In gewisser Weise sind meine Tochter und ich in einer ähnlichen Situation: Während sie fleißig sprechen lernt, lerne ich (weit weniger fleißig) die schwedische Sprache. Und dank Büchern wie „Min stora bok om fordon“ lässt sich beides gut verbinden. „Jättebra“, finde ich! – Von Satzhüterin Pia
Ich gebe zu: Ich bringe derart viele neue Bücher nur teilweise deswegen ins Leben meiner Tochter, um ihr Abwechslung und Horizonterweiterung zu verschaffen. Vor allem aber ist es mir schlichtweg zu langweilig, drölfzigmal dieselben Bücher durchzublättern oder vorzulesen. Und: Da ich mit meiner Vollzeitarbeit und dem Alltag mit Kleinkind kaum dazu komme, eigene Hobbys zu pflegen, versuche ich Dinge zu kombinieren. Kinderbücher auf Schwedisch zu lesen zum Beispiel.
„Lastbilar, långtradare, husbilar – känner du till fordonen?“
Das Fahrzeuge-Buch „Min stora bok om fordon“ ist wörtlich übersetzt „Mein großes Buch über Fahrzeuge“ – und ursprünglich ein im S. Fischer-Verlag erschienenes Pappbilderbuch mit dem Titel „Auto, Traktor, Bagger, Kran. Das große Fahrzeugbuch“. Das habe ich erst beim Schreiben dieses Textes herausgefunden und musste sehr darüber schmunzeln.
Während sich meine Tochter über Autos, Motorräder, Bagger, Farben und einfach alles weitere, was sie so entdecken kann, freut, übe ich mich an Fahrzeug-Vokabular und einfachen Sätzen auf Schwedisch. Die wimmeligeren Doppelseiten werden mit kleinen Textchen begleitet, während andere Doppelseiten die Fahrzeugtypen in einer thematisch passenden Übersicht zeigen und durch die schwedischen Namen begleitet werden. Solange es nicht allzu spezielles Fahrzeugwissen erfordert, kann ich mir die Begriffe wunderbar herleiten oder sie für meine Tochter übersetzen (also kein Problem, solange sie nicht lesen kann).
„Efter ovädret“ – Nach dem Unwetter
Die Doppelseiten werfen zum Beispiel einen Blick auf eine Autobahn mit Unfall, Stau und Arbeiten am Grünstreifen, auf eine Baustelle, eine Bauernhofszene oder auch eine Aufräumaktion der Feuerwehr nach einem Unwetter. So wird alles ein bisschen geschichtlich verortet und in einen Kontext gesetzt.
Das ganze Buch ist nett gemacht, kurzweilig und, nun ja, eben ein Buch über Fahrzeuge für (kleine) Kinder. Dabei ist es – einmal mehr – eine komplett weiße Sicht auf die Welt, denn alle zu entdeckenden Personen können nur weiß gelesen werden, keine Schwarzen Menschen oder andere People of Colour werden gezeigt. Behinderte Menschen sucht man ebenfalls vergeblich. Hier hoffe ich inständig auf mehr Sichtbarkeit diverserer Lebensrealitäten. Außerdem werden überwiegend Männer in den Fahrzeugen gezeigt und nur wenige Frauen. Aber immerhin: eine sitzt in einem Laster auf der Baustellen-Seite, eine fährt einen großen Mähdrescher und eine fährt ein Löschfahrzeug. Nur kann man sie leider zu leicht aufzählen, da ist eindeutig Luft nach oben!
Min stora bok om fordon. Christina Braun. Illustrationen: Niklas Böwer. Lind&Co. 2021.
[tds_note]Ein Beitrag zur Wimmelbuchwoche. Hier findet ihr alle Beiträge.[/tds_note]
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