Magical Mystery im Bürgerpark

von | 20.09.2016 | Stadtgespräch

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Wie jedes Jahr gab die Bremer Shakespeare Company auch in diesem August „Shakespeare im Park“. Bei strahlendem Sommerwetter war Worteweberin Annika mit dabei. Auf der Bühne: „Dr. Faustus“ in der Fassung von Shakespeares Zeitgenossen Christopher Marlowe aus dem Jahr 1589.

„Was wir heute geben, mal recht, mal schlecht, ist Dr. Faustus Leben“, so lautet der Einstieg in den Abend der Bremer Shakespeare Company. Dr. Faustus ist Gelehrter, doch er will noch viel mehr, denn er ist der schwarzen Kunst mit Haut und Haar verfallen. Mit dem Dämonen Mephistopheles geht er einen Packt ein, der ihm Reichtum, Macht und unendliches Wissen garantiert. Im Austausch muss Faustus seine Seele nach 24 Jahren dem Teufel übergeben. Doch: „Hätt‘ ich so viele Seelen, wie es Sterne gibt, ich gäb sie alle hin für Mephistopheles“, meint Faustus und spürt so lange keine Reue. Und lohnt sich Reue überhaupt, wo Mephisto doch zu verkünden weiß, die Hölle sei überall dort, wo wir alle sind?

Schon der Beginn vom „Dr. Faustus“ der Shakespeare Company ist musikalisch, und auch die einzelnen Szenen werden immer wieder von Liedern unterbrochen, mit Texten à la „Dance Mephisto, dance“. Nicht umsonst wird im Untertitel des Stücks „Eine clowneske Tragödie mit Musik“ angekündigt. Durch die Musik besteht für die Aufführung nie die Gefahr, in trockene Langeweile abzudriften. Auf der Bühne stehen unter anderem ein Klavier, eine Säge und eine Gitarre bereit. Die Musikerin Maria Hinze untermalt mit diesen und anderen Instrumenten die Handlung, begleitet, sorgt für die passende Stimmung oder die Furzgeräusche im richtigen Augenblick.

Heike Neugebauer zaubert ein Bühnenbild mit tollen Einfällen wie einem leuchtenden Zauberbuch und einem Dämon aus Taschenlampen, Bunsenbrenner und Stoffschlauch im Nebel. Auch die Kostüme (ebenfalls Heike Neugebauer) sind sehr gelungen und erinnern auf eine etwas abgedrehte Art an Zirkus, Pantomime und die Welt der Clowns, wirken zugleich historisch und modern. Ebenso wie die Inszenierung selbst auch: Auf eine mehr oder weniger sanfte Modernisierung haben nämlich die Macher gesetzt und so dürfen zum Beispiel auch Verweise auf modernere Wissenschaftler wie Einstein oder Hubble nicht fehlen. Und wieso auch nicht, schon 1589 hätte sich ein Faustus sicherlich darüber gefreut, an deren zukünftigen Weisheiten teilzuhaben.

Teilweise wird es sehr klamaukig auf der Bühne, wenn zum Beispiel die Todsünden Hüpfkästchen über Bananenschalen springen oder reichlich derbe Anspielungen gemacht werden. Meistens wirkt das sehr unterhaltsam und passt in die Welt aus Clowns und Teufelchen. Anderes wiederum bleibt fraglich, wie die Sinnhaftigkeit des Abschweifens ins Englische, was Faustus und Mephisto insbesondere zu Anfang viel Freude bereitet, aber dennoch vor allem seltsam wirkt. Eins kann man aber festhalten: Das Ensemble der Shakespeare Company zeigt sich bei diesem Stück rundum spielfreudig und aufgeweckt. So liefert Petra-Janina Schultz eine wunderbare Vorstellung als lasziver, teuflischer Mephisto und Markus Seuß zeigt sich als sein facettenreicher Lehrling.

Neben „Dr. Faustus“ werden jeden Sommer auch andere Stücke im Park gezeigt. Hier herrscht immer eine besondere Stimmung: In der Sommerluft mischen sich die Gerüche von Sonnencreme, Bratwürstchen und frisch gemähtem Gras. Auf der gesamten Melcherwiese sind Stühle und Decken ausgebreitet. Ab und zu kommt auf dem Fluss hinter der Bühne ein Boot vorbei, und die Leute darauf recken die Hälse, um einen Blick auf die Schauspieler zu erhaschen. Das macht „Shakespeare im Park“ zu einer besonders tollen Theatererfahrung.

Übersetzung: Rainer Iwersen. Regie: Johanna Schall, Dramaturgie: Grit van Dyk. Ensemble der Shakespeare Company: Tobias Dürr, Peter Lüchinger, Theresa Rose, Erik Roßbander, Petra-Janina Schultz, Markus Seuß.

Fotos: Annika

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