Oh! Nennt mir die Arten, die Arten des Meers!

von | 09.05.2021 | Buchpranger, Sach- und Fachbücher

In den Tiefen der Ozeane schlummern noch unzählige Geheimnisse. Zeilenschwimmerin Ronja ist in „Wenn Haie leuchten“ mit der Meeresbiologin Julia Schnetzer abgetaucht, um manchen davon auf den Grund zu gehen – und mit jeder Menge Begeisterung und Neugier wieder aufzutauchen.

Wie der Titel schon sagt: Es gibt Haie, die leuchten. Es gibt auch Korallen, die leuchten. Es gibt einen Hai, der über 500 Jahre alt werden kann. Wie alt genau und wie viele es von ihnen noch gibt, weiß man nicht. Es gibt keinen Nobelpreis für Biologie, dafür haben wir aber immer noch Inseln auf unseren Karten, die eigentlich gar nicht existieren. Die Karten vom Meeresgrund sind allerdings wesentlich ungenauer als die der Oberfläche des Mars. Außerdem: Fische können rechnen. Na ja, zumindest grob die Anzahl von Dingen überschlagen. Aber darin sind sie höchstwahrscheinlich besser als mancher Mensch.

Das sind nur ein paar der Fakten, die ich aus „Wenn Haie leuchten“ mitgenommen habe. Es war mindestens so interessant, wie ich erhofft und um einiges unterhaltsamer, als ich erwartet hatte. Mit ihrer Begeisterung für das Meer und ihren Beruf – vielleicht einmal abgesehen von den kalten Fingern beim Wühlen im Watt im Februar – steckt Julia Schnetzer durch die Seiten hindurch an. Sie erzählt von allgemein bekannten Arten genauso wie von den eher unbekannten, von den Neuentdeckungen, die mehr Fragen aufwerfen als auflösen, und den zahlreichen Zusammenhängen vom Meer, der (Meeres)Biologie, den Menschen und der Erde insgesamt.

Dabei ist eine spannende Mischung an Themen zusammengekommen. So geht es natürlich auch um den Klimawandel, die Verschmutzung der Ozeane durch (Mikro)Plastik, Überfischung und die zahlreichen davon bedrohten Lebensräume und Tierarten. Aber nicht nur in diesen Abschnitten wird deutlich, wie sehr wir mit dem Meer verbunden sind. Es gibt so viele weitere Bereiche, in denen die Meeresbiologie unser Verständnis der Erde als komplexes System verbessert, zu medizinischen und auch wirtschaftlichen Verbesserungen beiträgt – oder auch unsere Vorstellungen von Intelligenz in Frage stellt.

Das alles wird mit einer angenehmen Prise Humor und mit Beispielen aus dem Alltag gespickt und dadurch leicht verständlich. Es kommen sogar mal das blau-schwarze (oder weiß-goldene?) Kleid und der berühmtberüchtigte Trashfilm „Sharknado“ vor.

Ein zusätzlicher Pluspunkt waren für mich die kleinen Illustrationen der Autorin. Die Abbildungen veranschaulichen zum Beispiel den Lebenskreislauf „unsterblicher“ Quallen oder die äußerlichen Unterschiede der (zahlreich) angesprochenen Haiarten. Quellenangaben gibt es – wie von einer Wissenschaftlerin zu erwarten – erfreulicherweise auch. Die sind zwar nicht mit Fußnoten hinterlegt, dafür aber den Kapiteln zugeordnet. Und noch ein persönlicher Pluspunkt: Der Text ist gegendert (an den wenigen Stellen, wo einmal ein „WissenschaftlerInnen“ notwendig ist).

Kurz und knapp zusammengefasst: „Wenn Haie leuchten“ ist ein Sachbuch, zum In-einem-Rutsch-durchlesen. Informativ, anschaulich, ernst, aber auch unterhaltsam. Jetzt hätte ich fast Lust, auch mal im Februar im Watt zu wühlen.

Wenn Haie leuchten – Eine Reise in die geheimnisvolle Welt der Meeresforschung. Julia Schnetzer. hanserBlau. 2021.

Ronja Storck

Ronja Storck

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