa ja.

Als kurzweilige Unterhaltung für Fans ist das Hörbuch ganz nett, aber keinesfalls ein Muss – und zu dem Preis so oder so nur vor dem Hintergrund der Erlösspenden an die Hilfsorganisation LUMOS akzeptabel. Ich denke, ich werde mir auch einmal das Buch anschauen und dort hoffentlich an der Aufmachung mehr Gefallen finden als am Hörbuch.

Die Märchen von Beedle dem Barden. J.K. Rowling. Sprecherinnen und Sprecher: Simone Kabst, Alexander Brem, Uve Teschner u.a. Übersetzung: Klaus Fritz. Audible. 2021. BK-Altersempfehlung: Ab 10 Jahren.

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