Mein Leben als Suchmaschine

von | 29.04.2015 | Belletristik, Buchpranger

Da ist er wieder, der Horst. Horst Evers, der Berliner Geschichtenerzähler, der schon seit Jahrzehnten, Generationen mit seinen Wortklaubereien und seiner Berliner Schnauze begeistert und unterhält. Auf dem Tisch liegt das verschlungene Buch „Mein Leben als Suchmaschine“. 

Aufgebaut ist das Buch in mehrere kleine Geschichten, die in sich abgeschlossen sind und manchmal als Sidegag in einer späteren fungieren. Das lässt das gesamte Buch irgendwie als Einheit erscheinen und stimmig, obwohl jede einzelne Erzählung maximal fünf Seiten beherbergt. Es sind kurze alltägliche Situationen, die er aufgreift und einfach mal die richtigen Fragen oder Gedanken an falscher Stelle raus lässt. Oder umgekehrt? Zumindest ist es selten ersichtlich, auf was er eigentlich hinaus möchte und kommt dann mit etwas um die Ecke, bei dem man sich das Schmunzeln nicht verkneifen kann.
Gewisse soziale Aspekte oder soziale Strukturen, die vor allem in Berlin, der sozialen Experimentenstadt Deutschlands, an absurdum geführt werden, greift er gekonnt auf und überspitzt sie spielerisch – jedoch immer auf eine sehr bodenständige Art und Sprache. Ja sogar die Gedankensprünge fühlen sich eher wie kindliches Seilspringen an und erlauben es, den Anschluss zu behalten.

Es ist schön zu sehen, wie er die Welt durchleuchtet und Selbstverständliches oder Situationen, die wir alle schon mal erlebt haben, mit einer anderen Perspektive belegt. So ist es kaum unerwartet, dass man beim Bäcker die Brötchen von morgens zum halben Preis heute schon vorbestellen kann, jedoch mit dem Vorzug, sie sofort abholen zu dürfen. Ein wenig seltsam sind diese Experimente schon. Dennoch würde man so liebevoll, wie er sie erzählt, nie daran glauben, dass es nicht genauso passiert ist.
Und so stellt man sich vielleicht selbst beim Bäcker seines Vertrauens die Frage, sofern eine neue Verkäuferin an der Kasse ist, warum das eigentlich nicht funktionieren sollte. Denn schließlich funktioniert es bei Horst Evers ja auch. Es funktioniert mit 160 Seiten und auf ganzer Linie.

Diungo

Mein Leben als Suchmaschine, Horst Evers, Rowohlt, 2010
Horst Evers: Die Welt ist nicht immer Freitag

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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