Unser Meinungstheater im Dezember dreht sich um einen Film, der zumindest auch an Weihnachten spielt: Zeichensetzerin Alexa, Geschichtenzeichnerin Celina, Satzhüterin Pia, Worteweberin Annika und Seitentänzerin Michelle-Denise haben sich „Holidate“ (2020) angesehen – und sehr unterschiedliche Meinungen.
Zeichensetzerin Alexa: Sloane ist Single und hat kein Problem damit. Wäre da nicht ihre Familie, die es nicht lassen kann, sie auf ihren Beziehungsstatus zu reduzieren und sie deswegen ständig zu kritisieren. Anscheinend sind alle Familienmitglieder – und insbesondere die Mutter – der Meinung, dass eine Frau einen Mann braucht, um glücklich zu sein. Diese absurde Vorstellung wird im Film noch auf die Spitze getrieben durch Dialoge, in denen es einzig darum geht, wie schrecklich es sein muss, Single zu sein. Auf derartige Gespräche und nervigen Kommentare hat Sloane verständlicherweise keine Lust mehr und beschließt, das Angebot von Jackson, den sie zufällig beim Umtauschen der Weihnachtsgeschenke getroffen hat, anzunehmen: Fortan wollen sie die Feiertage als „Holidate“ gemeinsam verbringen, um sich keine Sprüche über eine fehlende Begleitung anhören zu müssen.
Es folgen Partyszenen und witzige Situationen, in denen sich die beiden nicht nur näher kennenlernen, sondern auch körperlich näher kommen. Und dann kommt, was bei einer romantischen Komödie kommen muss: Sloane und Jackson entwickeln Gefühle füreinander. Wie die Geschichte ausgeht, ist eigentlich schon zu Beginn klar. Jeder Schritt ist vorhersehbar klischeehaft. Das macht aber nichts. Der Film ist trotzdem durchgehend unterhaltsam und schafft es, Emotionen zu wecken. Schade nur, dass am Ende genau das bestätigt wird, was Sloanes Familie die ganze Zeit über predigt: Glücklich wird man nur in einer Beziehung.
Geschichtenzeichnerin Celina: Ich möchte mich meiner Vorrednerin anschließen: Sie bringt die Geschichte des Films auf den Punkt. Hinzufügen möchte ich, dass der Film oberflächlich und glatt ist, und dem entsprecht keine Tiefe besitzt. Es wird eine heile und perfekte Welt dargestellt, in der niemand Probleme hat: seinen es finanzielle oder gesundheitliche. So eine Welt gibt es nicht! Ebenso verhält es sich damit, dass keine Konflikte ausgetragen werden. Wenn nur der Hauch einer Diskussion, beispielsweise zum Thema Fremdgehen, in der Luft liegt, wird dieser einfach übergangen, da das scheinbar in die perfektionierte Friede-Freude-Eierkuchen-Welt nicht passt. Vom Unterhaltungswert her werden hier und da nette Gags und Pannen gezeigt, über die man sich lustig machen kann. Kitschig ist vor allem, dass der Film in einem Happy End gipfelt, das nicht vorhersehbarer sein könnte.
Satzhüterin Pia: Romantisch-vorhersehbare Rom-Coms sind eigentlich nicht meine erste Wahl für einen Filmabend, aber für das Meinungstheater haben Wortspieler Nico und ich mal eine Ausnahme gemacht und uns „Holidate“ angesehen. Dank der durchaus sympathischen Hauptfigur Sloane (Emma Roberts) und den hier und da amüsanten Gags hat der Film für nette Unterhaltung gesorgt, kann damit aber nicht darüber hinwegtragen, wie oberflächlich und teilweise auch problematisch die ein oder andere Trope im Film ist. Alleine diese Mutter, ich hätte sie durch den Fernseher ziehen können! Es ist klischeehaft und damit reichlich ermüdend, wenn es um die dargestellten Frauen- und Männerbilder geht. Schön war aber, wie Sloane und Jackson sich erst einmal anfreunden, ehe es kommt, wie es kommen muss. Mein Bedarf an unrealistisch-überspitzen romantischen Komödien ist damit aber bis zum nächsten kitschigen Meinungstheater erstmal wieder gedeckt.
Worteweberin Annika: Eine romantische Komödie gehört für mich fest zur Vorweihnachtszeit dazu, nämlich „Tatsächlich Liebe“. „Holidate“ hingehen ist kein expliziter Weihnachtsfilm, sondern beginnt nur am Fest der Liebe. Und im Gegensatz zu „Tatsächlich Liebe“ propagiert diese Komödie nur eine einzige Art der Liebe: die glückliche romantische Liebe zwischen Mann und Frau. Dass es natürlich noch andere Spielarten gibt und viele Menschen auch ohne Partner*in glücklich sind, spielt keine Rolle. Hier findet zum Glück ja am Ende jedes Töpfchen sein Deckelchen, alle Beziehungsprobleme in den Ehen von Sloanes Geschwistern lösen sich in Wohlgefallen auf. Das alles fand ich reichlich platt und habe des Öfteren überlegt, unzuschalten. Für mich haben dann auch die vielen Witze unterhalb der Gürtellinie nicht wirklich gezündet. Das Genre hat sehr viel mehr zu bieten als „Holidate“, Weihnachten hin oder her.
Seitentänzerin Michelle-Denise: Ich habe ein absolutes Faible für romantische Weihnachtsfilme. Ruhig, besinnlich, gerne mit dramatischen Wendungen, aber unbedingt mit einem schönen Happy End und einer Botschaft. Als „Holidate“ ausgelost wurde, habe ich mich genau auf eine solche Art von Film eingestellt. Leider war ich schon nach wenigen Minuten enttäuscht und habe nach exakt 20 Minuten den Film genervt abgeschaltet und direkt von der Wiedergabeliste gelöscht. Die Idee des Films wirkte zunächst ganz interessant: Sloane und Jackson daten sich fest und dennoch unverbindlich für die Feiertage, um diese nicht alleine meistern zu müssen. Bei der Umsetzung der Geschichte hapert es jedoch an allen Ecken und Kanten. Die Dialoge sind plump und platt. Selbst die Witze sind einfach nur vulgär und haben mich schlichtweg genervt. Eine typische, vollkommen überzogene, amerikanische Komödie, die mich kein bisschen unterhalten hat und streng genommen auch kein Weihnachtsfilm ist.
Holidate. Regie: John Whitesell. Drehbuch: Tiffany Paulsen. Mit: Emma Roberts, Luke Bracey, Andrew Bachelor u.a. USA. 2020. FSK 12.
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