Hi! In Deutschland und auch weltweit gibt es viele Arten von Büchern. Diese Vielfalt muss geschützt werden und deswegen wird hier ein ganz besonderes Exemplar vorgestellt. Ich möchte ergänzen: ein ganz besonders schraeges* Exemplar, das eine ebenso schraege Buchbesprechung erfordert. – Von Seitenkünstler Aaron
„Oh, ein Tier!“ ist ein humoristisches Tierbestimmungsbuch, in dem Insekten, Spinnen, Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere auf eine ganz neue Art beschrieben werden. Im Grunde übernimmt und kommentiert der Autor Textpassagen aus Tierführern und visualisiert markante Merkmale der vorgestellten Tierarten mit eigenen Bildern und Comicstrips.
Auf den ersten Blick wirkt es so, als hätte jemand in einem Sachbuch herumgekritzelt. Auf den zweiten Blick entpuppen sich die infantilen Zeichnungen als nützliche Illustrationen, die helfen, zu verstehen, was beispielsweise mit „klöppelförmige[n] Antennen“ (S. 11) und „Prothorax“ (S. 85) gemeint ist. Die vom Autor komplett selbst gestalteten Seiten sind als Faksimiles (als hätte jemand die Seiten fotografiert) gedruckt und enthalten Malereien und Skizzen. Diese sind teils Piktogramme und Comics, teils detaillierte Naturstudien.
Die handschriftlichen Hinweise sehen auch in der vervielfältigten Druckversion ‚echt‘ aus und vermitteln den Eindruck, ein Original in den Händen zu halten, in dem tatsächlich jemand mit Bleistift geschrieben hätte. Die Notizen stehen ebenso wie die Bilder entweder in einer nützlich-informativen oder in einer unterhaltsam-belustigenden Funktion. So werden einerseits bei allen Tieren „Kopf“ und „Arsch“ beschriftet, während andererseits Wissenswertes über die Lebensweisen vermittelt wird.
Dabei nutzt der Autor überwiegend einen vulgären Sprachstil, der jedoch in seiner direkten Weise nicht die informierende Wirkung verfehlt. Dass der große Schillerfalter zwar hübsch aussieht, aber sich von Kot ernährt, ist interessant und weist indirekt auf einen hygienischen Aspekt für Tierfreunde hin. Wissen, das in anderen Sachtexten hinter Fremdwörtern versteckt wird, vermittelt Bork in seinem Buch in verständlichen Worten und Bildern. Da eine lückenlose Präsentation dabei nicht erreicht wird, rückt der Unterhaltungszweck in den Vordergrund.
Dieses Buch ist lustig – und oft so gewollt lustig, dass die Lektüre sehr anstrengend ist. Ich musste beim Lesen häufig Pausen einlegen, weil die flachen Witze in einer größeren Dosis zu nerven beginnen, als würde jemand krampfhaft einen Wortwitz nach dem nächsten erzählen. Es ist aber gerade diese ungezwungene und kindliche Freude, die mich immer wieder die Lektüre aufnehmen ließ.
„Oh, ein Tier!“ überrascht damit, dass es das ernste Anliegen des Artenschutzes auf so unernste Weise thematisiert. Ohne jeden belehrenden oder tadelnden Ton teilt Bork seine Begeisterung für die Tierwelt und stellt einige Fakten ungeschönt dar.
Da ich mich beim Lesen direkt angesprochen fühlte und manche ‚Witze‘ regelrecht ertragen musste, möchte ich mich mit einer kleinen, alternativen Rezensionsform revanchieren. Das unten abgebildete Faksimile dürfte auch viel besser beschreiben, was LeserInnen in diesem Buch in etwa zu erwarten haben.
Oh, ein Tier! Bestimmungsbuch mit fast allen heimischen Arten. Felix Bork. Eichborn Verlag (Bastei Lübbe). 2017.
* Normalerweise schreibt man „schräg“ mit Ä, aber das hier ist ein kleiner Verweis auf schraeglesen. Mehr dazu erfahrt ihr in dem Interview hinter folgendem Wegweiser: 10 Fragen an schraeglesen.
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