Wenn die Blätter der Baumkronen sich lichten und der erste Frost im Wald Einzug erhält, ziehen sich einige Tiere zum Winterschlaf in ihre Höhlen zurück. So auch der Braunbär Bruno und seine Familie. Büchertänzerin Michelle-Denise hat sich gemeinsam mit ihm neun Gute-Nacht-Geschichten vorlesen lassen und wurde auch sehr müde.
Der kleine Bär Bruno spielt gerade im Wald, als die ersten Schneeflocken leise fallen. Nur kurze Zeit später ruft ihn seine Mama nach Hause. Es ist Zeit schlafen zu gehen, denn zwischen Oktober und Dezember begeben sich Braunbären in Winterruhe. Eingekuschelt in seinem Bettchen in der Bärenhöhle lauscht Bruno nun aufmerksam den vielen schönen Geschichten seiner Mama, die ihm das Einschlafen versüßen sollen.
Lehrreich und unterhaltsam einschlafen
Bereits das Cover überzeugt durch eine schöne Waldszenerie mit zwei Bären. Man erkennt direkt den unverwechselbaren Zeichenstil von Hans de Beer, der auch der Schöpfer des kleinen Eisbären Lars ist. Bruno sieht tatsächlich wie das braune Pendant zum weiß bepelzten Lars aus. Allein durch die niedliche Optik schließt man ihn schon direkt ins Herz und verfolgt nur allzu gern die Erzählungen.
Das Buch besteht aus einer Rahmenhandlung, die sich mit dem Winterschlaf des Bären Bruno befasst, und den neun einzelnen Gute-Nacht-Geschichten, die Mama Bär ihrem Sohn vorliest.
Die einzelnen Gute-Nacht-Geschichten sind in sich abgeschlossen. Sie sind in Gedichtform in Kreuz- und Paarreimen verfasst und dadurch beim Vorlesen besonders eingängig. Man kann das Buch ohne Probleme aufteilen und jeden Abend eine andere Geschichte zum Schlafen vorlesen.
Besonders schön empfinde ich, dass die Texte unterschiedliche Botschaften vermitteln. Es gibt nicht nur lehrreiche Texte (man steckt sich keinen Finger in die Nase), sondern auch Geschichten über Träume, die in Erfüllung gehen oder eben nicht, wodurch man dennoch über Umwege viel glücklicher wird als zuvor erträumt.
Ob ein Elefant, dem keine Badehose passt, aber der doch so gerne im Meer baden möchte oder ein Tapir, das sich trotz Ermahnung immer wieder den Finger in die Nase steckt, das Buch offenbart sicherlich für jeden Geschmack eine ansprechende Kurzgeschichte.
Abwechslungsreiche Illustrationen
Während des Vorlesens findet keine Unterhaltung zwischen Bruno und seiner Mutter statt. Jedoch sieht man zu Beginn jeder Geschichte ein kleines Bild von Bruno, das thematisch zu der jeweiligen Erzählung passt. So hat er ein kleines Horn auf die Nasenspitze gebunden, wenn es in dem Text um ein Nashorn geht, oder schaut verschreckt einen großen Schatten an, wenn die Geschichte sich mit dem Thema Angst beschäftigt.
Die Rahmenhandlung um das Einschlafen und Aufwachen des kleinen Bären grenzt sich durch die Größe der Zeichnungen von den Gute-Nacht-Geschichten ab. Während die Handlungen um Bruno größtenteils mit ganzseitigen Illustrationen in Brauntönen bebildert sind, fügen sich die Zeichnungen bei den neun einzelnen Erzählungen zum Einschlafen deutlich kleiner an den Seiten der Texte ein. Hierbei werden auch buntere Farben verwendet, die zu den vielfältigen Handlungsorten und Jahreszeiten passen.
Dem Ehepaar de Beer und Romanelli ist mit „Bruno – Kurze Geschichten für lange Nächte“ ein schönes Bilderbuch gelungen, das sich sowohl zur Selbstlektüre, als auch zum Vorlesen wunderbar eignet. Die Mischung aus Erzählung und Texten in Gedichtform sorgt für eine lebendige Geschichte. Wer die Bücher von Lars dem Eisbären mag, wird auch Bruno gernhaben.
Bruno – Kurze Geschichten für lange Nächte. Text: Serena Romanelli. Illustrationen: Hans de Beer. Übersetzung: Daniela Papenberg. NordSüd Verlag. 2021.
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