Im Juni haben Zeichensetzerin Alexa und Geschichtenerzähler Adrian „Die Reise zur geheimnisvollen Insel“ geschaut und sie sind sich einig: Dieser Film gehört nicht zu denen, die man unbedingt gesehen haben muss.
Zeichensetzerin Alexa: „Die Reise zur geheimnisvollen Insel“ ist die Fortsetzung des Films „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“, kann aber auch als alleinstehender Film geschaut werden. In diesem begeben sich Hank Pasons und sein Stiefsohn Sean Anderson auf die Suche nach der geheimnisvollen Insel, auf der sich Seans verschollener Großvater aufhalten soll. Unterwegs begegnen sie Kailani und ihrem Vater, die sie nach einer Bruchlandung auf der Insel unfreiwillig begleiten. Hier beginnt das große Abenteuer.
„Die Reise zur geheimnisvollen Insel“ ist wie eine Collage aus unzähligen Klischees, abgedroschenen Dialogen und albernen, teils peinlichen Witzen. Der Film wirkt dadurch zu bemüht. Insgesamt ist der 2012 erschienene Film schlecht gealtert, vor allem was die Figurenkonstellation und ihre stereotypisierten Rollen betrifft: Ein Mädchen, das heldenhaft von einem Jungen gerettet werden muss, Charaktere mit Migrationshintergrund, die sich kaum etwas leisten können (hier geht es um den weiteren Bildungsweg von Kailani), der Stiefvater, der nicht als Vater akzeptiert wird … Lediglich Hanks Umgang mit Kritik ist mir positiv in Erinnerung geblieben. Wie er einfach alles mit Humor nimmt, ist beeindruckend und sympathisch. Das allein reicht jedoch nicht für eine Empfehlung aus; „Die Reise zur geheimnisvollen Insel“ ist ein Abenteuerfilm ohne Anspruch und Tiefgang, der weder ästhetisch noch inhaltlich zu überzeugen weiß.
Geschichtenerzähler Adrian: Auch wenn „Die Reise zur Geheimnisvollen Insel“ aus dem Jahr 2012 die Fortsetzung zum 2008er-Film „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ ist, muss man den Vorgänger nicht gesehen haben, um diesen Film zu verstehen. Um genau zu sein, ist es noch nicht einmal schlimm „Die Reise zur geheimnisvollen Insel“ auch nicht gesehen zu haben, da er zu wenig zu bieten hat, um im Gedächtnis zu bleiben. Die Hauptrolle übernimmt hier erneut Josh Hutchersons sowie zusätzlich sein Stiefvater Hank, gespielt von gute-Laune-Muskelpaket Dwayne Johnson. Positiv an dem Film ist Johnson selbst, dem man anmerkt, dass er einigen Spaß an seiner Rolle hatte. Ebenso spielfreudig kommt Luis Guzman rüber, der den Vater von Seans love interest Kailani (Vanessa Hudgens) mimt. Beide Vaterrollen sind sympathisch und ihre Motive sowie Sorgen für ihre (Zieh-)Kinder sind für die Zuschauenden nachvollziehbar.
Jedoch hört es hier schon mit den positiven Seiten auf. Während Hank sich stets darum bemüht, für Sean eine sowohl harte aber auch herzliche Vaterfigur zu sein, ist dieser einfach nur unerträglich arrogant und kindisch. Somit kommt kaum bis gar keine Sympathie für seinen Charakter auf. Sein Handeln und Verhalten sorgt einzig für genervtes Augenrollen. Und wenn man denkt, schlimmer kann es nicht werden, taucht auch noch Seans Opa Alexander auf, verkörpert von Micheal Caine. Ob Caine die Gage für diese Film wirklich nötig hatte, ist zu bezweifeln. Alexander steht seinem Enkel in ekelhafter Arroganz in nichts nach und der Schlagabtausch zwischen Alexander und Hank ist meist eher peinlich und unangenehm anstatt witzig. Über solch unsympathische Charaktere täuscht auch die späte Einsicht der beiden nicht hinweg.
Neben den Charakteren zeigt sich „Die Reise zur geheimnisvollen Insel“ auch optisch nicht wirklich von seiner besten Seite. Bestimmt gibt es so viele schöne und passende Dschungel auf der Welt, an denen man diesen Film hätte drehen können, jedoch entschied man sich schließlich für den Greenscreen. Allein dem Flug im Hubschrauber sieht man an, dass es sich um einen Simulator handelt. Schließlich ist es nahezu unmöglich, sich ohne Kopfhörer in einem fliegenden Hubschrauber zu verständigen, geschweige denn mitten in einem Sturm. Ab diesem Moment geht es dann mit einer glaubhaften Umgebung komplett bergab und sobald die Szene kommt, in dem unsere Helden auf riesigen Bienen reiten, ist es vorbei.
Wie bereits erwähnt ist es nicht unbedingt notwendig, „Die Reise zur geheimnisvollen Insel“ gesehen zu haben. Es ist ein offensichtlicher Cashgrab für die Schauspieler*innen, um ihre Miete und ihren Lebensunterhalt zu bezahlen sowie für das Studio. Hier hat man eine wunderbare Geschichte von Jules Vernes als Grundlage genommen und ein liebloses Stück Film draufgeklatscht.
Wem ich diesen Film trotz allem empfehlen kann? Niemandem. Wer gerne Abenteuerfilme guckt, hat genug großartige Auswahl. Schaut „Indianer Jones“ 1-3, „Die Mumie“ (1999), „Jurassic Park“, „Fluch der Karibik“ 1-3 und viele mehr. Wenn es sein soll, auch gerne zum x-ten Mal. Nach diesem Film gebe ich sogar offen zu, dass es einen vierten Teil von „Indiana Jones“ gibt und der sehenswerter ist, als diese Verschwendung von Lebenszeit.
Die Reise zur geheimnisvollen Insel. Regie: Brad Peyton. Drehbuch: Mark Gunn. Mit Josh Hutcherson, Dwayne Johnson & Michael Caine. New Line Cinema. USA. 2012. FSK 6.
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