„Blätterrauschen“ verlässt die Grenzen action-basierter Science-Fiction und wartet mit guten Charakteren, spannenden Wendepunkten und ernsten Gedanken auf. Ein Jugendbuch, das sich erfreulicherweise an kein bestimmtes Geschlecht richtet.
Es ist überraschend, dass ein Buch mal nicht durch seinen Titel verrät, welchem Genre es zugehört. Bei einem flüchtigen Blick auf den Einband sind es zuerst die Kinder im Schaufenster einer Buchhandlung, die ins Auge fallen. Also ein Buch über Kinder und Bücher? Nun, ganz falsch ist das nicht. Denn im Laufe der Handlung geht es immer mal wieder um Bücher und Geschichten.
Aber eigentlich ist „Blätterrauschen“ ein Science-Fiction-Roman für jüngere Jugendliche ab etwa 10 – 12 Jahren. Oliver, Iris und Rosa sind Mitglieder des Leseclubs der Buchhandlung Blätterrauschen. An einem stürmischen Tag klopft plötzlich ein seltsamer Junge an die Hintertür. Nach und nach begreifen die drei, dass der Junge, gar nicht verrückt ist, sondern aus der Zukunft kommt. Bevor sie wirklich darüber nachdenken können, stecken sie schon mitten in den Problemen der zukünftigen Gesellschaft und erfahren eine schreckliche Wahrheit über das, was ihnen bevorsteht, wenn sie wieder in ihre eigene Zeit zurückkehren…
Zuerst erscheinen die Protagonisten wie das klassische Kinderbuchtrio: ein normaler, fast langweiliger Junge, eine zickige Schönheit und ein nerviges, wissensdurstiges Mädchen. Zum Glück entwickeln sich die Figuren und zeigen mehr Charakter, sodass sie am Ende weniger klischeehaft und um einiges sympathischer sind.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist die häufige Einbindung von englischen Sätzen und Wörtern, was einerseits Sinn ergibt, da die Menschen der Zukunft bei Rahlens eigentlich Englisch sprechen. Andererseits erfordert es aber auch einige Erklärungen. Außerdem müssen auch die zukünftige Gesellschaft und die Funktionsweise von Zeitreisen erläutert werden. Insgesamt gesehen hält sich die Anzahl der Erklärungen aber in Grenzen und ist der Zielgruppe angemessen. Erste Englischkenntnisse sind beim Lesen aber nicht verkehrt.
Die Geschichte ist fesselnd und schneidet ungewohnt ernste Themen für ein Jugendbuch an. Nicht nur geraten die Protagonisten in Lebensgefahr, sondern müssen auch eine Entscheidung treffen, die schlussendlich niemals zu einem wahren Happy End für die Lesenden führen kann. Zum Glück weiß das Holly-Jane Rahlens und rettet, was zu retten ist. Am Ende kann man damit leben, muss aber noch ein wenig darüber nachdenken. Gerade deswegen ist „Blätterrauschen“ auf eine eigene, angenehme Weise beeindruckend.
Blätterrauschen, Holly-Jane Rahlens, Ulrike Wasel (Übersetzerin),
Klaus Timmermann (Übersetzer), Rowohlt Verlag, 2015
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