Zum Thema Umwelt und Natur gibt es für Kinder nicht nur viele Sachbücher, auch im erzählenden Bilderbuch können junge Leserinnen und Leser mehr über unsere Erde, den Klimawandel und die Umweltverschmutzung erfahren. Worteweberin Annika hat sich drei aktuelle Beispiele genauer angesehen.
Sauschlecht fürs Klima
In ihrem Bilderbuch „Die Klimaschweine“ projizieren Julia Neuhaus und Till Penzek unsere Wegwerfgesellschaft und den Klimawandel auf Schweine und Pinguine, denen bald das Wasser bis zum Halse steht. Die Schweine wollen nämlich immer mehr haben, fliegen mit Flugzeugen und blasen viele Klimagase in die Luft. Kein Wunder, dass am Südpol Eisschollen und Himbeereis am Stiel schmelzen. Der Pinguinprofessor hat zwar direkt eine Erklärung parat, doch als er und seine Freunde nach Schweineland reisen, hört ihnen niemand zu. Es dauert eine Weile, bis immer mehr Schweine mit den Pinguinen zusammen für eine bessere Welt eintreten.
„Alte Gewohnheiten zu verändern, ist sehr unangenehm. Aber jeder Einzelne von euch kann etwas tun!“
Auf großen Schautafeln erklärt der Pinguinprofessor in Illustrationen den durch Treibhausgase ausgelösten Klimawandel und was jeder von uns dagegen tun kann. So werden in die Geschichte um die Schweine und die Pinguine auch Fakten eingebunden, die ein weiteres Gespräch mit Kindern begleiten können. Besonders toll sind in diesem Bilderbuch außerdem die knalligen Illustrationen im Stil von Collagen. So bedrückend die erzählte Geschichte auch ist, die Bilder können immer wieder auch zum Schmunzeln einladen – Kinder durch komische Situationen, Erwachsene durch den Zerrspiegel, der unserer Gesellschaft vorgehalten wird. Sei es, indem man mit Fridays for Future auf die Straßen geht, regionales Obst und Gemüse kauft oder den öffentlichen Nahverkehr nutzt – „Die Klimaschweine“ ist ein starker Handlungsappell!
Verliebt in die Erde
„Meine Freundin Erde“ von Patricia MacLachlan und Francesca Sanna ist inhaltlich das genaue Gegenteil von „Die Klimaschweine“, aber ebenfalls ein echter Bilderbuchschatz: Hier wird unser Plant liebevoll vorgestellt. Wir begleiten unsere Freundin Erde, ein kleines dunkelhäutiges Mädchen, durch die Jahreszeiten, Klimazonen und Lebensräume. Das Mädchen beobachtet, unterstützt und beschützt die unterschiedlichen Tiere, pflegt die Landschaften und sorgt für das Wetter. Diese Liebeserklärung in Wort und Bild führt uns die Vielfalt unserer Erde vor Augen – und ohne dass die Bedrohung der Umwelt benannt werden müsste, wird die Lust darauf geweckt, den Planeten zu bewahren wie das kleine Mädchen.
„Sie führt die Schimpansin zum Nest für die Nacht und das Zebrakind zur richtigen Mutter inmitten Hunderter von Müttern, die alle schwarz-weiß gestreift sind.“
Patricia MacLachlans Text ist in der Übersetzung von Thomas Bodmer poetisch und angenehm ruhig. Auch die Illustrationen von Francesca Sanna laden zum Schwelgen ein: Auf farblich harmonischen Lasercut-Seiten präsentiert sie die Vielfalt des Planeten. Durch die ausgeschnittenen Formen lassen sich immer wieder neue Details entdecken. So ist „Meine Freundin Erde“ ein wundervolles Gesamtkunstwerk geworden, das auch dazu einlädt, sich über die Bedrohung der dargestellten Schönheit auszutauschen. Die Widmung „Für alle Kinder, die unsere Freundin Erde lieben und für sie kämpfen“ weist bereits darauf hin.
Nur ein Plastiktrinkhalm?
Jack liebt das Meer. Doch nachdem ihm beim Picknicken auf dem Boot ein kleiner Plastiktrinkhalm ins Wasser gefallen ist, verschwindet das Meer einfach. Jack möchte der Sache auf den Grund gehen. Schnell ist ihm klar, dass die Verschmutzung die künstliche Ebbe ausgelöst hat: Der Meeresgrund ist überflutet mit Plastiktüten, -ringen, -netzen… und Trinkhalmen! Darunter leiden die Tiere – Schildkröten, Wale, Möwen – und auch eine Meerjungfrau. Aber vielleicht kann Jack das Meer zurückholen und von nun an besser schützen?
„Der Tag, an dem das Meer verschwand“ von Sam Haynes schildert eindrücklich die Gefahren von Plastik in unseren Ozeanen. Die Schicksale der Meeresbewohner machen betroffen. Durch die sich wiederholenden Sätze bei den einzelnen Begegnungen können Kinder der Geschichte gut folgen – das Prinzip erinnert etwas an den kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat. Die Illustrationen von Jago spielen mit Gelb-Blau-Kontrasten und wirken ansprechend.
Das Bilderbuch entstand auf Initiative des Autoherstellers Volvo. Dass die Geschichte um Jack konstruiert und etwas unlogisch wirkt – aus Jacks Strohhalm tropft am Ende das Wasser zurück ins Meer? –, mag für Kinder nicht störend sein, sich aber durch die Auftragsarbeit erklären lassen. Die Botschaft des Bilderbuches ist dennoch eine positive und den Leserinnen und Lesern werden im Anschluss an die Geschichte sogar direkt Vorschläge an die Hand gegeben, mit denen sie Müll vermeiden können. Das Bilderbuch ist dadurch durchaus geeignet, um mit Kindern über Umweltverschmutzung ins Gespräch zu kommen, allerdings kein ganz großes Highlight.
- Die Klimaschweine. Text: Till Penzek. Illustration: Julia Neuhaus. Kunstanstifter. 2020. BK-Altersempfehlung: Ab 5 Jahren.
- Meine Freundin Erde. Text: Patricia MacLachlan. Illustration: Francesca Sanna. Aus dem Englischen von Thomas Bodmer. NordSüd. 2020. Ab 4 Jahren.
- Der Tag, an dem das Meer verschwand. Text: Sam Haynes. Illustration: Jago. Aus dem Englischen von Gundula Müller-Wallraf. Knesebeck. 2020. Ab 5 Jahren.
[tds_note]Ein Beitrag zum Special #BKUmwelt. Hier findet ihr alle Beiträge.
Illustration: Satzhüterin Pia[/tds_note]
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